Der Pflegeheimskandal im Kreis - Das Schaufenster fragte beim Carpe Diem nach „Wir kontrollieren ständig“

Mettmann · Luise Graf (87) hat vor gut zwei Jahren eine ganz bewusste Entscheidung getroffen: Ich gehe in ein Pflegeheim.

 Wohnbereichsleiterin Nebahat Arslan und Bewohnerin Luise Graf sind mit der Zeit gute Freundinnen geworden.

Wohnbereichsleiterin Nebahat Arslan und Bewohnerin Luise Graf sind mit der Zeit gute Freundinnen geworden.

Foto: TB

Seitdem fühlt sich die Seniorin sichtlich wohl in ihren neuen vier Wänden im Senioren Park Carpe Diem. Dass sie die Räumlichkeiten als ihr neues Zuhause akzeptiert hat, liegt nicht zuletzt an dem Engagement der Mitarbeiter. "Wir verbringen den Tag zusammen. Hier wird viel geboten und ich bin gerne in der Gemeinschaftsküche und packe mit an, wenn Hilfe benötigt wird. Ich stehe bereits um fünf Uhr morgens auf und koche Kaffee für die Nachtschicht. Das macht mir Freude", so die rüstige Dame, die jahrelang als Köchin gearbeitet hat. Luise Graf ist nur ein Beispiel von zahlreichen Senioren, die in einem Pflegeheim einen Ort der Ruhe und des Ankommens gefunden haben. Dass sich die Bewohner wohl fühlen, ist auch oberste Priorität für Heimleiter Volker Paikert. Trotz negativer Presse, die besonders in kürzester Vergangenheit durch einen Bericht der Heimaufsicht für den Kreis Mettmann veröffentlicht wurde, sieht Paikert die Marke "Pflegeheim" noch immer als Erfolgsmodell. "Warum soll man aus negativer Kritik nicht etwas Positives lernen Ein solcher Bericht veranlasst auch Bewohner und Angehörigen dazu, genauer im eigenen Pflegeheim hinzugucken."

Im Carpe Diem wird Wert auf Transparenz gelegt. Mit dem Gütesiegel "Der grüne Haken" hat sich die Einrichtung bereit erklärt, unabhängige Kontrollen durchführen zu lassen, die besonders auf die Lebensqualität der Bewohner ausgerichtet ist. Auch weitere Einrichtungen der Kreisstadt haben dieses Angebot angenommen und ihr Haus für freiwillige Kontrollen geöffnet. "Es geht bei der Untersuchung darum, wie sich die Bewohner fühlen. Fühlen sie sich wertgeschätzt, gut versorgt und akzeptiert?", erklärt Paikert. Der Begriff "Kunde" ist im Arbeitsalltag allgegenwärtig. "Wir halten den Dienstleistungsgedanken stets aufrecht." Dass es, wie im Bericht der Heimaufsicht, zu Beschäftigungen von vorbestraften Personen kommen kann, wird vom Carpe Diem überprüft. "Das Gesetz sieht vor, dass alle fünf Jahre ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt werden muss. Des Weiteren holen wir freiwillig alle zwei Jahre eine eidesstattliche Erklärung von unseren Mitarbeitern ein, die besagt, dass keine Straftaten vorliegen." Dass es trotzdem zu einem Verstoß kommen konnte, ist für Paikert nachvollziehbar. "Wer Vorstrafen hat, versucht diese so gut es geht, zu verstecken." Für ihn steht fest, dass sich die Pflegeeinrichtungen besonders in den letzten zehn Jahren größtenteils zum positiven gewandelt haben. Das liegt mitunter an dem neuen Wohn- und Teilhabegesetz (WTG) des Landes NRW, welches 2008 in Kraft gesetzt wurde.

Besonders der Aspekt des Beschwerdemanagements wurde dabei klarer definiert. "In unserer Einrichtung versuchen wir auf Beschwerden direkt zu reagieren. Wir möchten den Wünschen und Anliegen der Angehörigen und der Bewohner gerecht werden." Auch die Kontrollen in diesem Bereich sind stärker fokussiert worden. "Die Bewohner sollen hinterfragen, Anregungen schaffen und mitreden können. Dafür ist ein solches Gesetz geschaffen worden."

Ein weiterer positiver Aspekt ist laut Paikert die regelmäßige Schulung des Fachpersonales. Im Carpe Diem ist ein 60 prozentiger Fachkraftanteil zu finden. Zudem bildet das Haus für die eigenen Reihen in vier Ausbildungsberufen aus. "Derzeit beschäftigen wir 20 Azubis. 15 Auszubildende sind allein in der Pflege zu finden. Da sich diese Arbeitskräfte nicht auf dem Personalschlüssel niederschlagen, haben wir zusätzliche Unterstützung in den Bereichen", verrät Paikert das Konzept. Zufriedenheit, die sich wiederum auf die Bewohner auswirken soll. "Wenn ich mich bei der Arbeit wohl fühle, kann ich dieses Gefühl auch ausstrahlen."

Eine Aussage, die von Nebahat Arslan, Wohnbereichsleiterin, nur unterschrieben werden kann. "Wir nehmen die Bedürfnisse unserer Bewohner ernst. Nur so funktioniert ein harmonisches Zusammenleben." Und auch Luise Graf weiß abschließend: "In einem Pflegeheim lebe ich gemeinsam mit Freunden!" So sollte es auch sein!

(Schaufenster Mettmann/TB)
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