100 Jahre in Mettmann Von der Badeanstalt zum Freibad

Mettmann · Seit 100 Jahren können sich die Menschen mit einem Sprung ins kühle Nass am Stadtwald erfrischen. In dieser Zeit hat das Bad eine interessante Entwicklung durchlaufen.

Rein ins Vergnügen, per Köpper oder über die Rutschbahn: Das Bad am Stadtwald erfreute sich zu allen Zeiten großer Beliebtheit.

Foto: Stadt Mettmann/Stadtarchv Mettmann

Schon zur 1000-Jahr-­Feier Mettmanns im Jahr 1904 hatte Bürgermeister Robert Conradi angeregt, wegen der schattigen Lage der Badeanstalt am Freistein und vor allem wegen der Verunreinigung durch den Mettmanner Bach ein neues Freibad oberhalb der Stadt zu errichten. Doch es dauerte mehr als 20 Jahre, bis 1924 die Stadt mit dem Bau einer neuen Schwimmbeckenanlage am Stadtwald begann, die am 7. Juni 1925 von Bürgermeister Arthur Lemke in einer Feierstunde im Beisein sämtlicher Turn- und Sportvereine ihrer Bestimmung übergeben wurde.

Naturfreibad Mettmann

Foto: Stadt Mettmann

Voller Stolz auf die neue Freizeiteinrichtung stimmte die Festgesellschaft das Bergische Heimatlied an, heißt es in einem alten Bericht über dieses denkwürdige Ereignis. Im Laufe von 100 Jahren hat die Einrichtung eine wundersame Wandlung von der Badeanstalt zum Freibad und schließlich zum Naturfreibad durchlebt. Damals wie heute schätzen die Badegäste die einzigartig schöne Lage am Rand des Stadtwalds. Und heute wie damals lockt das Bad an schönen Sommertagen viele Besucherinnen und Besucher auch aus den umliegenden Städten an. Anfangs meckerten die Bürgerinnen und Bürger noch, weil die Badeanstalt zu weit draußen vor den Toren der Stadt lag.

Doch bei der Planung der Anlage vor 100 Jahren „ging man einzig und allein von der Überlegung aus, das Freibad oberhalb der Stadt am Mettmanner Bach anzulegen, von dem es allein nur gespeist werden konnte, kurz, man wollte aus hygienischen Gründen den Zufluss von Abwässern der Stadt in das Freibad unter allen Umständen vermeiden. Wer dachte denn schon damals, um 1925, an all das, was uns heute selbstverständlich ist, den Anschluss des Freibades an die städtische Wasserleitung, die Kläranlage, die Wasserumwälzeinrichtungen, von der gewaltigen Zunahme der Bevölkerungsziffer entsprechend den räumlichen Ausweitungen in nördlicher, westlicher und südlicher Richtung und der Wandlung von der beschaulichen Kleinstadt in eine moderne Mittelstadt und noch vieles ganz andere abgesehen“, schrieb Ludwig Rasche 1955 zum 50. Geburtstag des Freibades in der „Medamana“, der Zeitschrift der Bürger und Heimatvereinigung „Aule Mettmanner“. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Freibad immer wieder saniert, erweitert und technisch aufgerüstet.

Im Juni 2004 läutete die Stadt eine ganz neue Ära des sommerlichen Badevergnügens ein: Aus dem alten, konventionellen und sanierungsbedürftigen Freibad wurde ein modernes, nach ökologischen Gesichtspunkten konzipiertes Bad, in dem Chlor und Chemie der Vergangenheit angehören.

Nun wird das Wasser durch Pflanzen, Mikroorganismen und natürliche Filtern sauber gehalten. Diese Umstellung war ein bedeutender Schritt in Richtung Umweltverträglichkeit und Schonung der Ressourcen. Die Zufriedenheit der Badegäste beziffert Frank Fitsch, der Betriebsleiter der Bäder, der von der allerersten Stunde an für Naturfreibad verantwortlich war, mit „99,9 Prozent“. Das Naturfreibad mit Sandstrand Doch bekanntlich ist aller Anfang schwer.

Ein Freibad, in dem das Wasser biologisch gereinigt wird, verursachte bei der Planung große Skepsis in der Bevölkerung. Frank Fitsch erinnert sich: „Die Leute wollten ihr altes Freibad behalten und konnten sich unter einem Naturbad nicht so richtig was vorstellen. Da war oft die Rede vom künftigen Schlammteich. Es war gar nicht so einfach, die Leute zu überzeugen.“ Doch seitdem haben Generationen ihre Bahnen im chlorfreien Wasser gezogen und sie lieben ihr Naturfreibad, das sich zu einem wahren Publikumsmagneten für Mettmann entwickelt hat. Das Naturfreibad ist ein gutes Beispiel für nachhaltige Freizeitgestaltung und ein lebendiger Treffpunkt für die Stadt und die Region.

Info:

Die Geschichte des Mettmanner Freibads reicht sogar noch weiter zurück. Bereits 1883 wurde am Freistein, rechts von der Eisenbahnunterführung eine Badeanstalt errichtet, berichtete Ludwig Rasche 1955 in der „Medamana“, der Heimatzeitung der „Aulen“. Sie wurde auf Veranlassung interessierter Kreise durch Verkauf von Anteilscheinen gebaut und dann von der Stadt übernommen und unterhalten. Weil das Wasser des Mettmanner Bachs durch immer mehr Industrie- und Hausabfälle sowie allerlei Unrat stark verschmutzt war, musste die Badeanstalt, deren Becken mit dem Wasser aus dem Mettmanner Bach gefüllt wurden, im Jahr 1914 aus hygienischen Gründen geschlossen werden. Eine neue Badeanstalt entstand an der Hellenbrucher Mühle. Doch nach einem Eigentümerwechsel der Mühle wurde das Bad geschlossen. 1924 wurde dann mit dem Bau der Badeanstalt am Stadtwald begonnen, die 1925 eröffnet wurde.