Osterferienprojekt des Vereins „Neue Wege e.V.“ Die Natur mit Muskelkraft unterstützt

Kreis/Mettmann · Während der Osterferien war in der Grube 10 in Haan-Gruiten ungewöhnlich viel los. Elf jugendliche Delinquenten, fünf Jugendgerichtshelfer im Strafverfahren und ein Garten- und Landschaftsbaumeister, der zugleich über ein Diplom als Sozialpädagoge verfügt, arbeiteten entlang des Neanderlandsteigs.

Eine besondere Aktion ist der Käfermeiler: Für ihn wurden Totholzstämme aufrecht in den Waldboden gestellt. Die erforderliche Grube zu graben, war eine schweißtreibende Aufgabe. Der Käfermeiler dient vielen Käfern als Nisthilfe.

Foto: Neue Wege e.V.

In diesem wunderschönen Waldstück zwischen Wuppertal-Vohwinkel und Gruiten nisten große Greifvögel, die gerade im Frühjahr besonderen Schutz und Ruhe brauchen. So mancher Weg entpuppt sich nach ein paar Metern als wilder Wanderweg. Diese Wege wurden zum Schutz der Tiere mit Totholz verschlossen.

Das Totholz holten die Jugendlichen aus dem Wald – und gaben so einigen Sträuchern wieder Luft und Licht zum Wachsen. Zudem wurden Sträucher aufgeforstet. Eine besondere Aktion ist der Käfermeiler: Für ihn wurden Totholzstämme aufrecht in den Waldboden gestellt. Die erforderliche Grube zu graben, war eine schweißtreibende Aufgabe. Der Käfermeiler dient vielen Käfern als Nisthilfe. Die Käfer wiederum sind unverzichtbare Waldbewohner, die unter anderem den Waldboden verbessern.

Was sich anhört wie ein ehrenamtlicher Einsatz von Naturschützern, ist tatsächlich eine Strafmaßnahme, zu der die Jugendlichen nach einer Straftat von einem Gericht oder der Staatsanwaltschaft verdonnert wurden. Allen war gemeinsam,

dass sie Sozialstunden abzuleisten hatten. Organisiert und finanziert wurde die Maßnahme über den Verein Neue Wege e.V., dem fünf Gemeinden im Kreis Mettmann angehören. Die Jugendlichen und die Jugendgerichtshelfer kamen aus den Mitgliedsstädten Erkrath, Haan, Heiligenhaus, Mettmann und Wülfrath.

Für die fachliche Unterstützung hatte der Verein Sven Szymanski engagiert, der nicht nur das Waldgebiet wie seine Westentasche kennt, sondern als Sozial-Pädagoge und Garten- und Landschaftsbaumeister über eine doppelt hilfreiche Qualifikation verfügt. Die Heterogenität der Jugendlichen, die sich in der Regel untereinander nicht kennen, ist die große Unbekannte zu Beginn des Projekts. Die Gruppe muss als Einheit funktionieren, um einen Einsatz wie den in der Grube 10 stemmen zu können.

„Ich bin streng“, sagt Sven Szymanski. „Die Natur birgt Gefahren und wir arbeiten mit Geräten, mit denen man sich oder andere verletzen kann. Notfalls zeige ich auch die rote Karte“.

Das war zum Glück nicht nötig. Die Gruppendynamik passte - die Jugendlichen waren konzentriert bei der Sache. Über die Arbeit, die die Jugendlichen geleistet haben, können sich nicht nur die Waldbewohner und die Waldnutzer freuen. Auch die Organisatoren und die Jugendlichen können mit Stolz auf das Erreichte blicken. Vom Ergebnis waren auch Annette Herz, Erste Beigeordnete der Stadt Haan und Bärbel Habermann, stellvertretende Vorsitzende des Vereins begeistert. Die Arbeit der Jugendlichen wirkt sich nachhaltig auf den Naturhaushalt aus. Das macht die Delikte zwar nicht ungeschehen. Der Gemeinschaft etwas zurückzugeben, ist aber genau der Weg, den der Verein Neue Wege e.V. mit seinen Projekten ermöglichen will.

Info

Seit der Gründung im Jahr 2007 arbeiten Ehren- und Hauptamtliche aus den Städten Erkrath, Haan, Heiligenhaus, Mettmann und Wülfrath im Verein Neue Wege e.V. zusammen. Finanziert durch Bußgelder und Spenden, plant der Verein Maßnahmen für gefährdete und straffällig gewordene Kinder und Jugendliche. Im Vorstand des Vereins arbeiten Vertreterinnen und Vertreter der städtischen Jugendgerichtshilfe der fünf Städte mit zurzeit sechs Ehrenamtlichen Hand in Hand, um diese Projekte zu entwickeln und durchzuführen. Zu den Highlights zählt das jährlich in den Sommerferien stattfindende Graffiti-Projekt.Nähere Informationen zur Arbeit des Vereins sowie Fotos von den Projekten finden Sie unter www.verein-neue-wege.de. Der Verein freut sich immer über Interesse an der Arbeit des Vereins – und über neue Mitglieder.