Ein Taucheranzug der Schmerzen

Der Rücken schmerzt, der Nacken ist verspannt, jede Bewegung ist eine Qual. Menschen mit chronischen Schmerzen sind häufig dazu verdammt, sich mit ihren Leiden abzufinden.


Schmerzen hängen häufig mit den Faszien zusammen, dem Bindegewebe, das unsere Organe umschließt. Der Ansatz, das Bindegewebe als Ursache von Schmerzen zu begreifen und dementsprechend zu behandeln, ist relativ neu.

Dabei enden 60 Prozent der Nerven im Bindegewebe. Die Mettmanner Physiotherapeutin Ulrike Eigen bietet in ihrer Praxis seit kurzem entsprechende Therapieformen an. "Der Körper und die einzelnen Organe sind umhüllt von einer Art Verpackungsmaterial. Es ist ein alles miteinander verbindendes, faseriges Netz aus Bindegewebe, etwa 0,3 bis 3 Millimeter dick", sagt Ulrike Eigen. Die Faszien sind für sich gesehen selbst ein wichtiges Körperorgan, das einen entscheidenden Einfluss auf unser Schmerzempfinden, unser Raumgefühl und unsere Eigenwahrnehmung hat. Ulrike Eigen: "Die Faszien müssen geschmeidig sein. Ich vergleiche das immer mit dem Gefühl, wenn man Seide aneinander reibt."

Bei geschmeidigen Faszien gleitet die Struktur übereinander. Ist die Faszie starr, ist der Effekt wie bei grobem Leinenstoff, es hakt, es "schmiergelt" gegeneinander. "So entstehen Schmerzen", sagt Ulrike Eigen. "Aber schon kleine Veränderungen in den Bewegungen können oftmals einen großen Effekt haben und diese lassen sich nutzen, um damit den Heilungsprozess zu begünstigen. Das Faszientraining wird bei Ulrike Eigen als FDM (Faszien-Distorsions-Modell) und als "Fascial Fitness" angeboten. Eine weitere Therapieform, die diesen Weg geht, ist die sogenannte "Strukturelle Integration", die von Jens Nedwal angeboten wird. Nedwal ist ein neuer Mitarbeiten im Team von Ulrike Eigen undhat sich auf diesen Fachgebieten spezialisiert. "Grundsätzlich eignet sich die 'Strukturelle Integration' für kranke und gesunde Menschen gleichermaßen", sagt der Masseur und Therapeut. "Die Anwendungsgebiete gehen von der Lösung von Bewegungseinschränkungen und Haltungsproblemen — etwa als Folge von Operationen — bis hin zur Erweiterung und Verfeinerung leiblicher Ausdrucks- und Bewegungsmöglichkeiten."

Jens Nedwal vergleicht die Faszien, wenn sie nicht geschmeidig sind, gerne mit einem "Taucheranzug der Schmerzen". Diesen Anzug wieder geschmeidig zu machen, ist durch Therapieformen wie der "Strukturellen Integration", FDM und Fascial Fitness möglich.

(Schaufenster Mettmann / Felix Förster)
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