Kommunalwahl 2020 „Ich weiß, wie Politik funktioniert“

Mettmann · Nils Lessing, Bürgermeisterkandidat der Grünen Mettmann, im Gespräch mit dem Schaufenster Mettmann.

 Nils Lessing stellt sich im September als Bürgermeisterkandidat der Grünen dem Votum der Wähler in Mettmann.

Nils Lessing stellt sich im September als Bürgermeisterkandidat der Grünen dem Votum der Wähler in Mettmann.

Foto: Anne Orthen/ANNE ORTHEN

Nils Lessing von den Grünen ist  einer von vier Kandidaten, die sich im Spetember um das Bürgermeisteramt in Mettmann bewerben. Im Interview erzählt er, welche Prioritäten er im Falle seiner Wahl setzen würde und in welchen Situationen mit ihm nicht gut Kirschen essen ist.

Welche Themen sind in Ihren Augen für Mettmann aktuell besonders wichtig? Was müsste dringend angegangen werden?

Nils Lessing: Es müssen dringend Projekte wie mehr Klimaschutz, die Zukunft der Stadthalle, die Einrichtung der Gesamtschule, die Mobilitätswende und Schaffung von weiteren Kita-Plätzen angepackt werden. Vor dem Hintergrund des knappen Haushalts ist das nur mit kreativen Lösungen und vor allem mit einer besseren Zusammenarbeit zwischen Stadtrat, Bürgermeister, Verwaltung und Bürgerschaft möglich. Grundsätzlich ist mir eine bessere Transparenz aller Entscheidungen besonders wichtig.

Wie stark ist der Wahlkampf von der Corona-Pandemie geprägt? Haben Sie das Gefühl, die Menschen trotz der Einschränkungen zu erreichen?

Lessing: Corona hat den Wahlkampf von Anfang an geprägt, da öffentliche Veranstaltungen nur unter Einschränkungen stattfinden. Zum Glück kann ich jetzt auch wieder direkter, z.B. an unseren Infoständen, Gespräche führen.  Ich habe allerdings von Beginn gute Erfahrungen mit Videokonferenzen gemacht. Anfänglich waren die Diskussionen von Corona bestimmt, nun stehen aber andere Themen im Mittelpunkt. Corona zeigt aber auch hier Folgeerscheinungen, da sich jetzt viele fragen, wie wir unsere Stadt im Hinblick auf andere Krisen zukunftsfähig machen können oder wie wir zu einer vernünftigen Digitalisierung der Schulen kommen.

Welche Fehler wurden in der Vergangenheit in Mettmann gemacht, was wurde versäumt, was möchten Sie besser machen?

Lessing: Jahrzehntelang wurde auf den Autoverkehr gesetzt. Heute belastet der motorisierte Individualverkehr die Menschen und die Umwelt in Mettmann. Jeden Tag wälzen sich Staus durch unsere Stadt. Die bisherigen Maßnahmen haben an vielen Stellen nur zur Verlagerung des Verkehrs geführt. Ich möchte ein Verkehrskonzept vorantreiben, welches auf einen attraktiven ÖPNV, auf Car-/E-bikesharing, auf Rad- und Fußgängerverkehr setzt.  Wir brauchen ein gut ausgebautes Radwegenetz, auch in die umgebenden Städte, und mehr Ladestationen für E-Bikes.

Die Gestaltung des Jubiläumsplatzes und die Zukunft der Neandertalhalle sind zwei Dauerbrenner in Mettmann. Beschreiben Sie kurz und knapp Ihre Ideen dazu.

Lessing: Ich stelle mir den Jubiläumsplatz als ein gut besuchtes Zentrum ohne Autoverkehr vor, der zum Bleiben einlädt. Ich wünsche mir einen Platz mit mehr Grün, Wasser und Spielmöglichkeiten für Kinder.  Hier könnten auch mehr Kulturveranstaltungen stattfinden, damit der Platz wieder zu einem Treffpunkt wird.

Die Stadthalle verursacht jedes Jahr ein großes Defizit und die notwendige Sanierung wird auf 14 Mio. Euro geschätzt. Auch nach einer Sanierung wäre die Halle weiterhin nicht barrierefrei und nicht trennbar, so dass immer noch kein zeitgemäßes Angebot möglich wäre. Ich setze mich für eine kleinere Multifunktionshalle, die ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig geplant wird, ein. Da Kultur auch an vielen andere Orten in Mettmann stattfindet und wächst, brauchen wir gleichzeitig ein darauf abgestimmtes Kulturkonzept.

Sie haben jahrelange Erfahrung im politischen Betrieb. Sehen Sie das als Vorteil? Zuletzt hat ja mit Thomas Dinkelmann ein parteiloser Kandidat das Rennen gemacht.

Lessing: Durch mein langjähriges Engagement in der Politik als Ratsmitglied und Kreistagsabgeordneter weiß ich, wie Politik in unserer Stadt funktioniert. Hierzu gehören auch weitreichende Kenntnisse über Strukturen und Abläufe in unserer Stadtverwaltung. Meine politische Erfahrung sehe ich daher als eine gute Grundvoraussetzung für das Bürgermeisteramt. Gleichzeitig stehe ich inhaltlich für eine Erneuerung nach jahrzehntelangem Stillstand, denn ich will Ernst machen mit Klimaschutz, Mobilitätswende und Bildungsoffensive.

Verraten Sie uns Ihre größte (verzeihliche) Schwäche?

Lessing: Eine verzeihliche Schwäche ist sicherlich, dass ich mich hin und wieder sehr darüber ärgere, wenn ich gute Anträge stelle und diese von den größeren Fraktionen abgebügelt werden. Ich nehme das zwar nicht persönlich, aber ärgern tue ich mich trotzdem.

Mit welcher persönlichen Eigenschaft können Sie Menschen überraschen? Womit rechnet man bei Ihnen nicht?

Lessing: Ich bin ein sehr friedfertiger Typ und habe ein großes Interesse daran, unterschiedliche Positionen zu hören und zu achten. Wenn ich aber populistische Hetze oder Diskriminierungen höre, dann ist mit mir kein „Gut-Kirschen-Essen“. Da ist meine Toleranz zuende und da kann ich auch ziemlich resolut werden. Menschen, die mich kennen, wissen das. Außerdem gelte ich als ziemlich hartnäckig, was in der Politik auch nötig ist.  Bei Sachen, die ich für wichtig erachte, bleibe ich oft jahrelang am Ball.

(dir)
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