Düstere Aussichten für GF-Mitarbeiter?

Mettmann · Vor vier Jahren investierte Georg Fischer Automotive 36 Millionen Euro in eine neue Fertigungsanlage für Leichtbauteile am Standort Mettmann. Reichte diese Investition nicht aus, um den Standort zu sichern?

 Georg Fischer Standort Mettmann an der Flurstraße.

Georg Fischer Standort Mettmann an der Flurstraße.

Foto: RG

Vor vier Jahren investierte Georg Fischer Automotive 36 Millionen Euro in eine neue Fertigungsanlage für Leichtbauteile am Standort Mettmann. Reichte diese Investition nicht aus, um den Standort zu sichern?

Seit etwa zwei Wochen schnappen aufmerksame Zuhörer unterwegs und abends in den Gaststätten auf, dass sich Mitarbeiter von Georg Fischer Sorgen um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze machen. Von gefordertem Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld von 50 bis 100 Prozent und prozentualem Lohnverzicht ist die Rede. Auch über Mehrarbeit ohne Lohnausgleich für die kommenden vier Jahre wird gesprochen. Das Firmenergebnis falle 2016 negativ aus, auch die Aussichten für 2017 wären nur leicht positiv und die bis 2020 unklar. Was steckt dahinter?

Auf Deutschlands größtem Finanzportal ist einer Meldung aus dem Juli zu entnehmen, dass der Umsatz des GF Konzerns im ersten Halbjahr um drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen ist. Das Betriebsergebnis konnte um 20 Prozent und das Gesamtkonzernergebnis um 36 Prozent erhöht werden. Die Implementierung der Strategie 2020 sieht man "gut auf Kurs". Auch der Umsatz von GF Automotive stieg 'trotz unterschiedlich starker Nachfrage‘ um zwei Prozent. Mettmann profitiert davon jedoch offensichtlich nicht. Die Eisengießereien sind dem Halbjahresbericht aus Juli 2016 zufolge nur zu 80 Prozent ausgelastet, während die Aluminiumsparte von neuen Aufträgen aus dem Markt der Elektromobilität profitiert.

Die Strategie 2020 ist der Homepage des GF Konzerns zu entnehmen. In der Kurzfassung umfasst sie 'Expansion in Wachstumsmärkte‘, 'Verlagerung des Portfolios der Divisionen in Geschäftsfelder mit höherer Marge‘, 'Steigerung der Vertriebs- und Innovationsstärke‘. Darunter kann man ein Interview mit Yves Serra, CEO bei Georg Fischer, lesen. "Unsere Strategie 2020 ist auf profitables Wachstum ausgerichtet", erklärt er. Wachstum strebt der Konzern vor allem in Asien sowie in Nord- und Südamerika an. Der Umsatz soll um 20 Prozent wachsen und mit angestrebten 18 bis 22 Prozent für den ROIC und 8 bis 9 Prozent bei der EBIT-Marge soll eine hohe Profitabilität erzielt werden. Das alles mit dem Ziel den Gewinn pro Aktie deutlich über 50 Schweizer Franken zu steigern, der lag in den letzten Jahren im Durchschnitt 'nur bei 40 Schweizer Franken‘.

Die Aktionäre wird das sicher freuen, die Mitarbeiter bei Georg Fischer in Mettmann eher weniger. Die im Raum stehenden Forderungen, mit denen die Rentabilität und der Profit des Standortes wieder gesteigert werden sollen, dürfte die Stimmung der Mitarbeiter weiter drücken. Was geschieht, wenn die Ziele, die der Konzern sich in der Strategie 2020 gesetzt hat, in Mettmann nicht erreicht werden können? Ist dann Schluss für GF in Mettmann? Wir haben zu den eingangs erwähnten Forderungen in der Schweiz nachgehakt. Das offizielle Statement aus der Konzernzentrale dazu:

"Wir befinden uns seit rund einem Jahr mit der Arbeitnehmervertretung und IGM in Verhandlungen für einen unternehmensbezogenen Verbandstarif, um GF Mettmann auch in Zukunft erfolgreich aufzustellen. Ein solcher unternehmensbezogener Verbandstarif ist in der Gießereibranche nicht unüblich. Zu den Inhalten und Details der aktuell laufenden Verhandlungen, über welche die Mitarbeitenden frühzeitig informiert wurden, können wir keine Angaben machen."

Natürlich wollten wir wissen, was die IG Metall dazu zu sagen hat und haben auch dort eine Stellungnahme eingeholt. "Die Verhandlungen haben mittlerweile begonnen, hierbei steht die Zukunftsfähigkeit des Standortes und damit einhergehend, die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze in Mettmann, im Fokus der Gespräche.

"Die Verhandlungen verlaufen, auch mit tatkräftiger Unterstützung des Betriebsrates, sehr konstruktiv. Unsere Mitglieder sind bei den aktuellen Entwicklungen ebenfalls involviert", sagt Hakan Civelek, Gewerkschaftssekretär und Verhandlungsführer der IG Metall.

Den Mitarbeitern von GF können wir alle nur wünschen, dass ihre Arbeitsplätze langfristig erhalten bleiben.

(Schaufenster Mettmann/Ria Garcia)
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