Bienenstock im eigenen Garten „Ich behaupte, das liegt an den Bienen“

Mettmann · Dass sich der schwindende Bestand an Insekten auch und gerade für den Menschen negativ auswirkt, ist kein Geheimnis. Ingo Speck hat das in seinem Garten ganz praktisch erfahren und gegengesteuert – mit durchschlagendem Erfolg.

 Kann jetzt wieder aus dem Vollen schöpfen: Ingo Speck bei der Kirschernte.

Kann jetzt wieder aus dem Vollen schöpfen: Ingo Speck bei der Kirschernte.

Foto: Jonas Speck

Prall und saftig hängt die hellrote Pracht an zwei Bäumen in Ingo Specks Garten. Es ist Erntezeit und der Ertrag lässt sich sehen, in Windeseile füllt sich der Beutel an der langen Stange, mit der die Früchte gepflückt werden.

Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Vor circa acht Jahren fiel Ingo Speck auf, dass die Bäume immer weniger Kirschen trugen. Dass dies mit dem Insektensterben und der Dezimierung der Bienen zusammen hängen könnte, hielt der Gärtnermeister schon damals für möglich. Mittlerweile allerdings ist er sich dessen sicher. Denn seit 2017 hat er einen Bienenstock in seinem Garten stehen. Die Initiative dazu ging vom Imkerverein Mettmann aus, dem eigentlich zunächst der Friedhof Goethestraße als Standort vorschwebte. Ingo Speck und seinem Team obliegt dort die Pflege.

Doch die Stadt hatte Bedenken, deshalb erklärte sich der Gärtner bereit, einen Bienenstock auf seinem eigenen Grund und Boden aufzustellen oder besser: aufstellen zu lassen.

Denn kümmern musste er sich um gar nichts, der Imkerverein übernahm alles, und zur Pflege kommt regelmäßig ein Experte vorbei. Ingo Speck und seine Familie müssen nur ernten. „Was wir in diesem Jahr an Ertrag hatten, ist der Hammer“, freut sich der 54-Jährige, „und ich behaupte: das liegt an den Bienen.“ Heißt: Die emsigen Insekten sind im Frühjahr zur Stelle um die Blüten zu bestäuben. Nicht nur die Süßkirschen, sondern auch die Sauerkirschen hätten seither wieder kräftig zugelegt, sagt Ingo Speck. Und überhaupt machen ihm die Bienen viel Freude. „Wenn sie ausschwärmen“, erzählt er, „dann ist das wirklich ein tolles Schauspiel.“

Angst vor den Biene müsse man keine haben, sagt Ingo Speck, er selbst sei in der Zeit, seit sie in seinem Garten heimisch sind, nie gestochen worden. Das Insektensterben und den Schwund der Bienen hält Ingo Speck für ein gravierendes Problem: „Die Auswirkungen sind brutal, das Ökosystem läuft aus dem Ruder, und ich weiß nicht, ob es fünf vor oder fünf nach zwölf ist.“

Auch die Stadtverwaltung hat das erkannt und stemmt sich mit verschiedenen Projekten gegen den fatalen Trend. „Wir machen einiges in diesem Bereich“, sagt Ferdinand Ortmann, Leiter des Grünflächenamts. So habe die Stadt beispielsweise einen Bienenstock auf dem Friedhof Lindenheide aufgestellt. An der Goethestraße sei das deshalb nicht möglich, weil es dort kein geeignetes abgeschlossenes Areal gebe, das Schutz vor Vandalismus biete. Auch am KHG sei die Aufstellung eines Bienenstockes im Rahmen der Schaffung eines naturnahen Außengeländes in der Diskussion. Dabei, so Ortmann, sei allerdings viel zu beachten, zum Beispiel auch das Thema Allergien. Darüber hinaus spielt natürlich die Vegetation eine entscheidende Rolle.

An vielen Stellen hat die Stadt Wildblumenstreifen geschaffen, im Gewerbegebiet zur Gau etwa oder an der Ringstraße und im Stadtwald. „Viele Landwirte in der Umgebung“, so Ferdinand Ortmann, „beteiligen sich am Blühstreifenprogramm des Landes NRW und tragen so ihren Teil bei.“ Die Stadt achtet zudem bei jeglicher Bepflanzung darauf, dass diese von Insekten gern angeflogen wird.

„Das sind vor allem heimische Sorten“, sagt Ferdinand Ortmann. Bei alledem müssen man aber noch ein weiteres gravierendes Problem mit bedenken, nämlich den Klimawandel. So täte sich beispielsweise die heimische Linde schwer mit den steigenden Temperaturen. Die Silberlinde aus Südosteuropa sei widerstandsfähiger und dennoch gut für Insekten geeignet. Ingo Speck hält gerade die Blühstreifen für wichtig. „Davon können wir noch jede Menge gebrauchen.“

Und natürlich hofft er, dass noch viele Menschen seinem Beispiel folgen, und den Bienen in ihrem Garten eine Heimat geben. „Der Imkerverein Mettmann“, sagt er, „sucht immer Leute, die einen Platz zur Verfügung stellen können und wollen.“

(dir)
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