Das Tambour- und Fanfarencorps der Mettmanner Schützen Eine musikalische Gemeinschaft

Mettmann · Das Tambour- und Fanfarencorps der Mettmanner Schützen ist weit über das Sommerbrauchtum hinaus ein Stimmungsgarant – und eine traditionsreiche Truppe, die mehr verbindet, als das gemeinsame Musizieren.

 Alexander Kaufmann, Siegfried Ziemen und Markus Ludes.

Alexander Kaufmann, Siegfried Ziemen und Markus Ludes.

Foto: Schaufenster Mettmann/Mark Zeller

Sie bilden die Spitze des Zuges, geben den Takt vor, nach dem marschiert wird, sorgen für Stimmung: Die Mitglieder des Tambour- und Fanfarencorps bilden zweifelsohne eine tragende Säule der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Mettmann - und die Musik ist ihre Ausdrucksweise.

„Die Musik ist ein sehr wesentliches Element, ein wichtiger Teil unserer Geschichte, und es ist uns eine große Freude, das aufrecht zu erhalten“, betont der Tambourcorps-Vorsitzende Alexander Kaufmann und fügt hinzu: „Sie bietet ein besonderes Live-Erlebnis, und schafft dabei eine besondere Verbindung zur Heimatstadt und zu den Menschen, und das wird sehr gut angenommen.“ Nicht zufällig sei das Tambour- und Fanfarencorps immer bei öffentlichen Präsentationen dabei. Und das nun schon seit 83 Jahren – seit seiner Gründung im Jahre 1937.

Dabei hat die traditionsreiche Truppe für manches Highlights und bahnbrechende Neuerungen gesorgt. „Wir waren die erste Kompanie, die Mädchen aufgenommen hat“, sagt Siegfried Ziemen und erinnert damit an eine besondere Vorreiterrolle des Corps. Denn das, was heute in der Bruderschaft selbstverständlich ist, kam Mitte der 70er-Jahre einer kleinen Revolution gleich. Der bald 79-Jährige Ziemen, mit seinen 54 Jahren Zugehörigkeit so etwas wie der „Alterspräsident“ des Tambourcorps, ist überzeugt: „Wenn wir keine Frauen hätten, gebe es uns nicht mehr.“

Ziemen erinnert an Zeiten, in denen das Tambourcorps auch verstärkt die Stadt bei offiziellen Anlässen nach außen vertreten habe, etwa bei Auftritten in Berlin. Dafür sei das Mitmachen damals gar nicht so einfach gewesen, wenn man, wie er seinerzeit, bereits in einem anderen Schützenverein aktiv war, denn eine „Doppelmitgliedschaft“ war nicht gestattet. Eine weitere damalige Einstiegshürde: Eine Mitgliedschaft war ausschließlich Katholiken vorbehalten.

Musik und Geselligkeit

Heute dagegen ist der Einstieg denkbar einfach: „Voraussetzung um mitzumachen, ist die Freude am gemeinsamen Musizieren, an Musik und Geselligkeit“, sagt Tambourcorps-Chef Kaufmann, und streicht heraus: „Wir erheben keinen Mitgliedsbeitrag, und es gibt keinerlei Kosten für Instrumente und Uniform.“ Darüber hinaus bildet das Tambourcorps seine Musiker selber aus. Kaufmann betont: „Jeder kann bei uns kostenlos und ohne Vorkenntnisse ein Instrument erlernen.“ Interessierte seien immer gerne willkommen. „Wer möchte, kann auch ganz unverbindlich reinschnuppern.“

Gemeinsam geprobt wird einmal pro Woche. „Wer nur dabei sein will, um Musik zu machen, kann das auch“, so der Vorsitzende, „aber es ist schon erwünscht, auch im Schützenverein Mitglied zu sein.“ Das macht auch Sinn, schließlich teilt das Tambourcorps die Werte der Bruderschaft: „Bei uns wird Vereinsleben groß geschrieben, es geht sehr familiär zu“, bekräftigt Kaufmann, „generationenübergreifende Kameradschaft, gegenseitige Hilfe, gesellschaftlicher Zusammenhalt und Verbundenheit mit der Heimat - darauf legen wir Wert.“

Was die Musiker dabei zudem antreibt: „Zusammen mit den Zuschauern entsteht eine wunderbare Wechselwirkung“. Und die erzielt das Corps auch fernab des Sommerbrauchtums, denn es sind längst ganzjährig ganz unterschiedliche Veranstaltungen, auf denen die aktuell 30 Leute umfassende Truppe spielt. „Karneval, Sankt Martin, Weihnachten - da ist für jeden was dabei“, versichert Kaufmann.

Ganzjährig Auftritte

So ist das Tambourcorps im vergangenen Jahr beim Mettmanner Oktoberfest mit dem Fass zum Anstich einmarschiert, und auch da „sind die Leute voll drauf abgefahren“. Auch beim diesjährigen Heimatfest soll die eingespielte Truppe für die passenden Laute sorgen. Sogar im Brauchtum der Nachbarorte Hubbelrath, Erkrath und Ratingen gehören die Musikmacher der Mettmanner Bruderschaft schon zu den etablierten Stimmungsgaranten.

Und dieses Image deckt sich mit ihrem Selbstverständnis: „Wir sind eine feierfreudige Truppe“, bekräftigt Kaufmann. Und zweifelsohne eine, die andere zum Feiern bringt. Das Tambourcorps ist mit Trommeln, Flöten, Schlagzeug und Lyra unterwegs und versteht sich auf Stimmungsstücke. „Wir spielen hauptsächlich Märsche, aber auch Karnevals-Hits und moderne Party-Klassiker, bringen aber auch gerne private Ständchen“, verweist der Chef auf die allgemeine Buchbarkeit der Bruderschafts-Musiker.

Auch neben dem Musizieren bleibt noch viel Zeit und Spaß am Vereinsleben, gibt es Gruppenaktivitäten und Freizeitveranstaltungen wie den Wandertag. „Überhaupt hat das gemütliche Beisammensein einen hohen Stellenwert“, wie Kaufmann versichert. „Bei uns herrschen viel Gemeinsinn und Harmonie, uns verbindet eine große gemeinsame Idee.“

Tradition und neue Ideen

Ein ganzheitlicher Ansatz, mit dem sich auch junge Mitglieder wie Markus Ludes schon identifizieren. Der 16-Jährige ist bereits seit drei Jahren aktiv. Ein wichtiger Aspekt für ihn: „Das Brauchtum lebendig zu erhalten“. Und er fühlt sich im Tambourcorps so wohl, dass er sich jetzt schon sicher ist: „So lange, wie ich laufen kann, bleib ich dabei.“ Sein Vorsitzender Kaufmann nennt das gemeinsame Tun gar eine „Lebensaufgabe“, und „Alterspräsident“ Ziemen lebt sie vor.

Dass bei allem Traditionsbewusstsein keine Eintönigkeit aufkommt, liegt aber nicht nur am grundsätzlich dynamischen Charakter von Musik, sondern auch am frischen „Corpsgeist“ mit immer neuen Ideen und deren lebendiger Umsetzung. So wie jüngst, als die Truppe beim Titularfest einen gefeierten Überraschungsauftritt im Stile eines Flashmobs hinlegte.

Keine Frage: Das Tambour- und Fanfarencorps hält mit großem Erfolg die Fahne handgemachter Musik hoch und bewährt sich damit auch und gerade im durchdigitalisierten Zeitalter. Alexander Kaufmann drückt es so aus: „Musik zu hören, ist heute so einfach, aber selbst Musik zu machen, macht viel mehr Spaß.“ – Besonders in einer solchen Gemeinschaft… .

Info:

Interessierte können beim Mettmanner Tambour- und Fanfarencorps jederzeit einsteigen, gerne nach vorheriger Anmeldung. Probe ist mittwochs, 19.30 bis 21 Uhr, im Kaplan-Flintrop-Haus, Schwarzbachstr. 53. Kontakt: Tel. 0171 / 8189389 (Alexander Kaufmann), www.tfc-mettmann.de .

(Mark Zeller)
Meistgelesen
Zum Thema