Minister Remmel: Biogene Kunststoffe werden durch E-Mobilität immer wichtiger

Kreis · Auf der 45. Station der Zukunftsenergientour hat Klimaschutzminister Johannes Remmel mit einer Delegation der EnergieAgentur.NRW die BeoPlast in Langenfeld besucht. Das mittelständische Unternehmen der Kunststoff verarbeitenden Industrie setzt zunehmend auf Bio-Kunststoffe.

"Im Zuge der Energiewende wird Energieeffizienz in der Kunststoffverarbeitung — nicht zuletzt bei den Zulieferern der Automobilbranche — zu einem immer wichtigeren Innovationsfeld. Der Kunststoffanteil im Durchschnitts-Automobil beträgt derzeit bis zu 15 Prozent, und dieser Anteil wird durch Trends zum Leichtbau und zur Elektromobilität weiter steigen. Proportional dazu wird die Bedeutung von biobasierten Kunststoffen deshalb auch weiter wachsen. Nicht zuletzt durch BeoPlast nehmen Unternehmen aus unserem Bundesland in dieser Entwicklung eine Vorreiterstellung ein. So stelle ich mir ,Klimaschutz — made in NRW‘ vor", so Umweltminister Johannes Remmel. Zu den Abnehmern von BeoPlast-Produkten gehören große deutsche und internationale Automobilhersteller wie Mercedes-Benz und Volvo. Das Unternehmen ist Anwender und Mentor des DNK, Deutscher Nachhaltigkeitskodex.

BeoPlast wurde 1990 gegründet. Sie ist Komplettanbieter von integrierten Lösungen in Kunststoff und nach eigenen Angaben ein führender Zulieferer von Bauteilen. Das vom Inhaber Theo Besgen geleitete Unternehmen bietet ein breites Leistungsspektrum von der Ideenskizze bis zur Großserie mit Just-in-Time-Produktion. "In einem herkömmlichen Auto sind rund 165 Kilogramm Kunststoff verarbeitet. Derzeit beruhen noch 98 Prozent aller verwendeten Werkstoffe auf Erdölbasis. Das verursacht einen enormen Ressourcenverbrauch. Ziel einer modernen, umweltbewussten Industriegesellschaft muss es sein, hier Alternativen zu entwickeln und vorhandenes Wissen nachhaltig anzuwenden. BeoPlast unterstützt seine Kunden aktiv dabei, solche alternativen Werkstoffe einzusetzen. Wir verfügen über Fertigungs-Know-how rund um biobasierte Werkstoffe in der Konstruktion, dem Formenbau und beim Spritzguss. Wir haben die Erfahrung gemacht: Wer sein Unternehmen nachhaltig führen will, findet Wege. Wer das nicht will, findet Ausreden", so Theo Besgen.

Energieeffizienz und Klimaschutz sind inzwischen wie selbstverständlich Bestandteil der Unternehmensphilosophie. So sind die Langenfelder seit 2014 als klimaneutral zertifiziert. Bis dato hatten sie Emissionen von rund 1.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Wo möglich werden Emissionen vermieden — zum Beispiel durch eine Reduktion von Geschäftsfahrten mit Hilfe von Video-Konferenzen und Homeoffice-Arbeitsplätzen. Als Stapler, Transporter und Pkw werden bei BeoPlast nur Elektrofahrzeuge genutzt. Zudem wird zu 100 Prozent Energie aus erneuerbaren Quellen eingesetzt. Noch in diesem Jahr soll eine eigene Windkraftanlage auf dem Unternehmensgelände ihren Dienst beginnen. Auf einem 30 Meter hohen Mast wird ein Generator mit 9,5 kW Leistung von einem Rotor mit einem Durchmesser von 6,5 Metern angetrieben. BeoPlast ist für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2016 nominiert — und damit bereits jetzt unter den Top Five der nachhaltigen Unternehmen in Deutschland. Die Bekanntgabe des Gewinners erfolgt am 25. November 2016 in Düsseldorf.

"In der Kunststoff verarbeitenden Industrie beträgt der Energiekostenanteil an den Bruttoproduktionskosten im Schnitt rund 3 Prozent. Nach unserer Erfahrung können diese Kosten nicht selten um 30 Prozent und mehr durch eine Steigerung der Energieeffizienz reduziert werden. Beispielsweise kann man beim Spritzgießen durch vollelektrisch angetriebene Maschinen Einsparungen formteilabhängig zwischen 30 und 70 Prozent erzielen", weist Lothar Schneider, der Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, auf Ressourcen- und Energieeffizienz-Potenziale in der Branche hin.

BeoPlast erwirtschaftet mit rund 65 Mitarbeitern einen jährlichen Umsatz von rund zehn Millionen Euro (2015). Von Langenfeld aus werden die Produkte des mittelständischen Unternehmens in weltweit 25 Länder geliefert — vornehmlich ins europäische Ausland.

In der Kunststoffverarbeitung haben nach einer Umfrage des Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV, 2013) 88 Prozent der Unternehmen Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz durchgeführt. Über 60 Prozent von ihnen haben in neue, effizientere Maschinen investiert, über 50 Prozent in gebäudetechnische Maßnahmen und über 40 Prozent haben organisatorische Maßnahmen — zum Beispiel Einführung von Energiemanagementsystemen — implementiert.

(Schaufenster Mettmann)
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