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Der Verein „Neue Wege“: Der Weg zurück

Der Verein „Neue Wege“ : Der Weg zurück

Der Verein „Neue Wege e.V“ unterstützt straffällig gewordene Jugendliche.

Wer ältere Kinder hat oder selbst vor nicht allzu langer Zeit jung war, kennt die diversen Versuchungen, die überall am Wegesrand lauern: Das heißbegehrte Handy, das scheinbar jeder hat, das aber außerhalb jeder finanziellen Reichweite ist. Die Partydroge, die unter den angesagten Klassenkameraden von Hand zu Hosentasche wandert. Der Konflikt, bei dem man vor Wut nicht mehr an sich halten kann und bei dem auch mal die Fäuste fliegen. Das Mofa, das mit ein paar simplen Handgriffen plötzlich so viel schneller fährt.

Damit aus einer strafbaren Handlung, die man im jugendlichen Leichtsinn oder einfach nur, um dazuzugehören, unbedacht begangen hat, kein Fehltritt wird, der im Strafregister zum Stolperstein für die berufliche Laufbahn gerät, hat sich im Jahre 2007 der Verein „Neue Wege e.V“ gegründet, der die jugendlichen Straftäter nicht einfach mit Sanktionen belegt, sondern ein Bewusstsein für geltende Werte der Gesellschaft prägen möchte, wie beispielsweise einen Graffiti-Sprayer unter Anleitung eines spanischen Künstlers mit der farblichen Gestaltung einer Wand zu beauftragen.

„Seltsamerweise werden diese Flächen dann auch nie wieder besprüht“, stellt Silvia Böhm, im Hauptberuf Amtsvormund beim Jugendamt Wülfrath und Vorsitzende des Vereins, erfreut fest.

„Diversionsverfahren“ nennt sich dieser konstruktive Umgang mit den Jugendlichen, bei dem ein Team aus Jugendrichter, Anwalt und Sozialpädagogen mit offenem Ausgang einen möglichst sinnvollen Einsatz zur Kompensation der Straftat finden soll. „Hier geht es darum, zu entscheiden, welche Maßnahmen sinnvoll sind und bei dem Straftäter präventiv wirken. Selbstverständlich schicken wir keine schweren Straftäter in Kindergärten oder Altenheime“, so Silvia Böhm, „aber wenn beispielsweise ein Täter im Stadtwand randaliert hat, haben wir sehr gute Erfahrungen damit gemacht, ihn in einer Gruppe bei der Sanierung der Minigolf-Anlage oder Forstarbeiten in der Grube 7 einzusetzen“.

Eine gewisse Portion Weltfremdheit stellen die Sozialarbeiter bisweilen bei den Jugendlichen fest: „Die längerfristigen Maßnahmen finden immer in den Schulferien statt, um die Schüler nicht vom Unterrichtsbesuch fernzuhalten. Oft erleben wir dann, dass sie in papierdünnen Jacken und Stoffschuhen im Wald stehen und in kürzester Zeit blau gefroren sind. Dann gibt es was Dickes und Gummistiefel. Und wenn jemand sich anfangs gar nicht vorstellen konnte, mit Säge und schwerem Gerät zu arbeiten, staunt er nach ein paar Tagen, wie gut er zupacken kann und vor allem: wie gut sich eine Gruppe in der gemeinsamen, körperlich anstrengenden Arbeit zu den gemeinsamen Mahlzeiten im Freien zusammenfindet.“

  • Andrea Lauer, Maximilian Bröhl und Petra
    Katholische Kirche : Willkommenskultur mit sichtbarem Zeichen
  • Bürgermeisterin Sandra Pietschmann, Silvia Böhm, stellvertretenden
    Abschlussfest am 5. August : Eine eiskalte Überraschung
  • Blaulicht : Gepöbelt, geschlagen, getreten und geraubt

Ein Freizeitlager ist so ein Arbeitsprojekt freilich nicht, sie finden in Kooperation mit Bauhöfen, Grünflächenämtern, der Feuerwehr, Fachfirmen, Grundstückseigentümern, Naturschutzzentren und Schulen statt und die gestellten Anforderungen sind durchaus hoch.

Auch de Opfern von Diebstahl- oder Sachbeschädigungsdelikten hilft der Verein: Mit der ehrenamtlichen Hilfe eines Anwalts wird ein Opferfonds aufgestellt, ein Sofortdarlehen für das Verbrechensopfer, das der Täter in Raten abzahlen kann.

Obgleich sich der Sitz des Vereins in Mettmann befindet, hat sich „Neue Wege e.V.“ auf Initiative der Jugendhilfen im Strafverfahren der kreisweiten Städten Heiligenhaus, Wülfrath, Mettmann und Haan gegründet und agiert seit 2017 neben diesen Städten auch in Erkrath. Eine Besonderheit bei der Finanzierung der Rehabilitationsmaßahmen ist neben den Vereinsbeiträgen auch die Mitarbeit der einzelnen Kommunen. Sie beteiligen sich über den Einsatz hauptamtlicher Kräfte.

„Jugendkriminalität ist keine Frage der sozialen Schicht und kommt in den ‚besten‘ Familien vor“, so Silvia Böhm. „Wir sehen heute zum Beispiel Drogen, die deutlich aggressiver wirken als vor zwanzig Jahren. Traurigerweise gibt es durch Drogen verursachte neurologische Schäden, sogar Psychosen, die wir als unheilbar betrachten müssen“. Daher ist ein starker Bestandteil der Vereinsarbeit auch die präventive Aufklärung an den Schulen aller Mitgliedsstädte.