Wechsel in der Kreishandwerkerschaft

Kreis · Martin Lindemann war lange Jahre das Gesicht der Kreishandwerkerschaft Mettmann. Rund 32 Jahre hat der ehemalige Geschäftsführer die dortigen Geschicke geleitet und sich unermüdlich für das Handwerk eingesetzt.

 Christian Feißel (l.) übernahm am 1. April offiziell die Geschäftsführung der Kreishandwerkerschaft Mettmann von seinem langjährigen Vorgänger Martin Lindemann.

Christian Feißel (l.) übernahm am 1. April offiziell die Geschäftsführung der Kreishandwerkerschaft Mettmann von seinem langjährigen Vorgänger Martin Lindemann.

Foto: tb

Mit Christian Feißel hat Lindemann einen engagierten und motivierten Nachfolger gefunden.

(tb) Seit Ende März ist Martin Lindemann offiziell im Ruhestand. So ganz aus den Räumen der Kreishandwerkerschaft Mettmann ist der Pensionär aber noch nicht wegzudenken. "Ein paar letzte Arbeiten werde ich noch abschließen und zudem muss noch aufgeräumt werden", witzelt der Hildener. Drei Monate lang konnte Christian Feißel von seinem Vorgänger lernen. "Eine Zeit, die wie im Flug vergangenen ist", verrät Lindemann. In die umfangreichen Arbeitsabläufe arbeitet sich der neue Geschäftsführer allerdings noch immer ein. "Ich gebe mir ein Jahr, um mich wirklich mit allen Aufgaben komplett vertraut zu machen." Die Arbeit der Geschäftsführung stellt Feißel primär auf drei Säulen. Neben der Betreuung der insgesamt 13 Innungen gehören für den Velberter die Begleitung der internen Werkstätten und die Planung von Lehrgängen und Maßnahmen für öffentliche Träger wie beispielsweise Jobcenter und Arbeitsagentur zum Arbeitsalltag. "Neu sind zudem die Angebote für junge geflüchtete Mitbürger. Das Potenzial dieser Menschen zu erkennen und sie im besten Fall für Praktika in Betriebe zu vermitteln ist ein Anliegen, welches wir vor zwei Jahren erstmalig angegangen sind. Mit großem Erfolg."

Obwohl kompetente Handwerksbetriebe in der Gesellschaft nicht wegzudenken sind, ist das Image des Handwerks noch immer nicht das Beste. "Es werden zwar bundesweite Imagekampagnen umgesetzt, das Ansehen des Handwerks leidet aber noch immer. Das dürfte nicht zuletzt an hartnäckigen Gerüchten wie langen Arbeitszeiten und schlechten Bezahlungen liegen, obwohl diese schlichtweg unwahr sind", ist sich Lindemann sicher. "Es ist vielen Menschen noch immer nicht bewusst, welche Möglichkeiten das Handwerk beruflich bieten kann. Es muss nicht bei einer reinen Anstellung bleiben. Die Chancen auf Selbstständigkeit, Karriere und Aufstiegsperspektiven sind in kurzer Zeit gegeben." Dass auch die Digitalisierung im Handwerk Einzug hält und zudem immer mehr Führungskräfte und technisch versierte Menschen gesucht werden, dessen ist sich auch Christian Feißel sicher.

"Die Digitalisierung bringt für das Handwerk zahlreiche Neuerungen und Vorteile mit. Mit ansprechenden Homepages und der Hilfe sozialer Medien kann sich ein Betrieb beispielsweise besser präsentieren. Notwendige Dokumentationen und Vorschriften können digital angegangen werden. Zudem steigt die Nachfrage nach "Smart Home"-Installationen. Die Menschen wollen Heizungen, Bäder und viele elektrische Einrichtungen in ihrem Haushalt über das Smartphone steuern. Ein völlig neues Arbeitsgebiet für das Handwerk." Um das Interesse bereits bei Schülern zu wecken, finden regelmäßige Informationsveranstaltungen auf Ausbildungsbörsen und an Schulen statt, um dem Nachwuchs- und Fachkräftemangel entgegen zu wirken.

Für Christian Feißel ist es ein Anliegen, das Handwerk auch weiterhin tatkräftig und zukunftsorientiert zu unterstützen. "Eine große Herausforderung wird zudem sein, für bestehende Betriebe Nachfolger zu finden. Rund ein Viertel der im Kreis angesiedelten Betriebe werden in den nächsten drei bis fünf Jahren altersbedingt schließen müssen. In diesem Bereich ist großer Bedarf vorhanden." Feißel stammt selbst aus einer Handwerkerfamilie. "Mein Vater war selbstständiger Kfz- Mechanikermeister. Ich weiß demnach, wie Handwerker untereinander sprechen", verrät er lachend.

Beruflich war Christian Feißel rund 20 Jahre als Coach im Personalbereich und als Dozent für berufsbegleitende Fortbildungen im Einsatz. Über seine Arbeit bei der Wirtschaftsförderung Mettmann kam es immer wieder zu Schnittstellen zwischen dem heutigen Geschäftsführer und der Kreishandwerkerschaft. Wie der Alltag als künftiger Pensionär für Martin Lindemann aussieht, kann er zum heutigen Zeitpunkt noch nicht genau sagen. "Es wird sich sicher erst einmal wie Urlaub anfühlen", könnte sich dieser vorstellen. Als frischgebackener Opa, leidenschaftlicher Fotograf und Besitzer eines Gartens wird Langeweile allerdings kein Thema sein. "Zudem bin ich Vorsitzender der Matthias Brock Stiftung in Hilden. Sollte ich demnach Zeit über haben, weiß ich diese sinnvoll zu nutzen."


Info:
Im Kreis Mettmann sind rund 5.400 Handwerksbetriebe mit gut 28.000 Beschäftigten und 1.700 Auszubildenden angesiedelt. Der Jahresumsatz beläuft sich auf 3,2 Mrd. Euro. Näheres zur Kreishandwerkerschaft Mettmann unter www.handwerk-me.de.

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