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Vom „Herrenclub“ zum modernen Gesellschaftsverein

Vom „Herrenclub“ zum modernen Gesellschaftsverein

In Zeiten von Frauenquoten und Gender-Diskussionen hat ein Verein wie die "Gesellschaft Verein Gesellschaft zu Mettmann" kurz GVM immer noch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Dabei ist der ehemalige "Herrenclub" längst auch für Frauen geöffnet worden.

Kann ein Verein wie die GVM, die seit 1861 besteht, noch dem Zeitgeist entsprechen? Wollen dies die Initiatoren überhaupt? "Solche Fragen sind doch völliger Unsinn. Aber natürlich sind wir mit der Zeitgegangen", sagen Meinhard Otto und Wolfgang Robrahn aus dem Vorstand. "Unser Verein hat sich aus einem alten, elitären Männerverein weiterentwickelt und alles bis hin zur neuen Satzung den gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst." Eine Neuaufstellung des Vereins fand Ende der 90er Jahre statt, da wurde auch die aus dem Jahr 1902 stammende Satzung überarbeitet und angepasst. Damals wurde auch die Firmenmitgliedschaft eingeführt und der Verein quasi für die Moderne geöffnet. "Früher standen die gesellschaftlichen Aspekte vor dem wirtschaftlichen Bereich, heute ist das Netzwerk genau anders herum aufgestellt", sagt der Vorsitzende Meinhard Otto.

72 Mitglieder zählt die GVM heute, neun Frauen gehören dazu. Eine davon ist Corinna Schreiber, sie ist seit Mai 2018 die erste Frau im Vorstand. Die vom Kreis Mettmann ausgezeichnete "Unternehmerin des Jahres" hat damit die "Männerwirtschaft" der GVM bis hinein in die Vereinsspitze beendet. Und das ist auch so gewollt. "Wir sind kein verkrusteter Herrenclub wie es teilweise kolportiert wird", sagt Wolfgang Robrahn, der zweite Vorsitzende der GVM und Initiator des bekannten Aktionstags der Wirtschaft, der bisher zweimal in Mettmann stattfand, in diesem Jahr jedoch pausiert. Sozial engagiert sich der Verein trotzdem, so werden in Kooperation mit dem Berufskollegs Neandertal Schüler in ihrer Berufswahl unterstützt. Darüber hinaus werden über das Jahr hinweg Veranstaltungen angeboten, auf denen Netzwerke geknüpft werden können. Aktuelle Themen der Stadt sind dann mit auf der Agenda. Dabei sieht sich die GVM zwar überparteilich und neutral, einen Schnitt zwischen Politik und Verein gibt es jedoch nicht. Sachorientiert, parteiübergreifend wird über Mettmanner Themen offen diskutiert und sich ggf. auch zu Wort gemeldet. "Warum sollten wir den Mehrwert unserer Mitglieder nicht nutzen?", sagt Meinhard Otto. "Das ist die Lebens- und Berufserfahrung jedes einzelnen Mitglieds, die wir geballt einbringen können." Mit dem Verkauf des Vereinshauses, der heutigen Kulturvilla, auf der Beckershoffstraße hat sich die GVM zudem auch örtlich neu aufgestellt. Die regelmäßigen Veranstaltungen der Gesellschaft verteilen sich dadurch mittlerweile auf die drei Standorte Brasserie am EVK (Herbstfest), Tennisclub Metzkausen (Generalver-
sammlung, Stammtische) und Kulturvilla (Winterfest).