Fachtag Cybermobbing kommt zum 2. Mal zusammen "Präventionsstrategien an Schulen funktionieren"

Kreis · Zum 2. Fachtag Cybermobbing trafen sich jetzt mehr als 80 Fachbesucher aus Schulen, Beratungseinrichtungen und Jugendämtern im Mettmanner Kreishaus.

 Die Medienscouts vom Gymnasium Hochdahl und vom Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium Ratingen erhielten am Rande der Veranstaltung ihre Urkunden und das Landesabzeichen "Medienscouts Schule NRW".

Die Medienscouts vom Gymnasium Hochdahl und vom Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium Ratingen erhielten am Rande der Veranstaltung ihre Urkunden und das Landesabzeichen "Medienscouts Schule NRW".

Foto: Kreis Mettmann

In seiner Begrüßung freute sich Landrat Thomas Hendele über das große Interesse aus allen Städten des Kreises. Zugleich mahnte er an, die negativen Begleiterscheinungen der Digitalisierung, wie Cybermobbing, ernst zu nehmen. Dabei lobte er den präventiven Ansatz des Medienscout-Projektes, an dem sich das Medienzentrum des Kreises seit 2016 an mehr als 30 Schulen beteiligt.

Als erster Referent wies Robert Sabelberg von der Landespräventionsstelle gegen Gewalt und Cybergewalt an Schulen auf die ernüchternden Zahlen hin: Jeder dritte Schüler wurde schon einmal gemobbt. Jeder vierte war auch schon auf Seiten der Täter. Cybermobbing ist ein flächendeckendes Problem an jeder Schule. Es durchdringt alle sozialen Schichten und fast alle Altersgruppen. Aber der Lehrer und Präventionsfachmann Sabelberg machte den Zuhörern auch Mut: Präventionsprogramme funktionieren, denn sie helfen, das Klima an Schulen nachhaltig zu verändern und die schlimmsten Auswüchse zu vermeiden. Dabei haben sich drei Faktoren als besonders hilfreich herausgestellt: das frühe Vorgehen aller schulischen Akteure gegenüber Opfern und Tätern, das Eintreten für eine demokratische Schulgemeinschaft in Toleranz und Vielfalt sowie der Aufbau und die Pflege eines kommunalen Netzwerkes, auf dessen Ressourcen Schule im Krisenfall zugreifen kann.

Rechtsanwältin Gesa Stückmann aus Rostock erläuterte, wie sich Opfer von Cybermobbing nach einem Angriff schützen können. Neben polizeilichen Anzeigen und strafrechtlichen Ermittlungsverfahren biete auch das Zivilrecht Möglichkeiten. Durch Abmahnungen und Unterlassungserklärungen ließen sich jugendliche Täter oftmals schnell und wirksam von fortgesetzten Verletzungen des Persönlichkeitsrechts abbringen. In diesem Zusammenhang führte die Juristin einige Urteile an, bei dem teilweise auch sehr junge Täter unter 12 Jahren zivilrechtlich belangt und zu Schadensersatz verurteilt wurden.

Über einen gemeinnützigen Verein (law4school) bietet Stückmann den Schulen die Durchführung von Webinaren über das Internet an. Während sie in ihrem Büro in Rostock vor einer Webcam spricht, können Schüler und Lehrer an einer beliebigen Schule sie live mit Fragen oder Sorgen unterbrechen. Mehr als 950 Mal hat Gesa Stückmann in den letzten Jahren für diese Webinare zur Verfügung gestanden. Für ihr Engagement erhielt sie 2011 den Landespräventionspreis Mecklenburg-Vorpommerns.

Martin Decker vom Regionalen Bildungsnetzwerk im Kreis Warendorf schilderte in seinem Referat, wie sich etwa 20 kommunale Akteure zu einem Präventionsnetzwerk zusammengefunden haben. Im Mittelpunkt stehen dabei auch immer wieder die Medienscouts, die im Flächenkreis Warendorf an allen weiterführenden Schulen aktiv sind.

Diese Vorlage nahmen die Medienscouts des Gymnasiums Hochdahl gerne auf und berichteten erfrischend und kompetent von ihren schulischen Beratungsangeboten. Seit 2016 besuchen sie 5. und 6. Klassen und engagieren sich an ihrer Schule mit vielen Aktionen zu Schulfesten und Projekttagen. Schulleiter Christoph Krügermann betonte, wie stolz er auf seine Medienscouts und die Arbeit der beiden Pädagoginnen sei, die die Schüler seit Beginn an begleiten.

Michael Buckert vom Medienzentrum des Kreises berichtete, dass im zurückliegenden Jahr mehrmals angeregt wurde, die Themen und Ideen aus dem Medienscouts-Projekt in andere (Lern-) Umgebungen und Zielgruppen zu tragen — etwa mittels einer "Train-the-Trainer"-Ausbildung. Am 20. Februar 2019 sind nun interessierte Träger und Institutionen aus dem Kreis zu einem Netzwerktreffen eingeladen, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten. Als Etappenziele sind gemeinsame Ausbildungsworkshops und der mittelfristige Aufbau eines kommunalen Pools aus qualifizierten Medientrainern denkbar. Anmeldungen für das Netzwerktreffen und die Zukunftswerkstatt sind unter http://t1p.de/TTT-Netzwerktreffen möglich.

Sämtliche Fachvorträge des 2. Fachtages Cybermobbing stellt das Medienzentrum zum Download bereit. Auf www.medienzentrum-me.de findet man unter "Veranstaltungen" einen entsprechenden Link.

(Schaufenster Mettmann)
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