Mettmann „Wie soll er denn nun heißen?“

Mettmann · Vor 50 Jahren, 1972, fand auf dem Jubiläumsplatz der erste Blotschenmarkt statt. Gemeinsam mit seinem Team zeichnete Ernst-August-Kortenhaus für die Organisation verantwortlich. Dabei hatte er ursprünglich etwas ganz anderes im Sinn.

Ernst-August Kortenhaus und sein Frau Monika schwelgen gemeinsam in Erinnerungen aus vielen Jahren Blotschenmarkt. „Ohne sie“, sagt er, „hätte ich das nie geschafft.“

Ernst-August Kortenhaus und sein Frau Monika schwelgen gemeinsam in Erinnerungen aus vielen Jahren Blotschenmarkt. „Ohne sie“, sagt er, „hätte ich das nie geschafft.“

Foto: D. Herrmann

Wir müssen unbedingt über den Elefanten sprechen. Ernst-August Kortenhaus lacht, als er danach gefragt wird, denn natürlich wird er sehr oft danach gefragt. Der 82-jährige Uhrmachermeister sitzt am Esstisch in seinem Wohnzimmer mit Blick über Mettmann in Richtung St. Lambertus, wo in diesem Moment die letzten Vorbereitungen für den 50. Blotschenmarkt laufen. Er aber schaut zurück, blättert in einem Fotoalbum mit Bildern aus der Vergangenheit der Veranstaltung, die er maßgeblich mitgeprägt hat.

Der Elefant also, wie kam das? „Es war die Idee eines Schaustellers“, erzählt Ernst-August Kortenhaus. „Er sagte zu mir, er habe einen Elefanten, es sei ein liebes Tier, die Besucher könnten darauf reiten.“ Gute Idee, fand er, und sagte: „Machen wir.“ Drei Jahre lang, von 1974 bis 1976, zählte der Dickhäuter zu den Attraktionen auf dem Blotschenmarkt, dann war Schluss. Eine Runde reiten kostete 1 Mark, einmal räumte das Tier mit seinem Rüssel einen Obststand leer. „Es war eine Elefantendame, schon ziemlich betagt. Sie ist dann gestorben.“ Und ging in die Annalen der damals noch blutjungen Veranstaltung ein.

Deren Erfolgsgeschichte beginnt im Jahr 1972 und ihr zugrunde liegt eigentlich ein ganz anderes Ansinnen. Ernst-August Kortenhaus und seine Frau Monika fanden, dass Mettmann eine hübschere Weihnachtsbeleuchtung vertragen könnte. Kosten: 25.000 DM. Dazu bedurfte es eines Kredits der Sparkasse und die wiederum bestand auf einen Bürgen.

Die Stadt erklärte sich bereit, aber nur unter der Bedingung, dass die Werbegemeinschaft sich verpflichtet, fünf Jahre lang einen Weihnachtsmarkt in Mettmann durchzuführen. Erpressung? „Könnte man so nennen“, sagt Ernst-August Kortenhaus und lacht. Es gab eine Diskussion im Vorstand der Werbegemeinschaft; schließlich ließ sie sich auf das Angebot ein. Vorbilder gab es damals nur wenige. Weihnachtsmärkte in Deutschland waren Anfang der 70er Jahre in Deutschland rar, der nächstgelegene fand in Köln statt. Ernst-August Kortenhaus bildete ein elfköpfiges Team, darunter Angestellte der Stadt, Mitglieder der Werbegemeinschaft natürlich, der Aulen Mettmanner und des DRK. „Ganz wichtig war für mich, dass der Markt einen karitativen Charakter bekommt“, erzählt er, „Vereine sollten dabei sein und wohltätige Organisationen.“ Hinzu kamen Einzelhändler und Schausteller, ein Karussell, ein Bierstand, ein Glühweinstand, nichts sollte doppelt vorkommen. Am Ende bestand der erste Blotschenmarkt aus 18 Ständen. Der Veranstaltungsort sollte zentral liegen, der Jubiläumsplatz war deshalb die naheliegendste Option. Doch eines fehlte. „Das Kind sollte einen Namen bekommen“, erzählt Ernst-August Kortenhaus, „und wir haben uns gefragt: Wie soll er denn nun heißen?“

Alle möglichen Vorschläge wurden erwogen, auch der von Fritz Geldmacher, seinerzeit Baas der Aulen Mettmannern: „Wie wäre es mit Bloschenmarkt?“ Die historische Begründung lieferte er gleich mit: Früher gingen die Frauen in Holzschuhen, sogenannten Blotschen, zum Mühlenteich, um ihre Wäsche zu waschen. Dorthin, wo sich heute der Jubiläumsplatz befindet. Reaktion der Werbegemeinschaft: Das ist es. Es konnte losgehen. „In der Nacht vor der Eröffnung konnte ich nicht schlafen“, erinnert sich Ernst-August Kortenhaus. Aber die Sorgen erwiesen sich als unbegründet, schon am ersten Tag strömten die Menschen auf den weihnachtlichen Blotschenmarkt. Besonders viel Anklang fand die Weihnachtsbaumversteigerung mit kleinen Geschenken vom Einzelhandel. Über 25 Jahre wurde dabei über eine Million Euro für den guten Zweck gesammelt. Von der ursprünglichen Vereinbarung, die Laufzeit von fünf Jahren, war später nie wieder die Rede.

Der Blotschenmarkt wurde zur Tradition. In seiner Zeit auf dem Jubiläumsplatz schloss er am letzten Tag immer auf die gleiche Weise. Es war für Ernst-August Kortenhaus stets der emotionalste Moment: Auf dem Dach der Kreissparkasse stand ein Trompeter und spielte „Il Silenzio“. Nach 25 Jahren zog sich der Chef komplett aus der Organisation der Veranstaltung zurück. Mittlerweile waren in Deutschland die Weihnachtsmärkte wie Pilze aus dem Boden geschossen. Aber nicht viele haben so lange überlebt wie der Blotschenmarkt.

„Dass er 50. Geburtstag feiert, macht mich stolz“, sagt Ernst-August Kortenhaus. Auch in diesem Jahr wird er ihn wieder, gemeinsam mit seiner Frau Monika besuchen, sich mit Freunden treffen, ein „Schneebällchen“ trinken und eine Bratwurst essen. „Der Blotschenmarkt“, sagt er, „bringt die Menschen in Mettmann näher zusammen.“

(dir)
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