Architekturkritiker äußert sich zum Jubiläumsplatz in Mettmann „Der Jubi wirkt chaotisch“

Mettmann · Die Diskussionen um den zentralsten Platz Mettmanns, den Jubiläumsplatz, reißen nicht ab. Der Vorschlag der SPD, die Netztrennung teilweise wieder zu lockern, nährt bei vielen die Hoffnung, dass der Platz dadurch wieder lebendiger werden könnte. Doch ist der fehlende Verkehr wirklich der Hauptgrund für die Tristesse am „Jubi“?

 Das ErdStrahlen-Kunstwerk mitten auf dem Jubi ist in Dr. Englerts Augen völlig misslungen. „Das Kunstwerk wertet den Platz nicht auf, die Stelen stehen völlig für sich und sehen aufgrund der Witterung mittlerweile nur noch billig aus.“

Das ErdStrahlen-Kunstwerk mitten auf dem Jubi ist in Dr. Englerts Augen völlig misslungen. „Das Kunstwerk wertet den Platz nicht auf, die Stelen stehen völlig für sich und sehen aufgrund der Witterung mittlerweile nur noch billig aus.“

Foto: Schaufenster Mettmann/Felix Förster

Das Schaufenster Mettmann hat mit dem bekannten und renommierten Architekturkritiker und Buchautor Dr. Klaus Englert eine Begehung des Jubiläumsplatzes durchgeführt. „Auffällig ist die fehlende Kohärenz des Platzes, alles wirkt sehr chaotisch und zusammen gewürfelt“, sagt Englert. „Die Einfassung des Platzes stimmt auch nicht, die Kreissparkasse wirkt wie ein Keil, der in den Platz hinein ragt. Das Glashaus, das an das eine Ende des Platzes gesetzt wurde, sorgt zwar einerseits für Belebung, doch die Architektur macht den Platz noch chaotischer als er sowieso schon ist.“

Die Stelen mitten auf dem Platz wirken für Dr. Englert nicht passend. „Sie stehen im luftleeren Raum, kommen aus dem Nichts und haben keinen Bezugspunkt zum Rest des Platzes.“ Für den Experten müsste der Platz umgestaltet werden, neue Leuchten müssten her, die alten sähen schäbig aus und passten nicht zusammen. Eine Umgestaltung müsste auch nicht aufwendig sein. „Junge Landschaftsarchitekten gibt es zu Hauf, man muss den Platz begrünen. Die besten Resultate erreicht man immer dann, wenn es nicht spektakulär werden soll.“ Als gutes Beispiel sieht Englert den Lavalplatz, der die alte Architektur der Kirche nutzt und wo mit modernen und defensiven Baumaßnahmen ein echtes Kleinod geschaffen wurde.

„Auf dem Jubi wäre eine zentrale Baumbepflanzung mit Rundbänken oder Parkbänken eine Alternative.“ So würde ein Ruhepol geschaffen, der zum Verweilen einlade. „Momentan ist der Platz das Gegenteil davon. Jeder möchte so schnell wie möglich wieder weg und hetzt über den Platz. Die Menschen gehen aneinander vorbei und interagieren nicht miteinander.“ In Englers Augen ist ein Platz doch für die Menschen da. „Momentan ist er das nur, wenn Markt ist. Dann ist der Jubiläumsplatz ein Nutzplatz, der durch den Kommerz bestimmt ist.“ Nur eben kein Platz, der zum Verweilen einlädt...

(FF)
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