Fast 60 Prozent weniger Sozialwohnungen in Mettmann bis 2030

Kreis · Unter dem Titel "Wohnen ist ein Menschenrecht" lud der Paritätische Kommunalpolitiker und Vertreter aus Vereinen und Verbänden ein. Die Prognosen für Mettmann sind düster.

 Sylvia Rietenberg, Jürgen Wördemann und Anne Sprenger.

Sylvia Rietenberg, Jürgen Wördemann und Anne Sprenger.

Foto: RG

Sylvia Rietenberg, Fachreferentin für Wohnungspolitik des Paritätischen NRW, informierte in ihrem Vortrag vor allem über Wohnraumbedarf, Wohnraummangel, Wohnungslosigkeit und über die im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Landesregierung vereinbarten Gesetzesvorhaben im Bereich Wohnungspolitik und deren mögliche Auswirkungen. Ihre Ausführungen machen deutlich, dass sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärfen wird und wie viel sozialer Sprengstoff darin steckt. In den kommenden Jahren fallen viele Sozialwohnungen aus der Bindung, während viel zu wenig neue Sozialwohnungen entstehen. Die Mieten steigen weiter an und auch die Zahl Wohnungsloser nimmt weiter zu. Die ist seit 2014 inklusive geflüchteter Menschen um 150 Prozent gestiegen und wird laut Prognosen bis 2020 bundesweit auf 1,2 Millionen Menschen ansteigen.

Wie die Entwicklung rund um bezahlbaren Wohnraum im Kreis Mettmann aussieht, präsentierte Jürgen Wördemann, Sachgebietsleiter im Bereich Wohnungswesen in der Kreisverwaltung Mettmann. Die mittlere Angebotsmiete bei Erstvermietungen in Neubauten liegt durchschnittlich bei 9,72 Euro, variiert in den einzelnen Städten aber stark. Heiligenhaus liegt mit 12 Euro je Quadratmeter an der Spitze, Velbert und Wülfrath haben mit 8 Euro den niedrigsten Preis. Mettmann liegt mit 9,50 Euro im moderaten Mittelfeld. Der Durchschnitt bei Bestandsmieten und Wiedervermietung beträgt 7,02 Euro. Am teuersten sind Bestandswohnungen in Hilden mit einem Quadratmeterpreis von 8 Euro, am preiswertesten in Velbert mit 6 Euro. Mettmann liegt mit 7 Euro fast genau auf dem Durchschnittswert.

Jürgen Wördemann präsentiert auf seinen Folien auch den Anteil geförderter Mietwohnen an allen Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern. Der liegt im Kreis Mettmann mit 10,3 Prozent noch über dem Landesdurchschnitt. Mettmann bewegt sich mit einem Anteil von 8,9 Prozent, gemeinsam mit Ratingen, im Mittelfeld. Den geringsten Bestand hat Monheim mit 5,2, den höchsten Erkrath mit 21,1 Prozent. Bei der Modellrechnung zum Wegfall geförderten Wohnraums bis 2030 sieht es für Mettmann nicht gut aus. Hier bei uns werden voraussichtlich nur 57,6 Prozent aus der Bindung fallen. Mit dem größten Wegfall, mit 71,2 Prozent, muss Monheim rechnen. Erkrath darf sich über den niedrigsten Wegfall freuen. Dort sind es nur 12,8 Prozent. Der Durchschnitt im Kreis liegt bei 31,5 Prozent und damit noch unter dem Landesdurchschnitt von 36,7 Prozent. Die Entwicklung ist auch durch die Möglichkeit der vorzeitigen Ablösung der geförderten Kredite beschleunigt.

"Kann der Bund die Immobilien nach Wegfall der Bindung zurückkaufen?", möchte ein Teilnehmer in der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde von den Referenten wissen. "Das ist schwierig und würde viel, viel Geld kosten", dämpft Sylvia Rietenberg mögliche Erwartungen. "In Hilden wird es für Hartz IV Empfänger immer schwieriger eine zu Wohnungen zu finden, weil Vermieter wegen der vielen Sanktionen mit Mietausfällen rechnen müssen", berichtet ein anderer Teilnehmer über derzeitige Entwicklungen.

"Die freien Wohlfahrtsverbände müssen aus der Nische der Betreuung kommen, warum nicht selbst Vermieter werden", denkt man laut über Lösungen nach. Klar ist am Ende der Veranstaltung, dass Politik, Kommunalverwaltungen und freie Wohlfahrtsverbände gemeinsam Lösungen finden müssen.

(Schaufenster Mettmann/RG)
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