Kommunalwahl 2025 „Ich will Vertrauen zurückgewinnen“

Mettmann · André Bär geht angriffslustig und mit jugendlichem Elan ins Rennen um das Bürgermeisteramt. Im Gespräch mit dem Schaufenster erzählt er, was er an Mettmann liebt und was sich aus seiner Sicht dringend ändern müsste.

Die Ohren einiger Figuren der Schäfergruppe sind vom vielen Anfassen schon ganz blank poliert. André Bär glaubt zwar nicht daran, dass die Berührung Glück bringt. Aber andererseits, wer weiß. Foto: D. Herrmann

Foto: D. Herrmann

Bürgermeisterkandidat André Bär erscheint in Sakko, Jeans und mit exakt zurückgekämmten Haaren. Treffpunkt: Schäfergruppe, Freiheitstraße, ein Ort in Mettmann, an dem er sich gerne aufhält. Seine beiden Kinder lieben die Skulptur, er selbst auch. „Da sind wir natürlich nicht die einzigen“, sagt er und weist auf die Ohren der Bronze-Schafe hin, die vom vielen Anfassen zum Teil ganz blank poliert sind. Möglicherweise bringt eine Berührung ja Glück. „Glaube ich nicht“, sagt er lächelnd, greift dann aber dennoch mal kurz zu. Man kann ja nie wissen. André Bär kam vor zehn Jahren aus Erkrath, wo er aufwuchs, nach Mettmann. Er ist verheiratet, Vater einer 10 Jahre alten Tochter und eines 6 Jahre alten Jungen, er arbeitet als Finanzbuchhalter und engagiert sich seit fünf Jahren politisch, mittlerweile in der von ihm gegründeten Wählergemeinschaft Mettmann.Unabhängig.Transparent. (M.U.T.), die aktuell knapp über 20 Mitglieder zählt und die ihn zu ihrem Kandidaten für das Bürgermeisteramt gemacht hat. André Bär ist diskussions- und mitteilungsfreudig, gerne auch in den sozialen Medien, wo er sich häufig offensiv zu lokalpolitischen Themen einlässt. Der 36-Jährige bezeichnet sich selbst als Familienmenschen und ist überdies eingefleischter Fan von Fortuna Düsseldorf. Im Stadion könne er schon sehr emotional werden, sagt er. André Bär nennt vier Themenschwerpunkte für seinen Wahlkampf: Bürgernähe, Bürgerbeteiligung, Kommunikation und Transparenz.

Herr Bär, warum ausgerechnet diese vier Begriffe?

André Bär: „Weil ich glaube, dass es von all dem aktuell zu wenig gibt in Mettmann und das Unmut bei den Menschen erzeugt.“

Können Sie die Kritik an einem Beispiel festmachen?

Bär: „Da gibt es einige: die Traglufthalle für Geflüchtete, die nie in Betrieb genommen wurde, die Diskussion um die Mehrklassenbildung am Heinrich-Heine-Gymnasium oder die Interimswache für die Feuerwehr an der Willettstraße, deren Kosten völlig aus dem Ruder gelaufen sind. In allen Fällen wurde von Politik und Verwaltung schlecht kommuniziert; Informationen wurden nur scheibchenweise herausgegeben. Angesichts einer solchen Salamitaktik muss es niemanden wundern, wenn die Leute den Glauben an die Politik verlieren. Ich will das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen, sonst besteht die Gefahr, dass wir sie an die extremen Ränder verlieren.“

Das drängendste Problem in Mettmann, wie in vielen anderen Kommunen auch, ist der defizitäre Haushalt. Wir würden Sie dem als Bürgermeister begegnen?

Bär: „Wir brauchen eine realistische Haushaltsplanung, die sehe ich aktuell nicht. Die Stadt hat im Masterplan einige große und wichtige Maßnahmen geplant, aber es mangelt an einer klaren Priorisierung. Stattdessen sollen innerhalb von fünf Jahren 300 Millionen Euro ausgegeben werden. Das halte ich für einen Fehler. Wir brauchen eine sinnvolle Reihenfolge und eine Streckung der Maßnahmen auf einen längeren Zeitraum, um die Stadtkasse nicht zu überlasten. Darüber hinaus müssen einige Großprojekte noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden. Das gilt nicht zuletzt für den geplanten Neubau der Gesamtschule, den ich kritisch sehe. Vielleicht wäre ja auch eine Unterbringung im Gebäude der ehemaligen Realschule machbar. Nach entsprechender Modernisierung, versteht sich. Es ist richtig, in Bildung und in Sicherheit zu investieren. Aber alles mit Augenmaß, bitte. Anderenfalls müssen unsere Kinder die Suppe auslöffeln, die wir ihnen jetzt einbrocken. Das ist nicht mein Verständnis von Generationengerechtigkeit. Niemand weiß, welche Probleme später einmal auftreten werden. Die Menschen, die nach uns kommen, brauchen Handlungsspielraum.“

Sie fordern mehr Bürgerbeteiligung. Wie könnte das Ihrer Meinung nach Aussehen?

Bär: „Also zunächst mal so, dass man den Leuten zuhört, mit ihnen in Kontakt tritt, im persönlichen Gespräch, über die Sozialen Medien über Homepages wie der von M.U.T.. Man muss Gelegenheit zur Beteiligung geben und auch aktiv dazu auffordern. Demokratie bedeutet für mich nicht, dass man alle fünf Jahre ein Kreuzchen macht. Ich halte es für wichtig, die Menschen auch darüber hinaus in Entscheidungsprozesse einzubinden. Zum Beispiel über Umfragen, das könnte auch die Stadt tun. Woanders wird das schon gemacht.“

Sie sind verhältnismäßig präsent in den Sozialen Medien, melden sich dort oft zu Wort. Haben Sie nicht auch den Eindruck, dass es in vielen Disputen zunehmend aufgeregt und gereizt zugeht?

Bär: „Die Sozialen Medien sind wichtig, aber sie sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch, das ich immer wieder suche und auch immer wieder anbiete. Gerade jetzt im Wahlkampf geht es vor allem um die Begegnung von Mensch zu Mensch. Es mag schon stimmen, dass die Gereiztheit in mancher Diskussion zugenommen hat, aber das beschränkt sich nach meinem Empfinden nicht auf die Sozialen Medien. In nehme eine gewisse Unzufriedenheit in der Stadt auch im Dialog von Angesicht zu Angesicht wahr. Ich glaube, es ist wichtig, egal wo, ergebnisoffen in ein Gespräch zu gehen.“

Wir haben über Dinge gesprochen, die aus Ihrer Sicht in der Stadt besser laufen sollten. Was gefällt Ihnen denn besonders gut an Mettmann?

Bär: „Ich mag Mettmann, gerade die Innenstadt. Hier wo wir uns gerade befinden, da ist immer Leben, da sind immer nette Menschen, mit denen man leicht ins Plaudern kommt. Ich mag auch den Grüngürtel rund um die Stadt, das Neandertal und die gute Anbindung an große Städte. Das ist ein riesiger Standortvorteil. Mettmann hat wahnsinnig viel Potenzial, es wird nur leider aktuell nicht ausgeschöpft. Als Bürgermeister würde ich das gerne ändern.“

Das Amt ist ja kein Lehrberuf. Was glauben Sie, welche Eigenschaften, welche Kompetenzen sollte ein guter Bürgermeister unbedingt mitbringen?

Bär: „Führungsqualitäten sind wichtig, ebenso wie Verständnis für die Probleme der Menschen in einer Stadt. Und Kritikfähigkeit. Ich denke, ganz wichtig ist der Wille und die Fähigkeit, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen und am Ende einen klugen Kompromiss zu finden.“

Gar nicht so leicht.

Bär: „Ganz bestimmt nicht. Und deshalb habe ich absolut höchsten Respekt vor jedem, der ein solches Amt bekleidet.“

(dir)
Einladung mitzugestalten
Wahlprogramm der Wählergemeinschaft M.U.T. zur Kommunalwahl vorgestellt Einladung mitzugestalten