Sankt Martin in Mettmann „Das ist hier wie Karneval in Köln“
Mettmann · Im Herbst kommt Sankt Martin. So will es der Brauch, der auch in Mettmann liebevoll und mit viel Engagement gepflegt wird.
Es gibt Traditionen, die möchte man einfach nicht missen. Sankt Martin gehört zweifellos dazu. Wenn der edle Ritter hoch zu Ross durch den Ort reitet und großmütig seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilt, dann leuchten nicht nur die Laternen, sondern auch die Augen der Kinder, und die Erwachsenen schwelgen in nostalgischen Erinnerungen. Wie viel Arbeit und Engagement hinter der Organisation eines Martinszuges steckt, darüber machen sich Teilnehmer und Besucher wahrscheinlich und naturgemäß nur wenige Gedanken. Tatsächlich ist der Aufwand beträchtlich.
In Mettmann finden traditionell drei Züge statt, so auch dieses Jahr: einer in der Innenstadt, einer in Obschwarzbach und ein weiterer in Metzkausen. Der Letztere wird organisiert vom Sankt Martin Verein Metzkausen, gegründet im Jahr 1965, aktuell 30 Mitglieder. Seit 2019 fungiert Vanessa Witte als 1. Vorsitzende und die ist sich der Bedeutung des Martins-Brauchtums in Metzkausen wohl bewusst. „Das ist hier wie der Karneval in Köln“, sagt sie, „unheimlich viele Menschen legen sich richtig ins Zeug, um eine schöne Veranstaltung zu organisieren.“ Allen voran natürlich der dreiköpfige, auffällig jung besetzte Vorstand, zu dem, neben Vanessa Witte, und Desiree Bruver-Leske auch Dominik Ehrhard gehört, dessen Großvater Josef Schäfer vor vielen Jahren zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zählte. Auch seine Mutter Sigrid Ehrhard hat sich früher im Vorstand engagiert. „Ich bin, wie viele andere auch, mit der Sankt-Martins-Tradition aufgewachsen“, erzählt Dominik Ehrhard, „und ich verbinde viele schöne Erinnerungen damit.“ Ebensolche verschafft er mit seinem Engagement nun anderen Kindern. Die Vorbereitungen für den Zug beginnen schon im Juni: Organisation der Kapellen (in diesem Jahr sind es fünf), Terminabstimmung mit Feuerwehr, Rotem Kreuz und Polizei, die Sicherheit hat oberste Priorität. Die Stadt muss ihre Genehmigung erteilen, „die lassen sich gerne mal ein wenig Zeit“, sagt Dominik Ehrhard. Klappt am Ende aber immer.
Natürlich kostet eine solche Veranstaltung Geld, mehrere tausend Euro. In Metzkausen laufen rund 60 Sammler von Haustür zu Haustür. Die Menschen spenden gern für „ihren“ Zug und wer es tut, bekommt eine Marke für einen Weckmann. Rund 2800 Stutenkerle werden am Veranstaltungstag in der Astrid-Lindgren-Schule unters Volk gebracht. In der Regel bleibt am Ende noch Geld aus den Sammlungen übrig, mit denen der Sankt Martin Verein Metzkausen verschiedene Projekte und Einrichtungen vor Ort unterstützt. Eine Gefahr für die Weiterführung der Tradition sieht Dominik Ehrhardt aktuell nicht. „Unser einziges Problem ist, dass wir nicht mehr genügend Spendensammler haben. Da würden wir uns über Unterstützung freuen.“
Rund 3000 Menschen nehmen am Zug in Metzkausen teil und damit ebenso viele wie bei der Veranstaltung in der Innenstadt, die vom Verein der Freunde des Martinszuges organisiert wird. Hauptverantwortlich zeichnen hier Christoph Schulze als Vorsitzender, Dirk Klotzky als Geschäftsführer und Christoph Fröhling als Kassenwart. Insgesamt zählt der Verein fünf Mitglieder. Arbeit und Aufwand ähneln dem in Metzkausen, aber es gibt einen entscheidenden Unterschied.
„Die Veranstaltung wird hier von den Gewerbetreibenden getragen“, sagt Christoph Schulze, „wir akquirieren unsere Spenden in den Geschäften bei den Einzelhändlern, nicht indem wir von Haustür zu Haustür gehen, das funktioniert hier nicht so gut.“ Insgesamt sei es schwieriger geworden, das Geld sitze nicht mehr so locker, manche Geschäfte seien schlicht nicht mehr da. Überschüsse für wohltätige Zwecke, wie in Metzkausen, gebe es hier nicht. Gleichwohl ist Christoph Schulze um die Zukunft der Martinstradition in Mettmann nicht bange. „Wir machen weiter“, versichert er, „auf jeden Fall.“