Der Mettmanner Steffen Lutz Matkowitz äußert sich zur Debatte „Die DDR war pures Unrecht“

Mettmann · „30 Jahre Wiedervereinigung“ wurden Anfang Oktober gefeiert. Eine lange Zeit. Für viele vor allem junge westdeutsche Menschen ist die DDR ein längst vergessener Ort, über den es nur noch in den Geschichtsbüchern etwas zu lesen gibt.

 Steffen Lutz Matkowitz, sächsischer Mettmanner.

Steffen Lutz Matkowitz, sächsischer Mettmanner.

Foto: Schaufenster Mettmann/privat

Und da kann man ja auch einmal vergessen, was die „Deutsche Demokratische Republik“ eigentlich war, vor allem als Jugendlicher und junger Erwachsener. Für Steffen Lutz Matkowitz, den bekannten sächsischen Kabarettisten (Leipziger Brettl) mit Mettmanner Wohnsitz ist das an sich auch kein Problem. Er kennt das Verhältnis vieler Westdeutscher zu den neuen Bundesländern schließlich aus erster Hand, denn mittlerweile lebt der Sachse schon viele Jahre als „Ossi“ im Westen („1986 hab ich rüber gemacht“).

Was ihn jedoch wirklich auf die Palme bringt, sind Aussagen aktueller Politiker über die „DDR“. „Die jungen Leute haben andere Dinge im Kopf“, sagt Matkowitz. „Schlimm ist es jedoch, wenn mit Bodo Ramelow, und Manuela Schwesig zwei Ministerpräsidenten ostdeutscher Bundesländer eine absolute Geschichtsklitterung betreiben.“ Steffen Lutz Matkowitz spricht damit die Aussagen der SPD-Politikerin und des Linken-Politikers an, die DDR könne man nicht als „Unrechtsstaat“ bezeichnen. „Das ist das Gleiche, wenn ich jetzt behaupten würde, ’Wasser ist nicht mehr nass’, weil ich das jetzt so entschieden habe.“

Matkowitz, der die DDR in all ihren bösartigen und diktatorischen Facetten erlebt hat, ist erstaunt darüber, wie sich ein westdeutscher Politiker wie Bodo Ramelow überhaupt ein Urteil bilden könne. „Ramelow ist ein westdeutscher Linker, der doch überhaupt nicht nachvollziehen kann, wie es wirklich in der DDR zugegangen ist. Seine Aussagen sind reines Parteiprogramm, schließlich ist die Linke eine der Nachfolgeparteien der SED.“

Was Manuela Schwesig betrifftt, wird Matkowitz noch deutlicher. „Genossin Schwesig ist als Ostdeutsche, die in der DDR geboren wurde, nach einer solchen Aussage völlig untragbar als Ministerpräsidentin, sie müsste zurücktreten.“ Schwesig trete auf den Gefühlen der Opfer der DDR und der Menschen in den neuen Bundesländern herum. „Allein die Aussage, der Staat sei zwar eine Diktatur gewesen, die DDR aber als Unrechtsstaat zu bezeichnen, werde von vielen Ostdeutschen als Herabsetzung ihrer Lebensleistungen empfunden, ist eine Frechheit. Wie kann eine Diktatur kein Unrechtsstaat sein?“ Matkowitz habe eine Diktatur wie die DDR durchleben müssen und natürlich haben die Menschen auch dort gelebt und manche auch ein „normales Leben“ führen können. „Das heißt aber doch nicht, dass der Staat rechtens war.“

Als Beispiel führt er die Staatssicherheit an, kurz Stasi. „Ich weiß, was es heißt, nicht reden zu dürfen.“ In Teilen sieht er genau das mittlerweile auch wieder in der Bundesrepublik, eine überall vorherrschende Politsche Korrektheit lähme alles. „Nach meinen kabarettistischen Vorstellungen kommen viele Menschen zu mir, blicken sich um, ob auch keiner zuhört, und sagen dann: ’Gut, was Sie geäußert haben, das musste mal gesagt werden’ und nehmen dann schnell Reißaus. Wo leben wir denn hier?“ Für Steffen Lutz Matkowitz ist eine klare Abgrenzung von der DDR nötig, Aussagen wie die von Ramelow und Schwesig sind für ihn ein Alarmsignal. „Und dann das Totschlagargument, der Begriff Unrechtsstaat sei mit der Nazi-Herrschaft verbunden und dürfe auf keinen anderen Staat mehr angewandt werden. Das ist doch Geschichtsklitterung. Unrecht bleibt schließlich Unrecht und kann nicht gegeneinander aufgewogen werden.“

(FF)
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