Kommunalwahl 2020 „Ich nehme Führungsschwäche wahr“

Mettmann · Die FDP Mettmann schickt Andrea Metz ins Rennen um das Bürgermeisteramt. Im Interview mit dem Schaufenster Mettmann spricht sie darüber, was sie für die Stadt tun möchte, wenn sie gewählt wird, und warum sie Kommunalpolitik auch nach über 20-jähriger Parteizugehörigkeit immer noch spannend findet.

Andrea Metz von der FDP bewirbt sich für das Bürgermeisteramt.

Foto: Gabriele Förster

Welche Themen sind in Ihren Augen für Mettmann aktuell besonders wichtig, was müsste dringend angegangen werden?

Andrea Metz: Gute Ausstattung und Erhalt der Schullandschaft, Neugestaltung  Jubiläumsplatz, modernes Kulturzentrum , Fahrradwege und Wirtschaftsförderung. Die Wirtschaftsförderung ist besonders wichtig, denn der gewerbliche Mittelstand ist der Motor für Wachstum und Wohlstand in Mettmann. Ich möchte ins Gespräch gehen mit den Unternehmern unserer Stadt um zu erfragen, was die Stadt tun kann, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern. Nur erfolgreiche Unternehmen zahlen Gewerbesteuer in die Stadtkasse. Und nur dann können wir freiwillige Leistungen für unsere Bürger, z.B. das Hallenbad, dauerhaft erhalten.

Wie stark ist der Wahlkampf von der Corona-Pandemie geprägt? Haben Sie das Gefühl, die Menschen trotz der Einschränkungen zu erreichen?

Der Wahlkampf hat sich durch die Corona-Pandemie vollkommen verändert. Zunächst hat ausschließlich „kontaktloser“ Wahlkampf über social media  stattgefunden. Inzwischen findet auch Straßenwahlkampf unter Einhaltung der Hygieneregeln statt (mit Maske und Sicherheitsabstand). Außerdem durften seit Anfang August auch Plakate aufgehängt werden, so dass die Kommunalwahlen stärker in das Bewusstsein der Bürger rücken. Ich erhalte von den Bürgerinnen und Bürgern sehr gute Rückmeldungen und habe insgesamt das Gefühl, dass ich die Menschen trotz der Einschränkungen gut erreiche.

Welche Fehler wurden in der Vergangenheit in Mettmann gemacht, was wurde versäumt, was möchten Sie besser machen?

Ich nehme Führungsschwäche und Konzeptionslosigkeit wahr. Der Bürgermeister muss Ideen entwickeln und die Umsetzung voranbringen. Er darf nicht alles auf die politischen Gremien übertragen und sich auf die Rolle des Moderators zurückziehen. Mein Eindruck ist, dass sich Unternehmen, Vereine und Bürger nicht gehört fühlen. Dies ist kontraproduktiv für ein gutes Miteinander. Kreative Ideen für Mettmann werden nicht entwickelt, obwohl es genügend Menschen gibt, die das können.  Ziel muss es sein, dass die Menschen gerne in ME leben und arbeiten, sich mit ihrer Stadt identifizieren und sich engagieren. Das geht nur mit einer lebendigen und transparenten Kommunikation. Dieses muss der BM vorantreiben und vorleben.

Die Gestaltung des Jubiläumsplatzes und die Zukunft der Neandertalhalle sind zwei Dauerbrenner in Mettmann. Beschreiben Sie kurz und knapp Ihre Ideen dazu.

Zu Beginn sollte der Jubiläumsplatz verkehrsberuhigt werden. Jetzt haben wir die Netztrennung mit einer Fahrradstraße. Die Auswirkungen der Fahrradstraße sollen bis Ende des Jahres getestet werden. Dies muss jetzt zunächst abgewartet werden. Grundsätzlich kann ich mir vorstellen die Anliegerregelung auf der Fahrradstraße aufzuheben. Dann hätten wir trotz Verkehrsberuhigung weniger Umwege. Die Neugestaltung des Jubi`s muss mit professioneller Unterstützung erfolgen. Am Standort der jetzigen Stadthalle möchte ich ein modernes Kulturzentrum bauen. Dieses beinhaltet die Musikschule, die Bibliothek, die VHS und gegebenenfalls auch das Jugendhaus sowie einen angemessenen Veranstaltungssaal. Die freiwerdenden Gebäude (z.B. VHS) könnten einer anderen Nutzung zugeführt bzw. veräußert werden. Das komplette Gelände an der Gottfried-Wetzel-Str. wird dann neu überplant (auch mit innenstadtnahem Wohnungsbau).

Sie haben jahrelange Erfahrung im politischen Betrieb. Sehen Sie das als Vorteil? Zuletzt hat ja mit Thomas Dinkelmann ein parteiloser Kandidat das Rennen gemacht.

Ich habe Kommunalpolitik schon vor über 20 Jahren für mich „entdeckt“ und finde es immer noch spannend. Denn alles, was um uns herum ist, z.B. das neue Baugebiet oder der Kindergarten – alles ist Ergebnis von Kommunalpolitik. Ich sehe meine kommunalpolitische Erfahrung definitiv als Vorteil für dieses Amt an. Ich weiß, wie Politik funktioniert und wie die Fraktionen im Stadtrat „ticken“. Durch meine langjährige Mitgliedschaft im Stadtrat bekomme ich darüber hinaus sehr gut mit, wie Verwaltungsprozesse laufen. Und ich sehe auch gleichzeitig, was nicht läuft.

Verraten Sie uns Ihre größte (verzeihliche) Schwäche?

Ungeduld! Ich würde mir wünschen, dass manches schneller voran geht. Dass Behörden eher langsam laufen ist bekannt, die Umständlichkeit der Bürokratie strapaziert allerdings manchmal meine Geduld.

Mit welcher persönlichen Eigenschaft können Sie Menschen überraschen? Womit rechnet man bei Ihnen nicht?

Die Frage kann ich nicht beantworten, da müssen Sie andere Menschen fragen. Ich würde sagen, dass ich hartnäckig bin und meine Ziele erreiche und dabei sehr pragmatisch bin. Ich bin begeisterungsfähig und offen für neue Ideen und kann dabei Menschen mitnehmen. Ich mache die Dinge aus Überzeugung. Anders ist meine fast 25-jährige Mitgliedschaft in der FDP auch nicht zu erklären.

(dir)