Die drei Weisen aus der Gynäkologie

Mettmann · Wie man aus der Not eine Tugend machen kann, hat Bernd Huckels, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses in Mettmann, gerade gezeigt. Er hat drei Experten im Ruhestand gewonnen.

 v.l.n.r.: Dr. med. Constantin Pagouras, Dr. med. Edgar Harms, Chef- Hebamme Claudia Brieske und Prof. Dr. med. Christoph Werner.

v.l.n.r.: Dr. med. Constantin Pagouras, Dr. med. Edgar Harms, Chef- Hebamme Claudia Brieske und Prof. Dr. med. Christoph Werner.

Foto: RG

(RG) Dr. Ulrike Müller war nur wenige Monate als neue Chefärztin in der Gynäkologie aktiv, als sie aus privaten Gründen wieder kündigen musste. "Natürlich kam das für uns alle überraschend, dennoch für alle nachvollziehbar", kommentiert Bernd Huckels die Entscheidung, die ihn vor die Herausforderung stellte schnell eine qualifizierte Nachfolgeregelung zu finden. Gute, auch angehende Chefärzte sind nie arbeitslos. Die Gynäkologie des EVKs monatelang ohne Leitung zu lassen, war aber auch keine Option und so wählte Bernd Huckels einen ungewöhnlichen Weg, um die Leitung vorübergehend qualifiziert zu besetzen und so eine langfristige Nachfolge zu ermöglichen. Er gewann drei Ärzte, die sich zeitlich befristet ans EVK binden und damit den derzeitigen Qualitätsstandard der Gynäkologie und Geburtshilfe erhalten und weiter ausbauen. Möglich ist das, weil alle drei ihr gesetzlich festgelegtes Ruhestandsalter bereits erreicht haben.

"Wir sind das Rentnerteam", sagt Prof. Dr. med. Christoph Werner, der Teil der neuen dreier Spitze und 'noch‘ 79 Jahre alt ist. Prof. Werner war 29 Jahre Chefarzt der Frauenklinik des Bethesda-Krankenhauses in Duisburg und hat einen Schwerpunkt auf familienorientierte, sichere Geburtshilfe und moderne operative Gynäkologie gelegt. In der Senologie standen für ihn die moderne Diagnostik und Therapie von Brustkrebs im Vordergrund. Schonende, wiederherstellende Operationsverfahren standen im Mittelpunkt und die Klinik war eine der ersten, die eine psychoonkologische Begleitung von Karzinompatienten eingeführt hat.

Sein Kollege Dr. med. Edgar Harms ist 68 Jahre alt und bei Ärzte ohne Grenzen aktiv. Gerade erst war er wieder in Eritrea unterwegs. Alle drei kannten sich schon vor ihrem Dienstantritt im EVK und verstehen sich nicht als Konkurrenten, sondern als Team, das sich mit dem jeweiligen Expertenwissen ergänzt und in der Lage ist das Wissen an jüngere Kollegen weiterzugeben. "Dazu gehört auch nicht alles selbst zu operieren und jüngere ranzulassen, die man mit dem eigenen praktischen Fachwissen begleiten kann", erklärt Dr. Harms, der auch bei seinen Auslandseinsätzen häufig mit jüngeren Ärzten zusammenarbeitet und deren Einsatz zu schätzen weiß. Harms hat mehr als zwei Jahrzehnte Chefarzterfahrung im Kreiskrankenhaus Grevenbroich St. Elisabeth sowie im Brustzentrum Rhein-Kreis Neuss und ist Fachmann in der Beckenbodenchirurgie und Onkologie.

Der dritte im Bunde und der jüngste ist Dr. med. Constantin Pagouras, der gerade in diesem Jahr 65 Jahre alt geworden ist, was er mit "Ich bin das Küken im Team", humorvoll kommentiert. Dr. Pagouras hat seit 1991 im katholischen Krankenhaus in Hilden, das zur Kplus-Gruppe gehört, seinen Schwerpunkt Senologie aufgebaut. Seit 1995 hat er sich auf Brust-OPs spezialisiert. In den 25 Jahren seiner Tätigkeit hat sich das Krankenhaus in Hilden zum Brustzentrum im Kreis entwickelt. Etwa 10.000 Patientinnen wurden in dieser Zeit dort behandelt, deren Heilungschancen sich in dieser Zeit von 60 auf 90 Prozent verbessert haben.

Raus aus dem Beruf und der OP-Praxis war keiner der Drei Vollblut-Mediziner in der Zwischenzeit. Bernd Huckels kann darauf vertrauen, dass die drei Experten auf ihrem Gebiet im EVK die Gynäkologie und Geburtshilfe auf hohem Niveau sicherstellen und ihre Zeit und ihre eigenen Netzwerke nutzen, um eine passende Nachfolge zu finden. Zur Freude der leitenden Hebamme Claudia Brieske ist die wohnortnahe Geburtshilfe genauso sichergestellt, wie gynäkologische Eingriffe, die ältere Patientinnen betreffen.
Für Frauen aus Mettmann und Umgebung ist es sicher ein beruhigendes Gefühl, dass die 'drei Weisen aus der Gynäkologie‘ im EVK aktiv sind.

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