Ist die Angst wirklich nur subjektiv?

Kreis · Vergangene Woche wurde der Sandheider Markt in Erkrath-Hochdahl Schauplatz eines polizeilichen Großaufgebots. Hubschrauber, Hundertschaft und zahlreiche Streifenwagen waren im Einsatz.

 Peter Urban und Paul Söhnchen (v.r.) wünschen sich eine bessere Zukunft für die Sandheide.

Peter Urban und Paul Söhnchen (v.r.) wünschen sich eine bessere Zukunft für die Sandheide.

Foto: TB

Grund war eine Großprügelei zwischen "Rockern" und libanesischen Großfamilien. Wie sicher fühlen sich die Hochdahler Bürger noch? "Von Rockern weiß ich nichts, aber dass die Libanesen hier als durchaus kriminell bekannt sind, ist keine Neuigkeit", verrät eine Hochdahlerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Ob sie nach solchen Polizeigroßeinsätzen Angst hat, vor die Tür zu gehen, kann die Anwohnerin mit einem deutlichen "Ja" beantworten. "Und es wird stetig schlimmer. Die Kriminalität macht nicht einmal vor Schulen halt. Schlägereien und schwere Körperverletzungen werden vertuscht und aus Angst nicht zur Anzeige gebracht", weiß die Anwohnerin. "Das ist schon beängstigend!" Wegziehen ist für sie allerdings keine Option. "Dieser Stadtteil ist und bleibt meine Heimat!"

Eine Frage, die sich dafür ein weiteres Ehepaar immer wieder stellt. "Wenn wir in einer Mietswohnung wohnen würden, wären wir schon weg", verrät uns der Mann, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden möchte. "Wir besitzen Eigentum, da überlegt man es sich genau, wie man agiert." Trotzdem blickt er der Zukunft des Wohngebietes rund um die Sandheide kritisch entgegen. "Früher hörte man die Martinshörner gelegentlich. Heute ist das zu einer Regelmäßigkeit geworden. Man stumpft ab." An frühere Vorfälle mit "Rockern" kann sich das Ehepaar aber ebenfalls nicht erinnern. "Wir gehen davon aus, dass es sich um Streitigkeiten zwischen den libanesischen Clans handelt, davon haben wir schon öfter gehört." Sicher fühle sich das Paar schon lange nicht mehr. "Ich wurde bereits auf offener Straße bedroht, weil mein Auto im Weg stand. Natürlich haben wir Angst, dass irgendwann etwas Schlimmeres passiert."

Das Trillser Ehepaar Marianne und Paul Söhnchen wiederum gibt ganz klar den sozialen Medien die Schuld an dem immer präsenter werdenden Angstgefühl in der Bevölkerung. "Das Internet pusht dieses Angstempfinden nur noch mehr, dabei zeigen die Statistiken ganz deutlich, dass in Erkrath die Kriminalität nicht zugenommen hat", ist sich das Paar sicher. Dass die Bevölkerung allerdings immer verunsicherter ist, kann auch Familie Söhnchen bestätigen. "Wir machen uns Sorgen, dass die Polizei diese subjektive Angst nicht ernst genug nimmt. Durch mehr Präsenz könnte ein Gefühl von Sicherheit vermittelt werden." Ein Argument, das Peter Urban, Ratsmitglied der Sandheide, so nicht stehen lassen möchte. "Die Ordnungshüter beschäftigen sich lieber damit, Knöllchen an Autos zu heften, anstatt Betrunkene wegen Fremdpinkeln oder Lärmbelästigung zu belangen. Da scheint die Angst vor der Konfrontation zu groß zu sein", so Urban.

Einig sind sich Urban und das Ehepaar Söhnchen jedoch, dass am sozialen Umfeld der Sandheide gearbeitet werden muss. "Vor Jahren wurde viel Geld investiert, um die Sandheide optisch schöner zu gestalten. An das soziale Umfeld hat man dabei leider nicht gedacht und diese Konsequenz zeigt sich nun deutlich am Klientel", ist sich Marianne Söhnchen, Ratsmitglied und SPD Hochdahl Ortsverbandsvorsitzende, sicher.
Für Bürgermeister Christoph Schultz stehen Sicherheit und Wohlempfinden der Bürger an erster Stelle. "Ich bin dankbar, dass die Polizei in der vergangenen Woche so schnell reagiert hat und Schlimmeres verhindert werden konnte", so Schultz. Für künftige Einsätze sichert das Stadtoberhaupt der Polizei sämtliche Unterstützung zu. "Eine vermutlich organisierte Kriminalität wollen wir nicht einfach so hinnehmen." Gleichzeitigt ruft er die Bürger zur Wachsamkeit auf. "Die Polizei kann nur agieren, wenn sie auch von Straftaten erfährt", gibt Schultz abschließend zu Bedenken.

(Schaufenster Mettmann)
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