Die Mettmanner Feuerwehr Die gemeinsam durchs Feuer gehen

Mettmann · Die Feuerwehr Mettmann steht seit 150 Jahren im Dienst der Gesellschaft. Sie ist eine besondere Gemeinschaft, gegründet von Freiwilligen. Und die bilden bis heute das Rückgrat der „Wehr für alle Fälle“.

 Etienne Lindner (oben), Marco Zerweiss, Julia van Boekhold und Kai Peters (v.l.).

Etienne Lindner (oben), Marco Zerweiss, Julia van Boekhold und Kai Peters (v.l.).

Foto: Mark Zeller

Notfall? 112 wählen! Wer die bekannte Notrufnummer gebraucht, darf davon ausgehen, dass ihm innerhalb kürzester Zeit geholfen wird, denn Feuerwehr und Rettungsdienst stehen rund um die Uhr dafür parat. In Mettmann gibt es rund 150 Menschen - Frauen und Männer – die eine möglichst rasche Hilfeleistung in solchen Fällen gewährleisten.

Die besondere Schlagkräftigkeit der Truppe ergibt sich aus der Mischung aus hauptamtlichen und freiwilligen Feuerwehrleuten, die Hand in Hand arbeiten und sich gegenseitig ergänzen. „Die Hauptamtler gewährleisten die ständige Verfügbarkeit und ein schnelles Eingreifen, und die Ehrenamtler sorgen für eine breite Aufstellung“, so Marco Zerweiss, Leiter der Feuerwehr Mettmann, der selbst ein „Freiwilliger“ ist.

Die „Freiwilligen“, die rund zwei Drittel der Mettmanner Wehr stellen, sind in anderen Jobs tätig, was für die Truppe auch Vorteile hat. „Das ist ein Querschnitt aller möglichen Berufe, und das kommt uns zugute“, sagt der ebenfalls „freiwillige“ Kai Peters. Trotz ihrer tatsächlich ehrenamtlichen Tätigkeit haben die freiwilligen die gleichen Kompetenzen und Aufgaben, wie die hauptamtlichen Feuerwehrleute, schließlich verfügen sie auch über die gleiche Ausbildung.

An eine einheitliche Ausbildung war in den Anfängen der Feuerwehr Mettmann freilich noch nicht zu denken. Nachdem es bis dato jedem Bürger frei überlassen war, bei Bränden zur Hilfe zu eilen, kam es in Mettmann im Sommer 1869 zur Gründung einer Bürgerfeuerwehr, ehe sich kurz darauf parallel dazu auch eine Turnerfeuerwehr bildete. Zwei Jahre später schlossen sich beide als „Freiwillige Feuerwehr“ zusammen. Damit gehörte Mettmann zu den frühen Feuerwehrgründungen der Region.

Anfänge mit Eimern und Pferdewagen

Zu Beginn waren die Einsatzkräfte mit Eimern und auf Karren verladenen Pumpen unterwegs. Die erste große technische Ausstattungsmaßnahme war die Anschaffung zweier Pferdewagen mit Handdruckspritzen, bis zum Besitz der ersten mechanischen Leiter vergingen danach mehr als 20 Jahre, und der erste Krankenwagen wurde um 1938 in Dienst genommen. Heute verfügt die Mettmanner Wehr über 18 Feuerwehr- und vier Rettungsdienstfahrzeuge. Und die sind längst komplexe Hilfeleistungssysteme – entsprechend den gestiegenen Anforderungen.

Wurde die Feuerwehr zu Beginn ausschließlich zum Löschen von Bränden eingesetzt, ist sie seit geraumer Zeit nämlich ein „Einsatzkommando für alle Fälle“. „Wir haben es zu tun mit einer stetig steigenden Aufgabenvielfalt“, sagt Marco Zerweiss, „Brände machen höchstens noch ein Drittel aus.“ Dafür gebe es deutlich mehr Einsätze in den Bereichen technische und medizinische Hilfeleistungen, hilflose Personen, Tiere, Unfallort-Sicherung oder, wie zuletzt, Unwetter-Folgen.

Doch es ist nicht alleine der wachsende Aufgabenradius, der den Kräften zu schaffen macht. „Die Selbsthilfefähigkeit der Menschen nimmt immer mehr ab“, verweist Zerweiss darauf, dass Menschen die Feuerwehr zunehmend auch ohne echte Notlage rufen. Kollege Peters verweist zudem auf die „Ich-Gesellschaft“ und fügt hinzu: „Die Leute merken oft gar nicht, dass sie Kräfte binden, die woanders mehr gebraucht werden“.

Wachsender Aufgabenradius

Alles andere als Ich-bezogen geht es hingegen bei der Feuerwehr Mettmann selber zu. „Man achtet aufeinander, wenn einer Unterstützung braucht, sind alle da“, sieht Feuerwehrfrau Julia van Boekhold einen Teamgeist „wie in einer großen Familie“. Auch Kollege Kai Peters betont die „besondere Kameradschaft“, die man eben bekommt, wenn man „gemeinsam durchs Feuer geht“. Denn, so der Hauptamtler Etienne Lindner, „das schweißt zusammen“.

Was alle dabei antreibt und verbindet, sei der gemeinsame Grundgedanke: „helfen wollen“. Und dem können zunehmend auch Beteiligte ohne Feuerwehrhelm und Löschschlauch nachkommen. So übernehmen in der erst im vergangenen Jahr gebildeten Unterstützungsabteilung zehn Männer und Frauen vielfältigste Aufgaben außerhalb des Einsatzgeschehens. „Die sorgen für interne Entlastung“, bekräftigt Wehr-Chef Marco Zerweiss, der sich darüber freut, dass man sich damit „auch für andere Interessenten öffnet“.

Überhaupt legt die Feuerwehr Mettmann auf allen Ebenen Wert auf ihre Zukunftsfähigkeit, etwa mit einer starken Jugendfeuerwehr oder einer familienfreundlichen Ausrichtung. Dazu passen die städtischen Pläne für eine großzügige neue Hauptfeuerwache am Peckhaus. Sie stellen die räumlichen Weichen, damit die traditionsreiche Wehr auch künftig das bleibt, als das Bürgermeister Thomas Dinkelmann sie jüngst einordnete: Ein fester und wichtiger Bestandteil Mettmanns.

Info:

Die Feuerwehr Mettmann unterhält die Standorte Mitte, Metzkausen und Obschwarzbach. 2018 rückte sie insgesamt etwa 8.000 Mal zu Brand-, Hilfeleistung- und Rettungsdiensteinsätzen aus, 2019 waren es 8733 Einsätze. Sie hat am Standort eine eigene (kostenlose!) Lehrguppe eingeführt. Baubeginn für die neue Hauptwache soll im nächsten Jahr sein. Kontakt und weitere Infos: www.feuerwehr-mettmann.de .

(Mark Zeller)
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