Kommunalwahl 2025 „Ich nehme hier eine Wechselstimmung wahr“

Mettmann · Thomas Sterz geht für die FDP ins Rennen um das Amt des Bürgermeisters. Im Interview verrät er seine Pläne für die Stadt, was ihn persönlich antreibt und was er an Mettmann besonders mag.

Thomas Sterz an der Goldberger Mühle, ein Ort, zu dem er eine besondere Beziehung hat und dessen Aushängeschild-Charakter er gerne stärken würde.

Foto: D. Herrmann

Der Bürgermeisterkandidat kommt lässig in breit gestreiftem Polo-Shirt, Jeans und mit einem Lächeln auf den Lippen. Am Ufer des Goldberger Teiches dösen die Enten in der Sonne. Den Treffpunkt hat Thomas Sterz selbst ausgesucht, er liegt nicht weit entfernt von seinem Wohnort und er hat für ihn eine besondere Bedeutung: Auf dem Rasen hinter der Goldberger Mühle haben er und sein Mann René geheiratet. Thomas Sterz zog im Jahr 2016 von Düsseldorf nach Mettmann. Der gebürtige Münsteraner arbeitete 21 Jahre lang als Filialleiter einer Bank und davor fünf Jahre als Unternehmenssprecher einer großen Bäckereikette. Seit letztem Januar ist der 57-Jährige Privatier.

Entspannung findet er bei Gesellschaftsspielen, beim Spazierengehen und in der Sauna. Er hat in seinem Leben schon 87 Länder bereist, einen Schachclub gegründet, den er in die 2. Bundeslliga führte, und er hört gerne U2, Adele und Abba. Lieblingssong: „The winner takes it all“. Seine politische Karriere begann 2019 mit dem Eintritt in die FDP, die ihn ein Jahr später kurzerhand zum Wahlkreiskandidaten am Goldberg machte. Er gewann mit fast 30 Prozent.

Sie sind damals ganz schön durchgestartet, Herr Sterz.

Thomas Sterz: „Es ist tatsächlich gut für mich gelaufen und dafür bin ich sehr dankbar. Ganz ehrlich, bis zum Wahlkampf 2020 kannte mich kaum jemand. Aber dann bin ich hier mit sehr vielen Menschen ins Gespräch gekommen. Und ich habe für die Nachbarschaft eine Whatsapp-Gruppe gegründet, die heute noch existiert. Da kommen nach wie vor regelmäßig Fragen rein zu Dingen, die meinen Wahlkreis betreffen. Und jeder in der Gruppe weiß, dass ich schnell antworte.“

Das Zauberwort heißt also Kommunikation?

Sterz: „Absolut. Offene Kommunikation und Bürgernähe halte ich für ganz entscheidend, übrigens auch in den sozialen Medien. Ich war einer der ersten in Mettmann, der die politische Diskussion auch ins Internet getragen hat. Das ist eine weitere Möglichkeit, mit den Leuten, für die man Politik macht, ins Gespräch zu kommen und ich würde mir wünschen, dass die Verwaltung und Bürgermeisterin Sandra Pietschmann sich dort auch häufiger zu Wort melden würden, um ihr Vorgehen zu erklären. Ich möchte darüber hinaus auch andere wichtige Akteure der Stadt, zum Beispiel Vereine und Unternehmer, in Entscheidungsprozesse einbeziehen, denn das gehört für mich bei Offenheit und Transparenz dazu.“

Sie sind seit Anfang dieses Jahres Privatier, könnten das Leben genießen. Stattdessen kandidieren Sie für das Amt des Bürgermeisters und das in gelinde gesagt sehr herausfordernden Zeiten. Warum?

Sterz: „Weil ich glaube, dass sich in dieser Stadt etwas zum Positiven ändern muss und auch ändern lässt. Darüber hinaus nehme ich hier eine Wechselstimmung wahr, die mir Mut macht. Übrigens habe ich die Entscheidung zu kandidieren nicht übers Knie gebrochen. Ich habe lange darüber nachgedacht, denn ein solches Amt geht mit großer Verantwortung einher. Aber am Ende bin ich zu der vollen Überzeugung gelangt: Ja, ich möchte gerne Bürgermeister dieser Stadt werden.“

Mettmann befindet sich in einer prekären Haushaltslage. Wo würden Sie als Bürgermeister ansetzen, um die Situation in den Griff zu bekommen?

Sterz: „Die Lösung kann nicht sein, dass wir die Grundsteuer immer weiter erhöhen. Wir brauchen einen Sparkurs in Mettmann und sollten vor allem kein Geld ausgeben, das nicht da ist. Und wir sollten Maßnahmen vor ihrer Umsetzung auf Herz und Nieren prüfen. Das hat mir in jüngster Vergangenheit gefehlt. Schnellschüsse wie bei der Interimsfeuerwache im ehemaligen Autohaus an der Willettstraße müssen vermieden werden. Die Kosten dafür sind explodiert, weil die Reihenfolge der Entscheidungen schlicht falsch war, ähnlich wie bei der Traglufthalle oder der Unterkunft für Geflüchtete in der Turnhalle der Astrid-Lindgren-Grundschule.“

Um bestimmte Projekte und Investitionen kommt die Stadt nicht herum. Dazu zählt auch die Modernisierung der Schullandschaft, die im Masterplan Schulen ausbuchstabiert wurde.

Sterz: „Investitionen sind notwendig, aber bitte mit Augenmaß. Das gilt auch für die Schullandschaft, etwa den geplanten Neubau der Gesamtschule auf dem Grundstück Am Pfennig, der meines Erachtens noch einmal auf den Prüfstand gehört. Brauchen wir wirklich acht Züge oder reichen nicht vielleicht auch sechs? Brauchen wir überhaupt einen Neubau oder könnte nicht stattdessen auch der bisherige Standort funktionieren, mit entsprechenden Modernisierungen? Das meine ich, wenn ich sage, dass wir Schnellschüsse vermeiden sollten. Das hat auch etwas mit Generationengerechtigkeit zu tun. Wir sollten denen, die nach uns folgen, keinen riesigen Schuldenberg hinterlassen, aber wir sind auf dem besten Wege, genau das zu tun. Meine Partei warnt nicht umsonst schon seit geraumer Zeit vor einem Schulden-Tsunami.“

Die finanzielle Lage ist trist. Gibt es in Mettmann denn aus ihrer Sicht auch Grund zur Freude.

Sterz: „Unbedingt! Mettmann ist trotz aller Probleme nach wie vor eine tolle Stadt. Ich liebe es, hier rund um die Goldberger Mühle spazieren zu gehen, Menschen zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Diese persönliche Ebene habe ich schnell schätzen gelernt und ich möchte sie nicht mehr missen. Die Anonymität der Großstadt, die ich früher in Düsseldorf hatte, fehlt mir überhaupt nicht. Das beschauliche Mettmann mit seinen knapp 40.000 Einwohnern bildet für mich den perfekten Rahmen. Ich finde übrigens, dass die Stadt auch nicht viel mehr Menschen verträgt. Mettmann ist liebenswert und ich möchte dabei helfen, dass es so bleibt.“

Wenn Sie die Wahl gewinnen sollten, was würden Sie als erstes machen?

Sterz: „Erst mal würde ich mich kneifen. Habe ich übrigens auch gemacht, als ich meinen Wahlkreis 2020 gewonnen habe. Im ersten Moment wirkt das irreal. Aber dann geht man an die Arbeit.“

Und wenn es nicht klappt?

Sterz: „Dann mache ich wie bisher weiter meine politische Arbeit. Für die Menschen und für die Stadt, in der wir leben.

(dir)