Kreativ und ohne Rassismus

Mettmann · Der Jahresempfang des Berufskollegs Neandertal stand diesmal unter dem Titel 'Courage zeigen‘ und hatte einiges zu bieten.

 Isabell Heymans (links) und Nicole Kalcher bestreiten mit der Lehrerband hörsturz das musikalische Rahmenprogramm.

Isabell Heymans (links) und Nicole Kalcher bestreiten mit der Lehrerband hörsturz das musikalische Rahmenprogramm.

Foto: RG

Wer erinnert sich nicht gern an den letzten Sommer, an die Tour-Etappe in unserer Region, als das monumentale Abbild eines Neandertalers an der Fundstelle desselbigen durchs internationale Fernsehen ging. Die Schüler des Berufskollegs Neandertal hatten es gemeinsam mit Schülern der Lore-Lorenz-Schule in Düsseldorf geschaffen. Wie kreativ sie sind, zeigen sie öfter, vor einiger Zeit auch mit einem Titanic-Modell, einem Nachbau in 1:100, mit dem sie einen Stapellauf veranstalteten. Vielfältig sind sie natürlich auch, das zeigt sich auch beim Rahmenprogramm des Jahresempfangs, bei dem die Schülerinnen Isabell Heymans und Nicole Kalcher gemeinsam mit der Lehrerband hörsturz erstklassige und zum Teil sehr gefühlvolle Musikeinlagen brachten. Vielfältig ist die Schülerschaft aber auch für sich, denn sie besteht aus vielen verschiedenen Nationen, die sich gegenseitig respektieren, gemeinsam lernen, gemeinsam kreativ sind. Zum diesjährigen Jahresempfang, bei dem viele Vertreter aus Politik und Wirtschaft anwesend waren, erhielten sie die Auszeichnung "Schule ohne Rassismus". Dafür haben sich die Schüler im Vorfeld stark engagiert.

"Ich erinnere mich noch daran, als wir 2015 mit der 'Grande Dame‘ Brigitte Schneider die Turnhallen zu Schlafstätten für Flüchtlinge umfunktionieren und daran, wie die Schüler dieser Schule sich mittags in der Kantine mit ihren Tabletts gemeinsam mit geflohenen Menschen zum Essen an Tisch setzten", blickt Dezernentin Ulrike Haase zurück, die an diesem Tag die Auszeichnung überreichte. Damals waren die Schüler ganz nah dran. Sie haben nicht über Flüchtlinge geredet, sondern mit ihnen und sie haben dabei Menschen kennengelernt.

Seit Beginn dieses Schuljahrs ist Petra Bertelsmeier als Schulleiterin in die Fußstapfen Schneiders getreten und hat bei der Eröffnung des Jahresempfangs anhand der eigenen Vorbereitung auf diesen Tag charmant beschrieben, was Courage bedeutet. Sie bedankt sich auch bei ihrer Vorgängerin, die das Projekt noch mit initiiert hat. Was notwendig ist, um diese Auszeichnung zu erhalten, haben die Schülersprecher dem Publikum erklärt. Ihren Lehrern haben sie gedankt, dass sie so nachsichtig waren, weil sie oft im Unterricht fehlten. Rund 100 Klassen mussten sie besuchen und überzeugen. 70 Prozent Zustimmung ist notwendig. Am Ende waren es 80 Prozent. Aber was bedeutet eine Auszeichnung zur "Schule ohne Rassismus", wenn der Gedanke nicht in Projekten lebt? Die Schüler haben sich am kreisweiten Wettbewerb "Kunst gegen Rassismus" beteiligt. "Gewonnen haben wir leider nicht, aber es hat Freude gemacht", berichtet ein Schüler und ergänzt: "Vielleicht schmücken unsere Bilder ja künftig die Schulwände".

Vielleicht erklingt auch der "Rap gegen Rassismus" öfter einmal in den Fluren, den Simone Most, Sozialarbeiterin am Berufskolleg, in unterschiedlichen Sprachen mit Migranten aufgenommen hat, die das Berufskolleg besuchen. Habib erklärt dem Publikum den Hintergrund zum Song "Mensch ist Mensch" und Suleman zu "Steh einfach auf". Die Schüler des Berufskollegs haben einiges zu bieten und wie Vorurteile im Kopf entstehen und wie oft wir bei der Beurteilung anderer falsch liegen, präsentierte Professor Dr. Uwe Kanning anschaulich. Sein kurzweiliger Vortrag, der mit den Worten "Wer glaubt, andere Menschen leicht durchschauen zu können, der hat sich selbst nicht durchschaut" endete, ließ das hochkarätige Publikum nachdenklich schmunzelnd zurück.

(Schaufenster Mettmann/RG)
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