Leserbrief zu "Ein Bäumlein steht im Wege" "Es muss vernünftig gehandelt werden"

Mettmann · Zu unserem Artikel "Ein Bäumlein steht im Wege" und der Glosse "Also ehrlich" erreichte uns folgende Leserzuschrift.

"Zu Ihrem Kommentar 'Einfach mal durchatmen': So eine große Baumaßnahme bringt immer Ärger mit sich und es ergeben sich auch immer Schwierigkeiten, womit man nicht gerechnet hat. Hier wird die negative Seite immer im Vordergrund stehen. Aber ob das Gemecker etwas übertrieben ist wegen der Zierkirsche und keine Barriere darstellt, können Sie nun einmal überhaupt nicht beurteilen (...) und dann so zu argumentieren ist einfach nicht in Ordnung, dafür muss man nicht durchatmen, es muss vernünftig gehandelt werden.

Zu Ihrem Bericht 'Ein Bäumlein steht im Wege': Sie schreiben von Gemecker, dann veröffentlichen Sie den Hinweis auf die 'WDR-Lokalzeit', wo alle Bürger, die den Bericht nicht gesehen haben, diesen noch einmal in Ruhe ansehen können. Hier schüren Sie doch selbst das Thema hoch, was Sie anderen vorwerfen.

Ich liste Ihnen jetzt einmal den ganzen Werdegang auf, damit Sie sich ein richtiges Bild auch über die Verärgerung der Mettmanner Bürger und auch von den Hausbewohnern machen können.

Zu Beginn der Arbeiten habe ich Herrn Geschorec und Herr Dr. Kopp angeschrieben, die große Chance zu nutzen, die Innenstadt so weit wie möglich barrierefrei zu gestalten, was im Zuge der immer älter werdenden Bevölkerung unbedingt erforderlich ist und hier spätere Kosten gleich vermieden werden können. Ich habe hier alle Geschäfte, Hauszugänge usw. aufgelistet, wo Barrierefreiheit erreicht werden kann und wo es wegen der topografischen Lage der Stadt nicht immer möglich ist, aber sicherlich gemindert werden kann.

Herr Geschorec hatte mir geantwortet, jawohl das werden wir beachten, wird natürlich nicht überall machbar sein. Mit dem Rollstuhl kann man die Baustelle leider nicht immer einsehen und so kam ich nach der ersten Möglichkeit bei KIK vorbei und sah die gewaltige Treppenanlage. Ich habe mir dieselbe angesehen und den Kopf geschüttelt, hier hat man einen Aufgang angelegt, der so steil ist, dass derselbe nicht mit dem Rollstuhl nutzbar ist. Ein Hausbewohner kam gerade vorbei und wir haben uns die Sache angesehen, was man machen kann.

Ich habe daraufhin Dr. Kopp angeschrieben, so geht es auf keinen Fall, viel zu große Neigung und nicht nutzbar und gleichzeit vorgeschlagen, einen Stein an der Seite herauszunehmen, das Blumenbeet durch Pflasterung zu unterbrechen, damit der Hauszugang ohne Schwierigkeiten erreicht werden kann. Von Seiten der Stadt hat man dann die Änderung veranlasst, da ja auch noch alle Baumaschinen vor Ort waren.

Ich habe mich bei der Stadt hierfür bedankt aber wenige Stunden später musste ich zur Neanderstraße und kam noch einmal an der Treppe vorbei. Dort war gerade ein Bagger tätig und hob Erdreich aus, die Pflastersteine lagen am Rand. Meine Frage an die Arbeiter, was gibt das denn hier, kam die Antwort, ja hier wird ein Baum gepflanzt und lachten. Einige Hausbewohner waren auch vor Ort und beschauten sich die Sache.

Ich habe daraufhin sofort eine E-Mail an Dr. Kopp geschickt um hier Schlimmeres zu verhindern. Leider kam die Antwort aus dem Rathaus etwas verspätet: 'Lt. Plan kommt dort ein Baum hin und so soll es sein'.

Die Planung war ja evtl. in Ordnung und durch die erforderliche Änderung am Zugang durch die Entfernung eines Steines wurde die Baumpflanzung außer Acht gelassen. Das kann passieren und hier wird auch kein Vorwurf gemacht, aber wenn man auf Fehler aufmerksam macht und folgende Antworten bekommt 'Änderung ist zwar möglich aber zu teuer, es steht ein fünfstelliger Betrag im Raum' und einem Anwohner gesagt wird, 'Wir setzen den Baum wie geplant und wenn der weg soll ist das möglich aber dann müssen die Anwohner 4500 Euro an Kosten tragen' reagiert man mehr als sauer (...).

Nachdem mir eine bekannte Dame über ein Abrutschen mit Rollator berichtet hatte, es sei zu eng, wurde dann der Test vorgenommen, wo auch Presse und der WDR anwesend waren, um so ein Unding in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. (...)

Interessant, unmittelbar nach der Demonstration kamen Bauarbeiter und verlegten Platten bis an den Baumstamm. Vorher war eine Durchfahrt nicht möglich, rechts überhaupt nicht und links nur mit Schwierigkeiten. Hier spielt die breite des Rollstuhles auch eine Rolle, die sind nicht alle gleich. Ich kenne die Wuchsart des Baumes nicht, aber man sollte davon ausgehen, dass der Stamm doch dicker wird und in ein bis zwei Jahren wird man die Platten, die jetzt bis an den Stamm gelegt wurden, wieder entfernen müssen, da wird es schon wieder enger. Auch die Ausladung der Baumkrone könnte eine Rolle spielen, größere Personen werden sich bücken müssen um zum Hauseingang zu gelangen.

Außerdem haben Sie übersehen, dass hier noch ein Geländer fehlt, die Bodenmarkierungen lassen erkennen, dass hier auch wieder Platz verloren geht, wieviel kann ich noch nicht zu sagen. Ich gehe davon aus, der Baum wird ein Hindernis bleiben oder wieder werden. Man ändert dort nicht eine Maßnahme zur Verbesserung und setzt ein neues Hindernis davor. (...)

Was im Haus ist, ist bei dieser Aktion zweitrangig. Sie werde kaum ein Haus finden, wo die Wohnung usw. ohne Treppen erreicht werden kann. Es ging lediglich um den barrierefreien Zugang zum Haus, da die Arbeiten ja bauseits von der Stadt zu verantworten sind. (...)

Hier hapert es leider bei der Denkweise der Deutschen und auch bei den Redakteuren immer noch, es muss Barrierefreiheit soweit wie möglich geschaffen werden. Auch Rollstuhlfahrer können evtl. noch einige Schritte gehen und so den Aufzug erreichen, Personen mit Rollator in den meisten Fällen. Es gibt hier zu viele unterschiedliche Behinderungsarten. So besteht in der Regel auf jeden Fall die Möglichkeit, Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen zur Not im Hausflur abzustellen. (...)"

Hans Stauff, Mettmann

Hinweis
Die in Leserbriefen geäußerte Meinung gibt nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich außerdem sinngemäße Kürzungen vor. Anonyme Zuschriften bleiben unberücksichtigt.

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