Neuer "Spritzenautomat" unter der Seibelquerspange

Mettmann · Ab sofort können Drogenabhängige in Mettmann wieder sterile Spritzen für den intravenösen Drogenkonsum aus dem Automaten ziehen. Im Zuge der städtischen Umbaumaßnahmen fehlte dieses Angebot seitdem.

 Streetworker Jerome Schneider.

Streetworker Jerome Schneider.

Foto: Caritas Mettmann

Nun steht ein neuer Automat fast am alten Standort und es handelt sich erneut um ein Kooperationsprodukt der Caritas-Suchthilfe im Kreis Mettmann und der Aidshilfe Köln.

In vielen Städten sind sie zu finden. Spritzenautomaten. Doch warum und für wen sind sie eigentlich da? "Der Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Neuinfektionen mit HIV und Hepatitis C ist hoch", weiß Jerome Schneider von der Caritas-Suchthilfe und ergänzt: "deshalb leisten Spritzenautomaten einen wichtigen Beitrag zur Infektionsprävention".

Schneider ist Streetworker. Er kennt sich aus im Milieu, kennt die Probleme und ist überzeugt, dass der Gebrauch unsteriler Nadeln und die damit einher gehende Gefährdung durch die Nutzung der Spritzenautomaten verringert werden kann. "Saver use" (sicherer Gebrauch) sei ein wichtiger Baustein für Suchtkranke, findet der Berater.
"Harm Reduction", bezeichnen Fachleute Maßnahmen zur Risikominimierung in ihren Konzepten. Auch das Aufstellen von Spritzenautomaten gehört dazu. Sie sehen aus wie Zigarettenautomaten, doch ist deren Inhalt schon etwas besonders. Außerdem dienen sie dem Schutz und nicht der weiteren Verbreitung — wenn auch legaler — Suchtmittel, wie es beim Zigarettenautomaten der Fall ist. Sie enthalten Spritzen und Pflegesets mit verschieden großen Kanülen zur intravenösen Injektion von Opiaten wie Heroin oder auch zur Injektion von Kokain oder einem Gemisch aus beidem. "Weitere Substanzen, wie Crystal Meth können auch intravenös konsumiert werden, diese Konsumform ist in unserer Region aber eher eine Ausnahme", meint Schneider.

Die Idee, der Caritas als Betreiber und der Aidshilfe, die den Automaten bereitstellt, ist bestechend einfach und einleuchtend. Ziel sei eine gute Versorgung der Nutzer mit sterilen und kostengünstigen Spritzenutensilien rund um die Uhr. "Dabei bleibt die Anonymität beim Bezug der Spritzen gewahrt, was zu einer höheren Nutzung neuer, ungebrauchter Spitzen führt und die Ansteckungsgefahr senkt", ist Katja Neveling, Leiterin der Caritas-Suchthilfe, überzeugt.

Die WHO hat inzahlreichen Studien festgestellt, dass eine verbesserte Verfügbarkeit von Spritzutensilien die Verbreitung von HIV und Hepatitis nachweislich reduziert hat.
Je mehr Drogen man genommen hat, desto weniger sei man in der Lage darauf zu achten, wirklich nur die eigene Spritze und das eigene Zubehör zu verwenden. Hoher oder Mischkonsum steigere das Infektionsrisiko zusätzlich, meinen Caritas-Suchthilfe und die Aidshilfe Köln, die sich seit Jahren für den Fortbestand der Automaten im Kreis einsetzen.

Technisch up to date zeigt sich der neue Automat unterhalb der Seibelquerspange. Mittels moderner Touch-Displays werden die Utensilien ausgewählt. Neu im Repertoire sind Aufkochpfännchen sowie Smoke-It Set´s. Außerdem ist eine Entsorgung der alten Spritzen direkt im am Automaten vorgesehenen Rückgabefach möglich. "Somit ist gleichzeitig dafür gesorgt, dass Spritzen ohne Gefahr für andere entsorgt werden können und nicht im nächsten Gebüsch oder Mülleimer landen und zu Stichverletzungen führen", erinnert Jerome Schneider, der regelmäßig den Bestand der Automaten kontrolliert und die gebrauchten Spritzen entsorgt.

Gemeinsam mit der Caritas-Wohnungslosenhilfe in Mettmann hält die Caritas-Suchthilfe weitere Angebote vor, um Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörigen Hilfestellungen und Beratung zu bieten und somit einen Ausstieg aus dem Suchtkreislauf zu ermöglichen.

Weitere Informationen im Internet http://caritas.erzbistum-koeln.de/mettmann_cv/krisen/suchthilfe/ oder telefonisch unter 02058/78020

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