Mettmanns engagiertes Urgestein

Mettmann · Kürzlich feierte Mettmanns ältestes noch politisch aktives Ratsmitglied seinen 85. Geburtstag: Hans-Günther Kampen.

 Hans-Günther Kampen.

Hans-Günther Kampen.

Foto: RG

(RG) "Wer mich nicht kennt, hat 20 Jahre umsonst in Mettmann gelebt", schmunzelt Hans-Günther Kampen in unserem Gespräch. Da mag er Recht haben, wenn man auf seine "Schaffensbilanz" schaut. Vor seinem "Unruhestand" war Kampen viele Jahre Fahrer, später Kontrolleur, bei der Rheinischen Bahngesellschaft (heute Rheinbahn). Während dieser Zeit war er in der Betriebsgruppe der SPD, die damals größer als der Ortsverband war. Zuletzt war er dort Vorsitzender.

1979 trennten sich die Wege von Hans-Günther Kampen und der SPD aufgrund einer Meinungsverschiedenheit in einer für Kampen wichtigen Entscheidungsfrage. Innerhalb von nur vier Wochen stampfte er damals die Freie Wählergemeinschaft auf Orts- (UBWG) und Kreisebene (UWG-ME) aus dem Boden. Aufgrund der Kürze der bis zur Wahl verbleibenden Zeit schafften sie im ersten Anlauf den Einzug in den Rat und in den Kreistag nicht, sie scheiterten an der damals noch bestehenden 5 Prozent-Hürde. 1984 ist die UBWG mit 5,8 Prozent in den Rat eingezogen, bei der nächsten Wahl waren es mit 13 Prozent schon sieben Ratsmandate. In den Kreistag hat es die UWG-ME erst 1999 mit zwei Mandaten geschafft. Fünf Jahre später waren es schon fünf Mandate. Das liest sich wie eine Erfolgsstory einer Wählergemeinschaft, aber ohne Hans-Günther Kampen hätte es wahrscheinlich keine Wählergemeinschaft und auch keinen Erfolg gegeben. Kampen, der in der Vergangenheit auch schon stellvertretender Bürgermeister war, ist wie ein Motor, der viel bewegt hat. 1997 hat er Mettmanns alte Straßenbahn "gerettet".

Hintergrund dafür war ein alter FDP-Antrag von Ratsmitglied Valentin. Die Straßenbahn war in Gratz als Schmierwagen eingesetzt und Valentin erreichte, dass sie zurückgeholt wird. Eigentlich sollte die Straßenbahn dann in der Lehrwerkstatt der Rheinischen Bahngesellschaft restauriert werden, aber einige Jahre später war immer noch keine Erfolgsmeldung zu vernehmen. Die Lehrwerkstatt gab es nicht mehr und die Rheinische Bahngesellschaft forderte die Stadt Mettmann auf, die Straßenbahn abzuholen, die wusste offensichtlich nicht wohin damit. So fristete die alte Bahn schließlich ein unwürdiges Dasein auf einem Bochumer Schrottplatz, abgedeckt mit einer Plane und dem Vandalismus preisgegeben. Kampen hat sie schließlich über seine Kontakte zur Kreispolizeibehörde zurückgeholt und auf dem Kreisbauhof restauriert.

Nach Fertigstellung hat er Ottokar Iven feierlich den Schlüssel überreicht und die Bahn fand ihren Platz Am Königshof. Auch in den Folgejahren hat der die Bahn gemeinsam mit seinem Freund Stefan Prangenberg gepflegt. Ein solches Engagement bleibt nicht unbeachtet und als die Goldberger Mühle dem Verfall preisgegeben war und ein möglicher Abriss drohte, erhielt Kampen eine Einladung zu einem Vorstandsgespräch mit dem Mühlenverein. "Du hast das doch mit der Straßenbahn so gut geschafft, kannst Du nicht auch etwas für die Mühle erreichen", fragten ihn der Vorsitzende des Mühlenvereins und Stadtdirektor Horst Masanek. Mehrfach hatten Stadt und Mühlenverein versucht Fördergelder für den Erhalt und die Restaurierung der Mühle zu beantragen und hatten immer wieder eine Ablehnung erhalten.

1,5 Millionen oder mehr an Kosten standen im Raum. Kampen holte durch einen Architekten eine eigene Schätzung ein und kam auf 850 TSD DM. Der Mühlenverein hatte bereits 90 TSD DM. Kampen stellte Bedingungen. Die Stadt sollte den Anteil von 400 TSD DM, den sie bei einer Förderzusage selbst hätte tragen müssen, beisteuern. Den Rest wollte er akquirieren, was ihm schließlich gelang. Außerdem handelte er mit der Stadt einen Erbaurechtsvertrag über 50 Jahre aus und erreichte, dass Trauungen in der Mühle stattfinden können. Für sein Engagement erhielt er 2000 das Bundesverdienstkreuz. Auch von den Aulen Mettmanner, die sich mit 25 TSD DM an der Mühlenrestaurierung beteiligt hatten, erhielt er die höchste Auszeichnung, die diese zu vergeben haben.

Hans-Günther Kampen ist mit seinen 85 Jahren immer noch Fraktionsvorsitzender der UBWG-Fraktion in Mettmann. Gern würde er sein Amt schon an einen Nachfolger abgeben, aber der kann noch nicht in die Fußstapfen treten. "2020 trete ich definitiv nicht mehr an. Dann muss ein Nachfolger übernehmen", kündigt Kampen an, der sich dann, solange er noch kann, weiter um den Mühlenverein kümmern will.

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