"25 Meter Gasrohre verlegen, um zwei Bäume pflanzen zu können"

Mettmann · Der Bürger Uwe-Michael Kloss hat sich in einem offenen Brief an Bürgermeister Thomas Dinkelmann sowie an die Verwaltung der Stadt gewandt. Es geht ihm dabei um die Verlegung der Gasrohre in der Fußgängerzone.

Der Brief im Worlaut:

"Fußgängerzone: 25 mtr. Gasrohre verlegen, um 2 Bäume pflanzen zu können.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dinkelmann,

zunächst möchte ich hier einmal kurz zu Beginn meines Schreibens daran erinnern, mit welchen Aussagen und Zielen Sie sich als Bürgermeister in unserer Stadt beworben haben:

1.) Wir leben in einer armen Stadt: Gebühren steigen - Leistungen sinken.

2.) Das Verhältnis zwischen Verwaltung und Bürgerschaft ist in vielen Bereichen von Misstrauen geprägt. Es ist aber nicht fair, die Verwaltung pauschal in schlechtes Licht zu stellen. Die weit überwiegende Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus leistet richtig gute Arbeit und das muss auch gesagt werden. Kernaufgabe des Bürgermeisters ist es, für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen. Ich möchte ein kooperatives Führungsleitbild entwickeln und natürlich auch selbst praktizieren. Bürgerfreundlichkeit muss immer im Vordergrund stehen. So stärken wir das Ansehen der Verwaltung und die Motivation der Beschäftigten. Es wird höchste Zeit für eine Neuorientierung. Ich möchte zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Vertrauenskultur schaffen zwischen Verwaltung, Bürgerschaft und Politik.

3.) Mettmann ist eine Stadt, die weit hinter ihren Möglichkeiten geblieben ist. Stadtverwaltung und Ratsmehrheit haben sich längst von einer aktiven Steuerung des Bauens verabschiedet. Aspekte der Stadtästhetik, des Erhalts und der Pflege des Stadtbilds spielen keine große Rolle. Bauen und Gestalten wird allein Bauträgern überlassen. Es wird höchste Zeit für einen Kurswechsel. Stadtentwicklung muss mit jeder Investition zu einer Aufwertung des Stadtbildes beitragen.

4.) Ein attraktives, sauberes Stadtbild ist eine Voraussetzung für erfolgreichen Einzelhandel, lebendige Gastronomie und letztendlich auch ein Aspekt der Wirtschaftsförderung.

Wegen der Pflanzung von 2 Bäumen erlauben Sie Ihren Verwaltungsmitarbeitern, dass eine Gas-Rohrverlegung, über ca. 25 Meter, veranlasst werden soll.
Grund dafür wäre, dass an der geplanten Pflanzstelle ein nicht bekanntes Gasrohr liegen würde.

Dazu einige Bemerkungen und Fragen:
1.) Es ist erstaunlich, dass die Rhein-Sieg Netz GmbH keinen Rohrverlegungsplan hat, wie sollen dann Ersatzarbeiten durchgeführt werden. Das ist alles relativ wenig Glaubwürdig. Daher meine Frage, sind überhaupt Pläne angefordert worden?

2.) Mehrfach wurde in den letzten Jahren die Fußgängerzone aufgerissen und Rohre repariert, z.B. nach dem Wasserrohrbruch im Dezember 2013 und später. Dabei sollen die Rohre nicht gesichtet worden sein?

3.) Bereits am 25.10.2014 schrieb der Supertipp in seiner Ausgabe, dass bei einer Bürgerversammlung die Tatsache für Unverständnis sorgte, dass sich das Dortmunder Büro Junker + Kruse mit veraltetem Bildmaterial und nur oberflächlichen Kenntnisstand der Begebenheiten präsentierte. Hätte man da nicht hellhörig werden müssen?

4.) Zu meiner großen Verwunderung, und wirklich Anerkennung solcher Dreistigkeit, ist es aber, das ortskundige Verwaltungsfachkräfte einen Architektenplan, besonders, wenn es sich wie hier um Grüngestaltung handelt, eine Millimeter genaue umsetzen durchsetzen möchten.
Jeder Planungs- oder Bauamtsmitarbeiter sollte wissen, wie Bäume etc. in Pläne eingefügt werden, und zwar nicht mit ausgemessener Exaktheit, sondern mit einfachem Anklicken eines "Baumsymbols" an freie Plätze und Flächen.
Das Argument, die Bäume müssten in einer Reihe parallel stehen, ist ebenso nicht nachvollziehbar, den es handelt sich nicht um eine gestaltete Schlossparkanlage, sondern um mehrere, zufällig gesetzte Baumreihen von 2-3 Bäumen entlang der Fußgängerzone.
Wie kann also eine solche Fehlentscheidung, die Rohre verlegen zulassen, zu Stande kommen?

Es gibt eine schöne Werbung, in der gesagt wird, dass die Amerikaner für ihre Astronauten mehre Millionen ausgegeben haben, um einen Kugelschreiber für den Weltall zu entwickeln, die Russen lösten das Problem, in dem sie Bleistifte mitgenommen haben.

Was ich damit sagen möchte ist, dass es eine Schande ist, dass in Ihrer gut bezahlten Verwaltung niemand darauf gekommen sein will, dass man 2 Bäume auch einen Meter weiter, ebenfalls parallel, anpflanzen kann.

Dieser wirklich unbegreifliche Unsinn, den Sie hier planen und abzeichnen, kostet bestimmt eine Zeitverzögerung von mindestens 3 Wochen, statt der einen Stunde, das Loch für die Anpflanzung etwas versetzt auszuheben.

Sie sind dabei in Mettmann wieder einmal Steuern zu erhöhen, daher bitte ich Sie im Namen aller Bürger und Geschäftsleute einmal die Kosten zu benennen, die dieser Schildbürgerstreich kostet.

Dabei sind Kosten der Rohrverlegung, weiterer Ausfall von Gewerbesteuer, Verärgerung der Geschäftsleute, Anlieger und Bürger, Umsatzeinbuße der Gewerbetreibenden, Planungs- und Verwaltungskosten etc. mit aufzuführen!

Ebenso bitte ich Sie noch folgende Frage zu beantworten. Warum sind bei den ganzen Straßenarbeiten, bei denen ja nun alles aufgerissen war, keine Leerrohre verlegt worden. Jeder einfache, unwissende Bauherr macht das. Was hat die Verwaltung davon abgehalten?

Ich freue mich sehr auf Ihre Erklärung und erwarte einen ausführlichen Bericht, da Sie sich ja für die Förderung von Transparenz und Dialog eingesetzt haben.

Mit freundlichen Grüßen
Uwe-Michael Kloss"

(Schaufenster Mettmann)
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