Kommunalwahl 2025 „Es war sicherlich intensiver als gedacht“

Mettmann · Die amtierende Bürgermeisterin Sandra Pietschmann will es noch einmal wissen, stellt sich, unterstützt von CDU und SPD, im September erneut zur Wahl. Im Interview spricht sie über bislang Erreichtes und über künftige Herausforderungen.

„Ich glaube nicht, dass es nützt, wenn wir unsere Stadt kaputt sparen“: Sandra Pietschmann bewirbt sich für weitere fünf Jahre im Amt der Bürgermeisterin.

Foto: Pieschmann/Pietschmann

Eine Woche Urlaub hat sie sich gegönnt. Noch einmal Kraft tanken vor der heißen Wahlkampfphase. Keine Verpflichtungen, auch kein Reisestress, lieber zu Hause die Seele baumeln lassen, ein wenig im Garten entspannen, Inline-Skaten, ein Buch lesen, „22 Bahnen“ von Caroline Wahl. Sandra Pietschmann wirkt gut erholt beim Treffen in der Stadt, zuversichtliches Lächeln, kräftiger Händedruck. Fünf Jahre als Bürgermeisterin der Stadt Mettmann liegen hinter ihr. Eine Zeit, geprägt von globalen Krisen und Umwälzungen, die sich auch auf das Leben in Mettmann ausgewirkt haben. Zu Beginn ihrer Amtszeit habe sie die Stadt neu entdeckt, erzählt sie, einige Schubladen geöffnet und darin nicht nur Gutes vorgefunden. Es sei Zeit gewesen aufzuräumen. Damit habe sie begonnen und das möchte sie in den kommenden fünf Jahren fortsetzen, wenn sie die Wahl im September gewinnt.

Frau Pietschmann, Ihre erste Amtszeit geht zuende. Es gab einige Turbulenzen. War es sehr anstrengend?

Sandra Pietschmann: „Nein, anstrengend ist nicht das Wort, das ich in dem Zusammenhang gebrauchen würde. Es war eine spannende Zeit und sicherlich intensiver, als man es vorhersehen konnte. Bei meiner Kandidatur im Jahr 2019 waren die Vorzeichen andere. Dann kamen Corona und dann der Ukraine-Krieg. Die Gesellschaft hat sich verändert, es gibt viel Unzufriedenheit mit der großen Politik, Verunsicherung über globale Entwicklungen. Und das spiegelt sich zum Teil auch in unserer Stadt wider.“

Mettmann stand zu Beginn Ihrer Amtszeit vor großen Herausforderungen und viele Leute haben nicht den Eindruck, dass die Probleme seitdem geringer geworden sind. Im Gegenteil.

Pietschmann: „Und doch sind wir vorangekommen. Zum Beispiel beim Thema Digitalisierung. In 2020 hatte die Verwaltung praktisch keine Laptops, das sieht heute ganz anders aus. Der Prozess ist natürlich noch nicht abgeschlossen. Wir arbeiten weiter daran.“

Was verbuchen Sie außerdem als Erfolg?

Pietschmann: „Wir haben Mettmann ganzheitlich betrachtet und einen Masterplan auf den Tisch gelegt, mit dem wir Mettmann zukunftsfit machen können. Mit Vorschlägen für die Neugestaltung der Schullandschaft, die Feuer- und Rettungswache, den Baubetriebshof und die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden. Wir haben die Ad-hoc-Maßnahmen für die Schulen durchgeführt, an der Spessartstraße eine Kita mit sechs Gruppen eröffnet und erste Maßnahmen des Rad-Konzepts umgesetzt. Die Peckhauser Straße wurde saniert und einige andere auch, und wir wenden uns nun dem Düsselring zu. Wir haben einige wichtige Grundlagen geschaffen, die uns weitere Entscheidungen ermöglichen: die Starkregenanalyse, die Bestandsaufnahme von Grünflächen, das Fördermittelmanagement. Ich könnte noch mehr aufzählen.“

Der von Ihnen erwähnte Masterplan hat nicht nur Applaus geerntet. Es gibt Kritik an den immensen Kosten und eindringliche Warnungen vor einem unkontrollierbaren Schuldenberg.

Pietschmann: „Der Masterplan ist zunächst eine detaillierte Bestandsaufnahme dessen, was dringend notwendig ist. Was braucht welche Schule, auch vor dem Hintergrund von G8 / G9, Ganztag und 100 Prozent Betreuungsquote an den Grundschulen? Es wurde alles berücksichtigt. Am Ende entscheidet die Politik darüber, was wie umgesetzt wird. Die Verwaltung arbeitet sehr lösungsorientiert, stellt verschiedene Varianten vor mit unterschiedlichen Finanzierungsmodellen.“

Teuer wird es auf jeden Fall.

Pietschmann: „Entweder wir nehmen jetzt Geld in die Hand oder wir lassen die Dinge so weiter laufen. Aber der Stillstand kostet uns auch Geld. Nein, wir sollten in unsere Zukunft investieren, natürlich achtsam und umsichtig. Ich wiederhole mein Mantra: So viel wie nötig und so wenig wie möglich.“

Der größte Posten im Masterplan ist der Neubau der Gesamtschule „Auf dem Pfennig“. Einige Kritiker sind der Meinung, dass es vernünftiger, sprich kostengünstiger und obendrein der Generationengerechtigkeit dienlicher wäre, darauf zu verzichten und die Schule in dem bestehenden Gebäude an der Goethestraße unterzubringen.

Pietschmann: „Das ist eine Milchmädchenrechnung. Diese Leute gaukeln eine Lösung vor, die keine ist. Für die Modernisierung der Bestandsgebäude und für die Interims-Container im Zeitraum der Sanierung würden sehr hohe Kosten anfallen. Das ist gerade in Erkrath zu beobachten, wo die Interimslösung nach dem Schulbrand mit rund 20 Millionen Euro zu Buche schlägt. Für eine solche Lösung in Mettmann würden noch einige Millionen mehr anfallen. Auch an der Goethetrasse müssten große Teile der Gebäude neu gebaut werden. Dann doch besser und günstiger direkt auf freiem Feld. Davon abgesehen würde Mettmann auf frei werdende Flächen verzichten, die sie für dringend benötigte Wohnbebauung nutzen kann. Übrigens, im sanierten Gebäude der Realschule wird später die OPS einziehen. Und was die Generationengerechtigkeit angeht: Ich glaube nicht, dass es kommenden Generationen nützt, wenn wir unsere Stadt jetzt kaputt sparen.“

Sie stellen sich erneut zur Wahl. Und das obwohl Sie in den vergangenen Jahren mitunter eine Menge Gegenwind aushalten mussten. Hat es trotzdem auch Spaß gemacht?

Pietschmann: „Es macht Freude, mich für diese Stadt einzusetzen und Teil eines großartigen Teams zu sein. Nein, ich bin hier noch nicht fertig. Mit Kritik kann ich sehr gut leben, solange der Umgangston gewahrt bleibt. Das war leider in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Aus meiner Sicht sollte gerade auch Kritik sachlich und respektvoll vorgetragen werden. Um sich aktiv und im direkten Austausch in die Diskussion einzubringen, lade ich jede Bürgerin und jeden Bürger in die Fachausschüsse, weitere Beteiligungsformate oder meine Sprechstunde ‚meet&talk‘ ein.“

Wenn es mit der zweiten Amtszeit klappen sollte: Gibt es schon konkrete Pläne, Projekte, die Sie neu anstoßen möchten?

Pietschmann: „Stadtentwicklung wird ganz oben auf der Agenda stehen. Wir brauchen Flächen für Gewerbe und für Wohnraum, ein Riesenthema. Und wir brauchen eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes Mettmann. Außerdem gilt es, die Stadt klimaresistent zu machen, beispielsweise durch den Ausbau von Grünflächen und den Einsatz von Solaranlagen. Auch die Themen Stadthalle und Jubiläumsplatz werden uns weiter begleiten. Ich denke übrigens bei alldem niemals in Fünf-Jahres-Schritten, sondern weit darüber hinaus.“

Sie haben schon in den zurückliegenden Jahren immer wieder betont, dass die Stadt vor großen Herausforderungen steht, was auch Härten für die Bevölkerung notwendig mache. Daran hat sich wohl nichts geändert?

Pietschmann: „Nein, ich höre allerdings auch nicht auf, Bund und Land daran zu erinnern, dass sie in der Pflicht stehen, den Kommunen zu helfen. Und ich bin zuversichtlich, dass sich da etwas bewegen wird. Wenn ich Bürgermeisterin bleiben sollte, werde ich mich weiter dafür stark machen. Mettmann ist eine super liebenswürdige Stadt. Und diesen Charakter will ich erhalten.“

(dir)