Corona-Lockdown light „Unser Speck ist jetzt verbraucht“

Mettmann · Auch wenn es sich diesmal „Lockdown light“ nennt – für die betroffenen Gastronomen ist die neuerliche Schließung ihrer Geschäfte alles andere als leicht. Wir haben mit drei Restaurant-Betreibern in Mettmann gesprochen.

„Mir fehlt der Kontakt zu den Gästen“: Dora Papadopoulou im Wintergarten des Mettmanner Hofs.

Foto: D. Herrmann

Dora Papadopoulou, Inhaberin des Restaurants Mettmanner Hof, sitzt in ihrem verwaisten Wintergarten und seufzt. „Mein Mann und ich betreiben das Geschäft nun schon seit 2004, aber so etwas haben wir noch nicht erlebt“, sagt sie, „es ist traurig. Traurig und lanweilig. Mir fehlt der Kontakt mit unseren Gästen.“

Die wirtschaftliche Situation fasst sie mit einem Wort zusammen: „Schlecht.“ Schon im letzten Jahr musste der Mettmanner Hof vier Monate schließen, weil sich Dora Papadopoulou und ihr Mann bei einem Unfall verletzt hatten. Dann kam im März dieses Jahres des erste Lockdown. „Wir hatten 80 Prozent Einbußen“, erzählt Johannis Papadopoulos, Ehemann der Inhaberin und Koch des Mettmanner Hofs. „Glücklicherweise hatten wir einige Rücklagen, sonst hätten wir das nicht geschafft. Aber jetzt ist unser Speck verbraucht.“

Umso härter trifft sie nun die zweite Schließung. Im Sommer hätten sie zwar einiges aufholen können, doch gerade die Monate November und Dezember seien besonders wichtig in der Jahresbilanz. Der Abholservice lohne sich kaum, erzählen die beiden, bringe gerade mal ein Achtel des normalerweise üblichen Umsatzes um diese Zeit. Als besonders belastend empfindet das Ehepaar die Ungewissheit. Wer weiß, ob die sich die Situation im Dezember maßgeblich verändert. Und auch die Höhe der zugesagten staatlichen Unterstützung stehe noch in den Sternen. Dennoch haben beide Verständnis für die getroffenen Maßnahmen. „Der Anstieg der Infektionszahlen ist erschreckend“, sagt Johannis Papadopoulos, „da musste etwas passieren.“

Andererseits geht er nicht davon aus, dass die Gastronomie bei der Entwicklung der Pandemie eine entscheidende Rolle gespielt hat. „Ich bin mir sehr sicher“, sagt er, „dass sich bei uns keiner angesteckt hat. Wir haben absolut penibel auf die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln geachtet.“ Einige Hoffnung setzt das Ehepaar in die jüngsten Nachrichten zum Thema Impfstoff: „Das ist für uns ein Licht am Ende des Tunnels“. Ans Aufgeben denken sie nicht. „Wir werden weiter kämpfen“, sagen sie.

Seit 2013 betreibt Redzep Sabani das Restaurant beim MTHC, 90 Sitzplätze innen und im Außenbereich noch einmal 150. Derzeit beschränken sich seine Aktivitäten auf den Außerhaus-Verkauf. „Es ist bitter“, sagt er, „aber es ist so und wir müssen jetzt dadurch.“ Normalerweise brummt in dieser Zeit das Geschäft, zwischen 400 und 500 Portionen Gänsebraten finden in den Monaten November und Dezember ihre Abnehmer. In diesem Jahr rechnet er mit knapp 100 Portionen. Der Außerhaus-Verkauf laufe schleppend. „Wenn es im Dezember nicht weitergeht“, so der Gastronom, „dann wäre das eventuell der Genickbruch.“ Er versuche, die Kosten zu decken – Miete, Strom. Und auch die Mitarbeiter müssen weiter bezahlt werden, sieben sind es insgesamt. Entlassen möchte er keinen. Er setzt auf die staatliche Unterstützung und versucht, seinen Optimismus nicht zu verlieren. Seit 1990 sei er im Geschäft und habe in dieser Zeit viel erlebt. „Ich denke immer positiv“, sagt der 45-Jährige, „die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Es geht an die Existenz

Sahana Rasappu fällt es mit der Zuversicht in diesen Tagen schwer. Gemeinsam mit ihrem Mann Raj betreibt sie seit Oktober 2017 das „Kantinchen“ in der Mettmanner Innenstadt, bietet dort indische und deutsche Spezialitäten an. Derzeit hat das Geschäft geschlossen, auch einen Außerhaus-Verkauf gibt es nicht. Es lohne sich für sie einfach nicht, sagt Sahana Rasappu. Schon die erste Schließung von März bis Mai sei ein harter wirtschaftlicher Schlag gewesen. Jetzt geht es an die Existenz. „Ich weiß nicht, wie ich die Fixkosten bezahlen soll“, erzählt die Inhaberin. „Bisher lieft es für uns gut hier, aber dieses Jahr ist eine Katastrophe. Wir wollen was verdienen und wir können nicht.“

Das Ehepaar betreibt seit Oktober dieses Jahres auch die Kantine der Kreishandwerkerschaft, doch auch hier laufe der Betrieb in diesen Tagen schleppend. Nach dem ersten Lockdown gab es Unterstützung vom Staat. Wie hoch die diesmal ausfallen wird und ob es reicht, steht noch dahin. Das Verständnis für die getroffenen Maßnahmen der Regierung hält sich bei Familie Rasappu in Grenzen. Immerhin habe man alle Vorkehrungen getroffen, um die Sicherheit der Gäste zu gewährleisten. Sahana Rasappu macht sich Sorgen um ihre Familie. Drei Kinder habe sie zu versorgen. „Derzeit“, sagt sie, „steht hinter jedem Tag ein Fragezeichen.“

((dir))
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