Jeder Mensch braucht ein Zuhause

Mettmann · Es ist ein schöner Anblick, das provisorische Wohnzimmer auf dem Königshofplatz am vergangenen Samstagnachmittag.

 Der Leiter der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbandes des Kreises Mettmann, Klaus Gärtner, Caritas-Bereichsleiter Thomas Rasch, Bürgermeister Thomas Dinkelmann und der CDU- Landtagsabgeordnete Martin Sträßer im Dialog zum Aktionsthema „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“.

Der Leiter der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbandes des Kreises Mettmann, Klaus Gärtner, Caritas-Bereichsleiter Thomas Rasch, Bürgermeister Thomas Dinkelmann und der CDU- Landtagsabgeordnete Martin Sträßer im Dialog zum Aktionsthema „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“.

Foto: TB

Esstisch, Sessel und ein gemütlicher Teppich laden zum Verweilen ein. Der Gedanke hinter der Aktion ist jedoch ernst. Mit dem Aktionszimmer beteiligt sich der Caritasverband des Kreises Mettmann an der Kampagne "Jeder Mensch braucht ein Zuhause" und macht auf die Wohnungsnot aufmerksam.

"Besonders Sozialwohnungen werden benötigt", sagt Thomas Rasch. Der Caritas-Bereichsleiter kennt den Bedarf: Allein über die Caritas in Mettmann suchten Ende des vergangenen Jahres 87 Mieter eine passende Wohnung. "Dabei dürfte die Dunkelziffer wesentlich höher liegen. Nicht jeder Suchende ist auch offiziell registriert." Das Problem lässt sich von vielen Seiten beleuchten. So weiß Rasch, dass in den vergangenen Jahren die Bindungsfrist zahlreicher sozialgeförderter Wohneinheiten ausgelaufen ist. "Wenn Fördergelder für den sozialen Wohnungsbau bereitgestellt werden, besteht eine Bindungsfrist von 25 Jahren, diese auch als Sozialwohnungen zu vermieten. Danach sind die Vermieter nicht mehr gesetzlich gebunden." Aktuell lassen sich kreisweit noch 16.000 Sozialwohnungen finden, vor 15 Jahren waren es doppelt so viele. "2.380 Wohnungen werden in den nächsten Jahren aus der Bindungsfrist fallen."

Zudem stellt der stete Kostenanstieg des Baulands für Investoren keinen Anreiz mehr dar, Sozialwohnungen zu bauen. "Sollte überhaupt Bauland zur Verfügung stehen, dann dies ist das nächste Problem", sagt Bürgermeister Thomas Dinkelmann, der anlässlich der Aktion eingeladen wurde und sich an der Diskussion beteiligte. "Als Kommune müssen wir einen Ausgleich zwischen Wohnen und Gewerbe schaffen und zur Akquirierung von Gewerbeeinnahmen auch weiter Fläche für die Neuansiedlung von Firmen bereithalten."

Als ersten Schritt in die richtige Richtung sieht Dinkelmann die Mitgliedschaft in der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft NRW-Urban. "Dieses Projekt hilft Städten, die selbst keine eigene Wohnungsbaugesellschaft betreiben, die Stadtentwicklung voranzutreiben." Gespräche mit privaten Investoren, Wohnhäuser sozialgerecht umzugestalten und zu vermieten, liefen bisher größtenteils ins Leere. Trotzdem: "Auf der Beethovenstraße entsteht derzeit ein kompletter Neubau, der ausschließlich mit Sozialwohnungen bestückt sein wird. Zudem plant der Bauverein mit dem neuen Quartier an der Georg-Fischer-Straße ebenfalls diese Wohnform."

Ansätze, Wohnraum der bereits vorhanden ist zu nutzen, gibt es einige, wie der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Sträßer weiß. Der Politiker zeigt neue Ansätze auf "Mit der Wohnraumförderung sollen junge Familien unterstützt werden, die in Eigentum umziehen und Mietwohnungen freimachen wollen. Bis 2022 stehen insgesamt vier Mrd. Euro an Landesfördermittel zur Verfügung." Auch sollten ältere und alleinstehende Personen finanziell bei Umzügen in kleinere Wohnungen unterstützt werden. "Wir haben genug Wohnungen im Kreis, diese sind nur mitunter falsch besetzt", so Sträßer.

Für Thomas Rasch ein Ansatz mit Tücken. "Viele ältere Leute wohnen in günstigen Mietwohnungen, weil sie alte Verträge mit günstigen Konditionen haben. Ziehen sie um, müssen sie den Mietpreis der heutigen Zeit bezahlen und können sich mitunter eine wesentlich kleinere Wohnung nicht leisten." Die vom Sozialamt anerkannte Nettomiete inklusive Nebenkosten wurde beispielsweise für einen Einpersonenhaushalt auf 434 Euro bei 50 qm festgelegt. "Sollte sich die Wohnung nur minimal über dem Mietsatz befinden, kann diese Wohnung nicht als Sozialwohnung bewertet werden", so Rasch.

Info: Die Caritas bietet Beratungen zu dem Thema Wohnungslosenhilfe an und nimmt Wohnungsgesuchen auf. Näheres unter www.caritas-mettmann.de.

(Schaufenster Mettmann/TB)
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