Hennes Bender trat in der Kulturvilla auf Peter Pan und die Last des Älterwerdens

Mettmann · Es ist vielleicht ein bisschen billig, den Rückblick auf einen schillernden Abend mit einer Bemerkung über die Körpergröße des Künstlers zu beginnen. Aber, und da beißt die Maus keinen Faden ab, Hennes Bender ist von eher überschaubarer Größe,1.62 m, um genau zu sein.

Hennes Bender in der Kulturvilla
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Kleine Männer, so lehrt die Geschichte, entwickeln bisweilen Formen von Großmannssucht, die weitreichende Folgen haben können, man denke da nur an Napoleon, Dschingis Khan oder Monsieur Sarkozy. Bei Hennes Bender oder vielmehr seinem Bühnen-Alter-Ego fällt vor allem ein Charakterzug auf: Trotz seines nicht mehr ganz so taufrischen Alters von nunmehr fünfzig Jahren (das Publikum gratulierte), weigert er sich beständig, erwachsen zu werden. Kernmotive, die sein Leben durchziehen und im Programm stets wiederkehren, seien es die "Herr der Ringe"-Trilogie oder James-Bond-Filme, passen eher als Poster an die Wände eines Heranwachsenden als ins Leben eines Gereiften.

Aber genau das macht Benders Charme aus: der Rückblick auf die Welt des begeisterungsfähigen Jungen und das Staunen darüber, dass man nun doch mit der Welt der Erwachsenen konfrontiert wird. Sehr amüsant berichtet er darüber, wie er den besten Freund im Büro anruft und von der Sekretärin erfahren muss, dieser sei "außerhäusig", "zu Tisch"- dies im krassen Gegensatz zur harten aber herzlichen Sprache des Ruhrgebietes ("Weiße watte biss? Du biss den Absatz am Verlieren!"). Überhaupt das Ruhrgebiet: Das Pott-Idiom liegt Bender so sehr am Herzen, dass er zwei Asterix-Bände aus dem Hochdeutschen übersetzt hat. Aus der "Tour de France" wird erwartungsgemäß "Tour de Ruhr" und aus der "Trabantenstadt" "Dingenskirchen". Sozusagen ein Kämpfer für die Sprache des Reviers, wehrt er sich schon morgens beim Brötchenkaufen gegen die üblen Kräfte der "Sprach-Gestapo", die den grammatikalisch nicht dudenreifen, aber charmanten Ruhr-Dialekt ausbügeln wollen.

Eine weitere große Liebe im Leben des Hennes Bender ist die Musik. So ließ er es sich nicht nehmen, sein Publikum im Bling-Bling-Las-Vegas-Elvis-Look zu überraschen und ein Thema einzuführen, das ebenfalls den Abend durchzog: Texte, die man immer falsch verstanden hat, als man noch nicht richtig Englisch konnte, so etwa der hungrige Vogel "in the ghetto" ("his hungry bird" statt "his hunger burns"), das Falsett-Genuschel der Bee Gees oder auch das gaumige Knödeln eines Grönemeyer. Die erste Programmhälfte schloss mit einer lachmuskelstrapazierenden Darbietung: Wie wäre es eigentlich, wenn deutsche Darsteller in James-Bond-Filmen nicht immer die Bösewichter spielen, sondern auch mal den Titelsong singen dürften? Bender lieferte eindrucksvolle Demonstrationen fiktiver Bond-Songs, gesungen von Udo Lindenberg, Rammstein und Grönemeyer, auf deutsch natürlich.

Das Publikum in der ausverkauften Kulturvilla amüsierte sich königlich über die versprochenen Rückblicke auf immerhin 28 Jahre Bühnentätigkeit "zwischen Shakespeare und Spongebob", urkomische Blicke auf Mitmenschen und Phänomene unserer Zeit, Kluges, Albernes und auch Nachdenkliches. Nach 28 Jahren Interaktion mit seinem Publikum sitzt eben jede Pointe, spürt man, wen man sich zum Abschluss zu Klammerblues oder "Ängtanz" auf die Bühne holen darf. Aus frühen Theatertagen noch mit Hausherrin Constanze Backes befreundet, betonte er vor der zweiten Zugabe noch explizit, wie wohl er sich in Mettmanns Kulturvilla gefühlt habe und versprach ein Wiedersehen. Das Lachen noch im Gesicht ging das Publikum "außerhäusig". Ein überaus vergnüglicher Abend.

(Schaufenster Mettmann/Constanze Backes)
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