Regiobahn Mettmann „Ich habe die Faxen dicke“

Mettmann · Lärm durch laufende Motoren, dazu stinkende Dieselschwaden und das Ganze mitunter schon am frühen Morgen – Ralf Schmidt fühlt sich durch die Regiobahn in seiner Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigt.

 Ralf Schmidt wohnt gern neben dem Bahnhof in Mettmann. Wenn nur der ständige Lärm nicht wäre.

Ralf Schmidt wohnt gern neben dem Bahnhof in Mettmann. Wenn nur der ständige Lärm nicht wäre.

Foto: D. Herrmann

Auf kleinen Zetteln hat Ralph Schmidt die Vorfälle dokumentiert. Am 8. August zum Beispiel notiert er, dass ein Zug um 4.20 Uhr in der Frühe an den Bahnhof heranfährt und dort bis 5.03 Uhr mit laufendem Motor steht, bevor er schließlich weiterfährt. Es war eine kurze Nachtruhe für den 61-jährigen Rentner, der direkt neben dem Bahnhof in einem Mehrparteienhaus wohnt.

Dergleichen geschehe ziemlich häufig, erzählt er, zu verschiedenen Zeiten über den Tag verteilt. Auch die Nachbarn hätten sich bereits mehrfach darüber beklagt. Dabei seien die Lokführer doch seitens der Regiobahn angehalten, die Motoren auszuschalten, sobald die Standzeit fünf Minuten überschreite. „Die meisten halten sich auch daran“, sagt Ralf Schmidt, „aber eben bei weitem nicht alle.“ Er betont, dass er gerne am Bahnhof wohne und auch überhaupt nichts gegen die Regiobahn habe. Im Gegenteil: Er nutze sie selbst regelmäßig. Doch die Belästigungen hätten inzwischen das Maß des Erträglichen überschritten.

„Ich habe die Faxen jetzt wirklich dicke.“ Hinzu käme, dass auch auf dem nahegelegenen Abstellgleis immer wieder Loks mit laufendem Motor stünden, weil die Regiobahn dort ausbildet. „Die geben dann auch mal ordentlich Gas“, erzählt Ralf Schmidt. Nicht nur der Lärm sei eine Belastung, sondern auch die Dieselabgase, die, je nach Windrichtung, zielsicher seine Wohnung erreichten. Natürlich gab es schon Kontakt zur Regiobahn, doch die Erklärungen haben Ralf Schmidt nicht zufrieden gestellt. Auch beim Ordnungsamt der Stadt Mettmann hat er seine Beschwerde vorgebracht. „Danach“, sagt er, „ist es für kurze Zeit besser geworden, aber dann war alles wie vorher.“ Dabei sei es doch nicht zuviel verlangt, wenn die Lokführer sich an die Fünf-Minuten-Regel halten würden. Und vielleicht sei es möglich, die Ausbildung woanders durchzuführen. Auch eine provisorische Schallschutzvorrichtung neben dem Abstellgleis hält Ralf Schmidt für eine denkbare Lösung. Er erhofft sich dabei Unterstützung von der Stadt Mettmann. „Das wäre schön, wenn die sich etwas mehr kümmern würden“, sagt er.

Die Regiobahn selbst erklärt auf Anfrage des Schaufensters, dass sie in den vergangenen Monaten bereits vielfach mit den Anwohnern diskutiert und ihnen die Problematik des Betriebs aufgezeigt habe. Demnach komme es nach Beendigung der Baumaßnahme Gerresheim nun im Regelbetrieb wieder zu einer zeitlich längeren Wende in Mettmann Stadtwald. Die sei während der sechswöchigen Bauzeit nicht erforderlich gewesen. In dieser Wende führen die Züge zunächst in die Abstellung und würden dann mittels Signals wieder an den Bahnsteig vorgelassen. Sobald dieses Signal vom Infrastrukturbetreiber gegeben werde, sei der Triebfahrzeugführer verpflichtet, vorzufahren und er könne keinen Einfluss auf den Zeitpunkt der Einfahrt in den Bahnhof und somit der Standzeit nehmen.

„Wir haben den Infrastrukturbetreiber aber erneut bezüglich dieser Thematik kontaktiert und um eine Vorfahrt an den Bahnsteig nahe an der Abfahrzeit der Züge gebeten“, so eine Pressesprecherin der Regiobahn. Aufgrund der Konstruktionsart von Eisenbahnmotoren sei es insbesondere bei höheren Außentemperaturen erforderlich, dass diese Motoren nach Stillstand weiterlaufen müssten, da sonst eine Stauwärme in den Motoren entstehe, die zu Motorproblemen und zum Ausfall des Fahrzeuges führe.

Auch die Klimaanlagen arbeiteten nur bei laufenden Motoren. Deshalb könnten die Motoren derzeit nicht nach fünf Minuten abgestellt werden. Was die Ausbildung auf dem Abstellgleiss anbelangt, erläutert die Regiobahn, dass sich dies leider nicht verhindern lasse. Ein großer Teil der praktischen Ausbildung könne nur bei laufenden Motoren in Mettmann oder Dornap stattfinden, die Maßnahmen seien auf beide Standorte verteilt. Ob die Errichtung eines Schallschutzes, wie von Ralf Schmidt gewünscht, praktikabel sei, konnte die Regiobahn nicht beantworten.

Immerhin ist mittelfristig eine Verbesserung zur erwarten. Von 2024 bis 2026 soll die Regiobahn elektrifiziert werden. Das ist für Ralf Schmidt aktuell allerdings nur ein geringer Trost.

(dir)
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