Gleichstellungsbeauftragte des Kreises hat vielfältige Aufgabengebiete Für Frauen, für Männer, für die Familie

Kreis · Geertje Jeschke, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Mettmann, lässt ihren Kugelschreiber konzentriert übers Papier flitzen.

Gleichstellungsbeauftragte des Kreises hat vielfältige Aufgabengebiete: Für Frauen, für Männer, für die Familie
Foto: Kreis

Der bunte Taschenkalender "Mädchenmerker" liegt in greifbarer Nähe, direkt neben Recherchen über Expartner-Stalking. Der Schreibtisch ist voll, der Kopf mit Ideen auch. Und obwohl Jeschke gerade das in der Öffentlichkeit heftig diskutierte Landesgleichstellungsgesetz für die Kreisverwaltung Mettmann prüft, denkt sie schon über neue Aktionen mit den Gleichstellungsbeauftragten der kreisangehörigen Städte nach. Oder über interne Veranstaltungen, zum Beispiel zum Thema Pflegebedürftigkeit der Eltern, Rentenversicherung oder einen Kinder-Mitbring-Tag. Oder oder oder … In ihrem Notizbuch stehen noch jede Menge andere, vielseitige Aufgaben.

Jeschke arbeitet in Teilzeit. "Teilzeit heißt nicht Abstellgleis", macht sich die Gleichstellungsbeauftragte für dieses Arbeitsmodell stark. Egal ob für Männer oder Frauen. Das gelte auch für Führungspositionen wie Abteilungs- oder Amtsleitungen, die beim Kreis Mettmann eindeutig mit mehr Männern als Frauen besetzt sind. Jeschke hat auch schon eine Idee, dieser Verteilung entgegen zu wirken: Sie kann sich eine gemeinsame Führung zweier Teilzeitkräfte gut vorstellen. "Natürlich müssen beide miteinander harmonieren. Aber man kann auch in einer Führungsstelle Aufgaben teilen. Außerdem ist es einfacher für alle anderen, wenn eine Kraft im Urlaub ist."

Für ihre Kollegen ist Jeschke aber nicht nur Ansprechpartnerin in Sachen Teilzeit. Sie können auch zu ihr kommen, wenn sie sich aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt oder diskriminiert fühlen. Damit im Job direkt von Anfang an alles glatt läuft, ist sie bei fast allen Vorstellungsgesprächen des Kreises mit dabei: "Ich behalte im Auge, dass jeder gleich behandelt wird und dass keine unzulässigen Fragen gestellt werden — wie über eine mögliche Schwangerschaft oder über die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Beruf."

Wenn das Paragraphenprüfen und Genehmigen von Projekten nicht wäre, könnte man Geertje Jeschke auch für eine Eventmanagerin halten. Sie organisiert Infotage zum beruflichen Wiedereinstieg, Aktionen am internationalen Tag "Nein zu Gewalt an Mädchen und Frauen" am 25. November oder, ganz aktuell, die kreisweite Fachtagung über Expartner-Stalking. Jeschke ist nämlich auch Geschäftsführerin des Runden Tisches gegen Häusliche Gewalt, der die Fachtagung ausrichtet. Hier haben sich der Weiße Ring, Polizei, Staatsanwaltschaft, SKFM, Caritas und viele weitere Institutionen zusammengeschlossen. "Stalking gilt auch als häusliche Gewalt. Nur knapp vier Prozent der Stalking-Täter werden angezeigt und sogar nur fast zwei Prozent verurteilt. Dabei ist der Täter ja bekannt!", berichtet Jeschke. Ebenso schockierend ist die hohe Dunkelziffer — 600.000 bis 800.000 nicht gemeldete Stalkingfälle. Bundesweit.

Auch im Schulbereich ist die Gleichstellungsbeauftragte viel unterwegs: Sie unterstützt geschlechtsspezifische AGs wie Selbstverteidigung oder Rollenspiele zu männlicher Identität, organisiert den Girls‘ und Boys'Day in der Kreisverwaltung, und arbeitet intensiv am Mädchenmerker mit, den alle Mädchen der achten Klasse aller Schulen im Kreisgebiet kostenlos erhalten. Der Terminkalender ist gespickt mit Themen, die Mädchen am Herzen liegen. "Hier kann man richtig kreativ werden. Wir haben zum Beispiel Interviews mit jungen Frauen in eher unüblichen Branchen, Texte über Kosmetik ohne Tierversuche, Informationen über KO-Tropfen, aber auch ein Buchtipp mit einer richtig guten Liebesgeschichte."

Und was muss man für so einen sensiblen und vielfältigen Job mitbringen? "Ich glaube, man braucht Empathie, auf jeden Fall Gerechtigkeitsempfinden, Verhandlungsgeschick und Diplomatie", so Jeschke. Die Gleichstellungsbeauftragte betont auch ihre Funktion für Männer. Sie habe zum Beispiel beobachtet, dass sich Männer für Teilzeitarbeit im Job häufiger rechtfertigen müssten als Frauen. "Dabei sollte das in gleicher Weise möglich sein, hier muss eine Bewusstseinsveränderung her. Männer leisten in der Kindererziehung einen wertvollen Beitrag und können in Teilzeitarbeit mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen. Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es in jedem Fall. Aber deshalb darf keine Benachteiligung entstehen. Alle sollen die gleichen Chancen haben." Weitere Informationen gibt es bei der Gleichstellungsstelle des Kreises (Tel. 02104/991023, gleichstellungsstelle@kreis-mettmann.de).

(Schaufenster Mettmann)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort