Ein Stück Italien... „Die Menschen lächeln uns an“

Mettmann · Roller fahren macht gute Laune. Und das ist nur ein Grund, warum die Vespisti Neandertal dem Kult-Gefährt hoffnungslos verfallen sind.

 Dicke Freunde und leidenschaftliche Rollerfahrer,  (von links): Uli von Kamp, Roberto Bratzu, José Alvarez (leider ohne Roller) und Andreas Groß.

Dicke Freunde und leidenschaftliche Rollerfahrer,  (von links): Uli von Kamp, Roberto Bratzu, José Alvarez (leider ohne Roller) und Andreas Groß.

Foto: D. Herrmann

„Der Roberto ist schuld, der hat uns mit seiner Begeisterung angesteckt.“ Da sind sich die Vespisiti einig. Roberto Bratzu grinst still vergnügt und vermittelt dabei den Eindruck, als sei der geäußerte Vorwurf einer, mit dem er gut leben könne. Sechs Jahre ist das nun her, dass er den entscheidenden Anstoß gab für die Gründung des einzigen Mettmanner Vespa-Clubs. Aktuell bestehen die  Vespisti Neandertal aus zehn Mitgliedern, ein verschworener Haufen, geeint durch ihre Leidenschaft für das Kultgefährt und das damit verbundene mediterrane Lebensgefühl. Gemeinsam gehen sie auf kleine und auf große Touren, entdecken wunderbare Landschaften,  feiern die Beschaulichkeit und die Freundschaft. „Geschwindigkeit“, berichtet Roberto Bratzu, „spielt keine Rolle, es geht um das gemeinsame Erleben.“

Der 54-jährige Postangestellte mit deutschen und italienischen Wurzeln machte schon als Jugendlicher Bekanntschaft mit der Vespa. Bei einem Besuch auf Sardinien fuhr er bei seinem Onkel auf dem Rücksitz mit und schon war es um ihn geschehen. Ähnlich erging es Vespisti-Mitglied José Alvarez, der ebenfalls in jungen Jahren in Spanien erste Roller-Erfahrungen sammelte. Heute besitzt der Inhaber des Restaurants Postillon insgesamt vier Vespas, darunter eine aus dem Jahr 1953. „Die ist laut und stinkt“, erläutert der Gastronom, „und sie geht auch gerne mal kaputt.“ Deshalb wird sie auch nur für die Tagestouren aus der Garage geholt. Selbige finden bei den Vespisti eigentlich fast jedes Wochenende statt, wenn das Wetter es zulässt, auch im Winter. Kleinere Auslfüge in die nähere Umgebung stehen dann an. Unterwegs kommt es immer wieder zu schönen Begegnungen. „Die Menschen lächeln uns an“, sagt José Alvarez, „viele kommen auf uns zu, stellen Fragen zu den Rollern, man kommt ins Gespräch.“ Einmal im Jahr geht es auf große Fahrt, dann werden auch entferntere Ziele angesteuert, die Toscana zum Beispiel, oder ein Vespa-Treffen in Zell am See mit über 1000 Teilnehmern aus aller Welt. In diesem Jahr soll es eigentlich nach Sardinien gehen, Roberto Bratzus zweite Heimat. Eine Tour, mit der die Vespisti zugleich einen für sie wichtigen Geburtstag feiern wollen: die Vespa wird 75 Jahre alt.

Die Planung steht: mit Transportern bis nach Genua, von dort mit der Fähre auf die Insel und dann aufgesattelt und 1800 Kilometer durch den Supramonte, einen Gebirgszug auf Sardinien. Ob es tatsächlich klappt, steht freilich noch in den Sternen und hängt von der Entwicklung der Pandemie ab. Wenn nicht dieses, dann eben nächstes Jahr. Überhaupt haben die Vespisti noch viel vor; den Jakobweg würden sie gern mal befahren, Sizilien erkunden oder Korsika. „Das machen wir alles noch“, versichert Andreas Groß, der als 1. Vorsitzender des Vereins fungiert, aber gleich darauf hinweist, dass dies eher eine formale Bezeichnung sei und man auf flache Hierarchien setze. Bei der Auswahl der Mitglieder jedoch wird genau hingesehen. Kandidaten müssen gewisse Voraussetzungen mitbringen: einen Roller natürlich, klar. „Humor ist wichtig“, sagt Andreas Groß, „es muss menschlich einfach passen.“ An Bewerbungen herrscht übrigens laut Aussage der Vespisti kein Mangel, was kaum verwunderlich ist, denn vielen Menschen geht es ganz genauso wie José Alvarez: „Wenn ich Vespa fahre, bekomme ich gute Laune.“

Die Vespisti Neandertal sind auf der Suche nach einem Clubraum in Mettmann. Gewünscht sind zentrale Lage, Toiletten, Stellplätze für die Roller und Grillmöglichkeit. Wer etwas weiß, kann über die Facebook-Seite des Clubs Kontakt aufnehmen.

(dir)
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