Integrationskonferenz im Kreis

Kreis · Die Kinder-Trommelgruppe der Flüchtlingsinitiative Ihla und Katy Sedna demonstrierten zu Beginn, wie vielfältig Integrationsprojekte sein können.

 Nach einem Begrüßungscafé und Vorstellung der Infomeile startete die diesjährige Integrationskonferenz mit Musik der Flüchtlingsinitiative Ihla aus Velbert, die eine Kinder-Trommelgruppe ins Leben gerufen hat.

Nach einem Begrüßungscafé und Vorstellung der Infomeile startete die diesjährige Integrationskonferenz mit Musik der Flüchtlingsinitiative Ihla aus Velbert, die eine Kinder-Trommelgruppe ins Leben gerufen hat.

Foto: RG

(RG) Zur vierten Integrationskonferenz des Kreises Mettmann trafen sich die Menschen, die sich ehrenamtlich oder hauptberuflich mit Integration beschäftigen. Sie kommen aus allen zehn Städten des Kreises und nutzen die Gelegenheit, sich auszutauschen und voneinander zu lernen, Neues zu erfahren, in Werkstattgesprächen Themen zu bearbeiten und sich zu vernetzen. Die Konferenz ist gut besucht und viele Teilnehmer kennen sich bereits untereinander. WDR 2 Moderator Michael Brocker führt durch die Veranstaltung.

"Ich freue mich, dass trotz des ungünstigen Termins an einem Freitagmorgen so viele von Ihnen gekommen sind." begrüßt Landrat Thomas Hendele die Teilnehmer und setzt fort "Wir müssen dazu beitragen, dass die Menschen eine Perspektive haben." Die diesjährige Konferenz steht unter dem Titel des Vortrags von Prof. Dr. Matthias Knuth von der Universität Duisburg-Essen 'Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten — Spagat zwischen gutem Gelingen und lehrreichem Scheitern‘. Zu Gast ist an diesem Vormittag auch Michaela Noll, die als Tochter eines persischen Vaters selbst einen multikulturellen Hintergrund hat und vor ihrer Zeit in der Politik aktiv in der Integrationsarbeit engagiert war.

Prof. Knuth erklärt den Teilnehmern zu Beginn seines Fachvortrags, dass er im vergangenen Jahr im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung eine Studie zur Arbeitsmarktintegration durchgeführt hat, die zum Teil ernüchternde Ergebnisse lieferte. Betrachtet wurde vor allem die Gruppe der 18 bis 50jährigen und die unterschiedlichen Bildungssysteme im Ausland. Viele der zu uns geflohenen sind entweder Akademiker oder ungelernt, denn die praktische duale Berufsausbildung in Deutschland ist international gesehen, etwas Besonderes. 95 Prozent der zu uns geflohenen Menschen wollen bleiben. 34 Prozent von Ihnen möchten hier einen Hochschulabschluss erreichen und nur 20 Prozent eine praktische Ausbildung absolvieren. Knuth kritisiert in seinem Vortrag die vielen projektierten Einzelmaßnahmen als nicht zielführend. "Wenn wir den Menschen helfen ihre Träume zu erfüllen, ist alles okay. Wenn wir meinen, wir könnten sie in irgendeine Maßnahme stecken, werden wir scheitern", beschreibt er notwendige Prozesse und erinnert auch daran, dass die Flüchtlinge nicht die Aufgabe haben unser duales System zu retten.

Zwei Gäste berichten an diesem Tag über ihre eigene Geschichte. Nasim Jesri war in seinem Heimatland Chemielehrer. Dank eines Projekts von Qiagen in Hilden arbeitet er inzwischen dort in der Produktion. Er ist noch nicht sehr lange in Deutschland und muss seine Sprachkenntnisse noch verbessern, um bei Qiagen langfristig seinem Traumberuf nachgehen zu können. Studiert hat er Biologie und Chemie und bringt damit gute Voraussetzungen mit. Tigsty Asfaw, Diplom-Sozialpädagogin, kam vor acht Jahren als minderjähriger Flüchtling nach Deutschland. Ihr Asylverfahren zog sich fünf Jahre hin. Aus eigener Kraft absolvierte sie das Gymnasium und durfte nach der Anerkennung mit dem dann erst ausgehändigten Abiturzeugnis studieren.

Am Nachmittag wurden die Ergebnisse der Werkstattgespräche präsentiert. Fazit: Sprache ist der erste Schlüssel zur Integration und deshalb sind Möglichkeiten theoretisch erworbene Sprachkenntnisse im praktischen Alltag anzuwenden unverzichtbar. Bürokratie muss abgebaut und die Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen einfacher werden. In seiner diesjährigen Abschlussrede fasst Kreisdirektor Martin Richter auch in Richtung Land und Bund zusammen: "Gute Integrationsarbeit darf in den Städten nicht an den Finanzen scheitern. Wir müssen von der Projektförderung wegkommen und Sozialarbeitern Dauerarbeitsverträge bieten. Wir brauchen Kontinuität, Verlässlichkeit und längerfristiges Denken. Wir brauchen Mut zur Längerfristigkeit."

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