Erster Ökologischer Rundgang durch Mettmann Baumscheiben und Pflanznischen in der Stadt

Mettmann · 12 Teilnehmer erkundeten vergangene Woche Montag mit Philip Heldt, wie man innerstädtisch für mehr Pflanzenvielfalt sorgen kann.

 Philip Heldt bei der Einführung zum ökologischen Stadtrundgang.

Philip Heldt bei der Einführung zum ökologischen Stadtrundgang.

Foto: RG

Viele wollen es, manche tun es schon: mit ein wenig Eigeninitiative die Innenstadt verschönern. Für alle, die es gern wollen, haben Nicola Hengst-Gohlke, Ilona Bungert-Dellit und Ria Garcia den ersten Ökologischen Stadtrundgang ins Leben gerufen. Als Referenten konnten sie den Fachmann Philip Heldt gewinnen. Seit 10 Jahren ist der studierte Biologe, der als Referent für umwelt- und sozialverträglichen Konsum in Düsseldorf tätig ist, in seiner Heimatstadt Dortmund als "urbaner Gärtner" unterwegs. Bei einer kurzen Einführung am Lavalplatz erzählt Ilona Bungert-Dellit wie sie und ihre Mitstreiterinnen auf die Idee zum Rundgang gekommen sind. "Einige erinnern sich vielleicht an den Baum der Menschlichkeit, an dem wir letzten Winter Schnüre befestigt haben, damit dort Mützen und Schals für Bedürftige hängen konnten. Im Frühjahr haben wir uns dann gefragt, wie man die Baumscheibe der Kastanie am Jubiläumsplatz verschönern könnte", erzählt sie, bevor Heldt mit einem kurzen Vortrag zum Guerilla-Gärtnern beginnt.

"Der Ausdruck ist eigentlich irreführend, weil er impliziert, dass man etwas Verbotenes tut. So ist das aber nicht, wenn man ein paar einfache Regeln beachtet", erklärt er den Teilnehmern, die von ihm noch einiges über Sämereien, das richtige Gärtnerwerkzeug für die Stadt und mögliche Flächen für Bepflanzung oder Aufstellen von Pflanzkübeln erfahren, bevor sie sich mit ihm auf den Weg durch die Stadt machen.

Kaum 100 Schritte weiter gibt es einen kurzen Stopp, denn dort ist Philip Heldt selbst verblüfft über die neuen Mettmanner Baumscheiben auf der Freiheitstraße. Inmitten der dunklen Pflasterstreifen bleiben jedem Baum um den Stamm herum gerade einmal ca. 10 cm Abstand bis zu den Pflastersteinen. "Man könnte auf die Idee kommen, dass das eine dreiste Art von Steuergeldverschwendung ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Bäume hier sehr alt werden", meint er und erklärt, dass dunkles Pflaster die Hitze tagsüber nicht so reflektiert, wie helles Pflaster, dafür aber speichert und die Bäume so mit großer Hitze klar kommen müssen, während Wasser schnell verdunstet.

Über Baumscheiben lernen die Teilnehmer auf dem Weg noch einiges, so am Jubiläumsplatz seitlich von Penny, dass Weizenhalme ein Indiz dafür sind, dass eine Baumscheibe als Hundetoilette genutzt wird. Weizen ist Bestandteil vieler Trockenfuttersorten. Nicht weit davon entfernt findet sich eine Pflanzscheibe, deren Erde halbwegs locker ist, die Einfassung verspricht, dass niemand freiwillig mit dem Auto darüber fährt und die geradezu darauf wartet bewirtschaftet zu werden. In der Oberstadt lobt Heldt die Bepflanzung einer Baumscheibe vor Farben Schwarz. Unterwegs zum Friedhof an der Goethestraße erklärt er noch einiges über typische Pflanzen, die in Mauerritzen wachsen.

"Der Friedhof ist Euer Freund", erklärt er nach der Ankunft dort und setzt fort: "Nirgendwo sonst in der Stadt findet Ihr eine solche Artenvielfalt." Er weist auf die Pflanzen hin, von denen viele alteingesessen sind, und auf den Reichtum an Vögeln und Insekten. Den Teilnehmern rät er, das Friedhofspersonal zu fragen, ob sie im Müll entsorgte Pflanzen mitnehmen dürfen, denn von denen sind viele mehrjährig und wachsen auch noch an anderen Standorten gut.

Vom Friedhof geht es in den Goethepark. Das war ein Wunsch von Ilona Bungert-Dellit, die gern eine Einschätzung zum Gärtnern an diesem Standort hätte. "Hier bieten sich Hochbeete geradezu an, weil es dann keine Konflikte mit laufenden Hunden gibt und auch Senioren mit gärtnern können", erklärt Philip Heldt, bevor sich alle auf den Rückweg machen.

(Schaufenster Mettmann/RG)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort