Schwerer Start ins neue Leben

Mettmann · Nur wenige Menschen wissen, welch schlimme Vergangenheit hinter vielen Flüchtlingen liegt.

 Karen Yengibaryen, seine Frau Miriam sowie Tochter Nune und Sohn Arsen müssen auf engstem Raum zusammen mit anderen Flüchtlingen „hausen“.

Karen Yengibaryen, seine Frau Miriam sowie Tochter Nune und Sohn Arsen müssen auf engstem Raum zusammen mit anderen Flüchtlingen „hausen“.

Foto: TB

Hungersnöte, Verzweiflung, Kriege - um diesen ausweglosen Zuständen zu entkommen, nehmen Familien weltweit harte Umstände in Kauf, um in einem Land wie Deutschland neu anfangen zu können. Für manche ist es oft der einzige Ausweg, um dem sicheren Tod zu entgehen.

So erging es auch Familie Yengibaryan aus Armenien. Seit knapp zwei Jahren lebt Vater Karen im Asylheim an der Talstraße. Seine Frau Miriam sowie die Kinder Nune (9) und Arsen (6) konnte der nierenkranke Mann erst vor knapp zwei Wochen zu sich holen. Nun lebt die vierköpfige Familie auf 11 Quadratmetern.

Gemeinsam mit drei weiteren Familien teilen sich die Yengibaryans eine Vierraumwohnung. Privatsphäre? Fehlanzeige! Das Wülfrather Ehepaar Ulrike und Rudolf Weber kümmert sich bereits seit fast 20 Jahren ehrenamtlich um diese Menschen. Das Flüchtlingsheim in Mettmann, sowie eine weitere Stätte in Wülfrath betreut das Paar nahezu täglich. "Diesen Personen fehlt es oft an den einfachsten Alltagsgegenständen wie Besteck oder Töpfen", sagt Ulrike Weber. "Nicht selten kommen die Menschen mit kaum mehr, als sie am Körper tragen." Nachdem die Flüchtlinge in Zentrallagern in Deutschland ankommen, werden sie auf die Städte verteilt. Jede Stadt ist verpflichtet, eine gewisse Anzahl an Asylbewerbern aufzunehmen. "Dann beginnt der Behördenkrieg jedoch erst", sagt Rudolf Weber. "Die Flüchtlinge müssen sich um eine Aufenthaltsgenehmigung bemühen, die an an zahlreiche bürokratischen Maßnahmen gekoppelt ist. Schwer, wenn man der deutschen Sprache nicht mächtig ist." Hilfestellung leistet das Paar in Form von Behördengängen, Arztbesuchen oder einfach nur dem verständlichen Übermitteln der Briefe. "Woher sollen diese Menschen denn wissen, was die Stadt Mettmann von ihnen will, wenn sie nicht in der Lage sind, diese Briefe zu verstehen?"

In den Augen der der Webers werden die Flüchtlinge mit ihrem Schicksal allein gelassen. "Oft liegen bereits im Treppenhaus wichtige Dokumente, die von einer Absage der Aufenthaltsgenehmigung handeln. Wenn nicht innerhalb zwei Wochen diese Absage widersprochen wird, ist es für die Familien zu spät. Sie müssen zurück in ihr Leben, vor dem sie so verzweifelt geflohen sind." Finanzielle Unterstützung dürfen die Asylbewerber zwar nicht annehmen, doch Sachspenden in Form von Möbeln, Kleidung oder Küchenbedarf sind jederzeit gerne gesehen. Auch die Bereitschaft, diesen Menschen die deutsche Sprache zu vermitteln oder Fahrdienste anzubieten, ist notwendig. Die tiefe Dankbarkeit dieser Hilfen ist den Flüchtlingen anzusehen. "Wir sind überzeugte Christen und leben in einem Land, in dem es uns an nichts fehlt. Etwas von unserem Glück zu teilen ist selbstverständlich", so das Ehepaar Weber.

(Schaufenster Mettmann)
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